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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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sollten in der Kirche eine Kerze anzünden oder so was ... Was macht man denn da als richtiger Katholik, Ainné?«
    Dad und Mom waren in Deutschland nie mit Viola in die Kirche gegangen und hatten ihre Tochter auch nicht taufen lassen. Zwischen Dad und Ainné war das allerdings noch ein Konfliktpunkt, was das kommende Baby betraf.
    »Da gibt es wohl auch noch andere Dinge zu regeln ...«, stichelte Ainné denn auch gleich. »Willst du jetzt ins Bett gehen, Viola? Es bringt wohl wenig, wenn du auf die Polizei wartest - falls die überhaupt noch kommt ...«
    Per Handy war es inzwischen gelungen, Louise Richardson als vermisst zu melden, aber der »Dorfsheriff« - in Roundwood gab es nur einen einzigen Polizisten - zeigte sich davon nicht sehr beeindruckt.
    »Die Frau war also nicht auf dem Wasser, sondern irgendwo auf dem Campingplatz, ja?«, fasste er Ainnés Erklärung zusammen. »Wohin soll sie denn da verschwunden sein?«
    Ainné erklärte ihm ziemlich unwirsch, dass es wohl seine Aufgabe sei, das herauszufinden. Aber den Eindruck, als wollte er sich in dieser Nacht noch ins Auto setzen und herauskommen, machte er nicht.
    »Bei erwachsenen Personen nehmen wir Vermisstenmeldungen sowieso erst nach drei Tagen auf«, beschied er Ainné schließlich. »Wartet mal ab, wenn es aufhört zu regnen, taucht die wieder auf.«
 

 
    Mit diesen Worten sollte der Officer recht behalten, aber leider im wahrsten Sinne des Wortes. Es war schließlich Shawna, die Louise Richardsons Leiche fand - im Schilf am Seeufer, in der Nähe der neu eingezäunten Pferdekoppel. Das Mädchen hatte Bills Pferde nach der Schule herausgebracht - inzwischen schien wieder die Sonne, der See war ruhig und höher gelegene Wiesen begehbar. Guinness hatte an einer schilfbewachsenen Uferstelle angeschlagen und Shawna war nachsehen gegangen. Sie klopfte dann, kreidebleich und zitternd, an die Tür der McNamaras. Viola öffnete ihr - und war fast erleichtert, als sie ihren gestammelten Bericht hörte. Natürlich war es schrecklich, dass Louise tot war. Aber wenn es eine Leiche gab ... wenn sie angeschwemmt worden war ...
    »Wie ... wie sah sie denn aus?«, fragte sie Shawna widerstrebend, nachdem Ainné die Polizei benachrichtigt hatte und Alan mit den Leuten vom Rettungsdienst zum See gegangen war, um ihnen die Stelle zu zeigen. Shawna hatten sie nur kurz verhört, dann aber auf ihre Begleitung verzichtet. Das Mädchen sah nicht aus, als könnte man ihm den Anblick der Toten noch einmal zumuten. Ainné platzierte sie schließlich mit der üblichen Tasse Tee mit Whiskey vor dem Kamin, an dem Viola auch schon den ganzen Tag hockte. Sie war in ihrem Bett trotz Heizdecke nicht richtig warm geworden und hatte kaum geschlafen. Zur Schule hatte Alan sie insofern nicht geschickt und Viola hatte keine Einwände erhoben. Innerlich zitterte sie nach wie vor - und in ihrem Kopf pochte das Wort Kelpie. Konnte sie sich das Erlebnis vielleicht doch eingebildet haben? Aber ihr Dad hatte recht: Es gab keine natürliche Erklärung dafür, dass sie hier am Strand gelandet war.
    Shawna zuckte die Achseln. »Schrecklich ... «, sagte sie und nahm einen großen Schluck Tee. »Ganz ... ganz bleich und ... und aufgedunsen ...« Sie schüttelte sich. »Aber das Gesicht hab ich gar nicht gesehen, das wurde von ihrem Haar verdeckt ...«
    Haar, das Louise Richardson stets zu einem strengen Knoten gefasst hatte. Im Wasser musste es sich gelöst haben.
    Viola holte tief Luft. Sie wollte das nicht fragen, aber sie konnte auch nicht im Ungewissen bleiben. »War sie ... ich meine ... war sie ... irgendwie ... angefressen?«, fragte sie zögernd.
    Shawna warf ihr einen verwunderten Blick zu. »Angefressen? Ach so, du meinst von den Fischen! Nö, eigentlich nicht. Also ich hab nichts gesehen. Und das geht doch auch nicht so schnell. Sie war schließlich nur einen Tag im Wasser. Und die ganze Nacht war Sturm, da haben sich die Fische bestimmt versteckt.«
    Viola atmete auf. Also steckten die Kelpies nicht dahinter.
    Aber hatte Ahi nicht etwas von satt gesagt? Das alles war zu verwirrend. Viola würde ihn finden und ihn selbst dazu hören müssen. Und diesmal ohne Ausflüchte und Andeutungen.
    »Etwas Schlimmes tun, um am Leben zu bleiben ...« Das Dilemma ihres seltsamen Freundes gewann plötzlich Gestalt. War Ahi dem Drängen seines Volkes oder seiner Familie nachgekommen und hatte Louise ins Wasser gelockt? Wo man ihr dann ihre Seele raubte?
    Viola schauderte und schenkte sich einen

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