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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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sie an toten.«
    Ahi sah das ein und beherrschte sein Skalpell nach kurzer Übung virtuos. Gekonnt häutete er Bananenschalen und sezierte Karotten, bis Shawna ihn damit neckte, dass niemand so elegant Gemüse schneiden könne wie er. Er sollte das anführen, wenn er sich im Sommer wirklich um einen Job im Restaurant ihrer Familie bewarb.
    Aber für diese Stunde hatte Miss Rourke nun den Ernstfall angekündigt und nicht nur Viola und Shawna grauste davor. Ahi brachte es nicht zur Sprache, möglicherweise hatte er nicht verstanden, worum es ging. Auf jeden Fall stand er zunächst erfreut, dann aber ziemlich fassungslos vor dem Terrarium voller grünbrauner Amphibien, das Miss Rourke anschleppte.
    Jenny quiekte »Sind die süß!« und zog sich damit sofort einen tadelnden Blick der Lehrerin zu. Die anderen Schüler enthielten sich eines Kommentars, nur Hank und Howard auf einer der hintersten Bänke gaben Geräusche von sich, die wohl denen eines Neandertalers vor dem Zerlegen der Beute gleichkamen.
    »Also ...«, erklärte Miss Rourke, »ihr arbeitet zu zweit. Jedes Paar bekommt ein Tier, die Arbeitsschritte besprechen wir jeweils, bevor wir loslegen. Ich habe hier auch noch eine Karte ...«, sie entrollte das Bild eines aufgeschnittenen Frosches, »der ihr die Lage der Organe entnehmen könnt.«
    Noch während sie sprach, zog sie rasch Handschuhe über und setzte einen Frosch nach dem anderen geschickt in Laborgläser, die sie dann verteilte. Viola beobachtete, dass die Tiere vor ihr zu fliehen versuchten.
    »Die kleinen Seelen haben Angst!«, wisperte Ahi empört und hatte gleich darauf nichts Besseres zu tun, als den Frosch, den Miss Rourke auf seinen Tisch stellte, aus dem Glas zu befreien. Auf seiner kühlen Hand - die Anweisung, Handschuhe überzuziehen, musste Ahi überhört haben - schien sich das Tier zu beruhigen.
    Shawna sah das allerdings anders. »Er ist ganz starr ...«, sagte sie mitleidig.
    Ahi schien sich auf sein Tier zu konzentrieren, nach sehr kurzer Zeit lächelte er. »Es sind so kleine Seelen ...«, sagte er sanft. »Es ist ganz einfach, eins mit ihnen zu werden. Versuch es mal, Vio!«
    Er hielt ihr die Hand mit dem Frosch hin. Viola widerstrebte es, zuzugreifen. Nicht, dass sie sich ekelte, sie fand das Tier nicht abstoßend. Aber es widerstrebte ihr, ihre Seele mit jemandem zu verschmelzen, den sie gleich mittels Chloroform in einen hoffentlich existierenden Amphibienhimmel befördern sollte.
    Verdammt, jetzt dachte sie schon als jemand an den Frosch - und nun krabbelte das Tier auch noch mit aller Seelenruhe von Ahis auf ihre Hand hinüber ... von Angst nichts mehr zu sehen.
    Ahi meldete sich. »Was sollen wir jetzt mit den Fröschen tun, Miss Rourke?«, fragte er. »Ich meine nur - wenn wir sie bloß angucken sollten, dann wäre es besser, sie jetzt wieder rauszubringen. Sie fühlen sich nicht sehr wohl in diesen Gläsern und sie sind auch nicht so gern allein. Sie singen zusammen, wissen Sie ...« Ahi drückte sich so höflich aus wie immer, aber Viola vernahm doch andere Nuancen in seiner Stimme. Ahi sprach schärfer und bestimmter als sonst. Seine gewohnte Gelassenheit schien von ihm abzufallen.
    Hank und die anderen Jungen lachten.
    »Alistair, hast du denn nicht aufgepasst?«, fragte Miss Rourke unwillig. »Wir werden diese Frösche heute sezieren - das heißt aufschneiden, gucken, wie sie von innen aussehen ...« Die Lehrerin nahm offensichtlich Sprachprobleme an.
    »Aber sie sind noch am Leben«, bemerkte Ahi.
    Wenn Ahi seltsame Fragen stellte, pflegte Viola sich gewöhnlich Sorgen zu machen, aber gerade fiel ihr das schwer. Sie betrachtete ihren Frosch und ihr Denken schien sich dabei zu reduzieren. Kleine Seelen, das hatte Ahi schon öfter gesagt, denken nicht allzu viel, sie »sind«. Wobei der Frosch sich jetzt verhältnismäßig sicher zu fühlen schien. Viola sah zu Shawna hinüber.
    Die hatte es ihr und Ahi inzwischen nachgemacht. Auch Shawnas Frosch saß in ihrer Hand und sie schaute ihn mit der charakteristischen Verzückung an, die sie für jedes Tier aufbrachte, außer für Stechmücken.
    »Streichle seine Stirn, das mag er«, flüsterte Viola und wusste selbst nicht, woher sie das wusste.
    Shawna hob die linke Hand und tupfte den Hauch einer Berührung auf die Stelle zwischen den Augen ihres Frosches. Das Tier hielt still. Shawna strahlte.
    »Das werden wir gleich ändern«, erklärte Miss Rourke rigoros. »Ich verteile jetzt Chloroform, eine farblose Flüssigkeit, wie ihr

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