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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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Wieder mal diese sonderbare Ausdrucksweise. Das Leben der Amhralough musste stark von Geben und Nehmen bestimmt sein. Und Nehmen bedeutete Töten!
    »Aber zum Nehmen war sie gut genug, ja?«, schleuderte sie Ahi entgegen. »Zum Anlocken und ... und auffressen oder was ihr sonst mit uns macht. Und du hast das gut gelernt, wie ich sehe. Letzte Woche hattest du noch Skrupel. Aber jetzt ... Alle Achtung!«
    Sie wollte ihn anblitzen, aber es war schwer, den Zorn aufrechtzuerhalten, wenn sie in seine Augen sah. Ahi wirkte einfach nicht wie ein Monster. Im Gegenteil, er war schön. Und er schien verletzlich und sanft, wie er jetzt da saß, die Füße auf den Felsen gezogen und die Arme um die angewinkelten Knie geschlungen, so wie Viola selbst bei ihrer Begegnung auf der Brücke.
    »Ich hab sie nicht gelockt!«, rechtfertigte sich Ahi. »Es ist wahr, dass man mich ausgeschickt hat, um ... zu jagen ..., aber ich hab's noch nie getan. Mit deiner Freundin jetzt ... sie war so freundlich. Also habe ich sie den Körper der Kleinen Seele berühren lassen. Ich wusste nicht, dass dich das kränkt.«
    Violas Wut flammte wieder auf - auch, weil sie sich ertappt fühlte. Hatte Ahi ihre Eifersucht gespürt? Durchschaute er sie besser, als sie dachte?
    »Ach was kränkt«, meinte sie böse. »Ich hab mir nur Sorgen gemacht ...«
    Ahi lächelte. »Das brauchtest du nicht«, beharrte er.
    »Das brauchte ich nicht?«, fragte Viola, immer noch verärgert. »Ist ja schön und gut, wenn du keine bösen Absichten hattest. Aber was hättest du gemacht, wenn Shawna aufgestiegen wäre? Denn so läuft es doch, nicht wahr? Auch bei dir, erzähl mir nichts! Du hast dich so an sie rangeschmissen, sie konnte praktisch nicht anders!«
    Ahi schüttelte den Kopf. »Sie konnte schon«, sagte er würdevoll. »Das hast du doch gesehen. Sie war nicht in Gefahr.«
    »Aber wenn sie aufgestiegen wäre?«, beharrte Viola. »Hättest du sie dann mit in den See genommen? Hättet ihr sie in Stücke gerissen und ge ... gefressen?« Es war fast zu ungeheuerlich, um es auszusprechen. Es konnte nicht wirklich so sein, dies war ein dummes Märchen ... Louise Richardsons Leiche war unversehrt gewesen ... Ahi würde sie auslachen.
    Der Junge lachte jedoch nicht, sondern blickte eher gequält. »Es ist nicht so ... wie du glaubst. Oder wie man es sich erzählt. Wir ... wir fressen sie nicht. Nicht ihre Körper. Was wir wollen ist nur ... ihre ... ihre Lebenskraft ...«
    »Ihre was?«, fragte Viola. »Jetzt erzähl mich nicht, dass ihr den Leuten das Blut aussaugt wie Vampire!«
    Ahi schüttelte den Kopf. »Nein, nicht so ... Viola, du ... du hast es doch selbst schon erfahren. Beim ersten Mal, als wir uns trafen. Du hast meine Hand gehalten, und ich habe bacha von dir genommen - Lebenskraft. Um mein Bein zu heilen ... Du musst dich erinnern ...«
    Viola erinnerte sich nur zu gut an das Gefühl nach jeder seiner Berührungen. Diese seltsame Intimität, der Schwindel, die leichte Schwäche.
    »Wenn ich mich nicht stark täusche, bin ich allerdings noch am Leben«, bemerkte sie eisig.
    Das Kelpie nickte. »Und ich habe dir ebenfalls ein Geschenk gegeben. Ich habe dir gesagt, ich wollte dich nicht berauben ...«
    »Ist ja zauberhaft!«, höhnte Viola. »Aber bei Shawna hättest du keine Hemmungen gehabt ... Und bei Louise Richardson ...«
    Ahi seufzte. »Shawna war nicht in Gefahr!«, beharrte er. »Schau, Viola, ich muss einen Grund nennen, wenn ich an den Strand komme - und man beobachtet mich. Ich schwöre dir, ich habe noch nie einen Menschen in den See gelockt. Aber sie wollen, dass ich es tue. Deshalb habe ich ... ein bisschen mit Shawna gespielt. Aber ich wusste, es würde nicht funktionieren. Das Mädchen gehört zu den Guten ...«
    »Zu den Guten?«, fragte Viola verwirrt. »Soll das jetzt heißen, ihr seid so eine Art Robin Hoods, die nur böse Menschen fressen?«
    Ahi kaute auf seiner Lippe herum und wirkte damit rührend menschlich.
    »Wir fressen sie nicht. Sie ertrinken«, erklärte er noch einmal. »Und wir nehmen ihre Kraft in uns auf. Aber es ist immer ein Angebot. Wir zerren niemanden in den See, es sind die Menschen, die Hand an uns legen. Niemand zwingt sie, ein Kelpie zu besteigen - und sie tun es immer in der Absicht, ihm die Freiheit zu rauben. Eine Seele gegen eine Seele ...« Ahi sah zu Boden. Er wirkte verletzlich und jung. Aber Viola hatte nicht die Absicht, ihn zu bedauern.
    »Müsst ihr sie dazu gleich umbringen?«, fragte sie hart weiter. »Obwohl

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