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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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dort und wir können uns ein bisschen umsehen – wir sollten keine wertvolle Zeit verstreichen lassen“, erwiderte er, ohne den Blick vom Straßenverkehr zu lösen und ich schluckte und nickte stumm, während ich aus dem Fenster blickte. Meine Gedanken waren bei Julian und das bewirkte, dass sich mein Herz schmerzhaft zusammenkrampfte. Wir mussten einfach herausfinden, wer dieses Gift hergestellt hatte. Plötzlich spürte ich Max´ Blick auf mir ruhen. Ich wandte den Kopf und sah ihm in die Augen. „Gib die Hoffnung nicht auf – noch haben wir Zeit!“
    „Okay“, hauchte ich und gab mir Mühe, meine Verzweiflung zu verbergen. Wir folgten den Anweisungen des Navigationsgerätes und mit wachsendem Erstaunen musste ich feststellen, dass es uns in eine ziemlich heruntergekommene Gegend lotste.
    An den Straßenecken lagen Obdachlose auf Pappkartons, während einige Prostituierte, halb bekleidet den uringetränkten Bordstein auf und ab wackelten. Ich biss mir auf die Lippen, denn der Gestank von Exkrementen und zweifelhafter Hygiene war sogar im Inneren des Wagens äußerst präsent. „Ach du meine Güte, wo sind wir hier gelandet?!“, hörte ich Max mehr zu sich selbst sagen, doch ich teilte seine Abscheu.
    „Hier ist es.“ Ich deutete aus dem Fenster, als sich über uns eine rote Leuchtreklame erhob:
La nuit
– wie passend, schoss es mir durch den Kopf. Leider fielen wir mit unserem teuren Wagen sofort auf und eine kleine Gruppe gaffender Menschen, hatte sich bereits mit ein wenig Sicherheitsabstand um uns versammelt. Ungerührt stiegen wir aus und traten an ihnen vorbei, während ihre offenen Kiefer der Schwerkraft nachgaben. Mich beschlich der leise Verdacht, dass das Auto wahrscheinlich nicht mehr da sein würde, wenn wir zurückkehrten. 
    Ich drückte gegen die schwere, schwarze Stahltür und sofort stieg mir der Geruch von Pheromonen, Schweiß und Qualm in die Nase. Ich hörte Max geräuschvoll einatmen, als wir über die Schwelle traten und von schwüler Luft und wummernden Bässen eingehüllt wurden. Die Bar war gähnend leer, lediglich drei Männer saßen vor der Bühne, auf der sich eine operierte Rothaarige, mehr oder weniger lustvoll an der Stange rieb. Ihre gelangweilte Miene sprach Bände, doch das schien die geifernden Herren zu ihren Füßen nicht zu tangieren. Sie johlten immer wieder, wenn ein weiteres Kleidungsstück zu Boden segelte. Ich riss mich von diesem jämmerlichen Anblick los und folgte Max an die Bar, hinter der eine vollbusige Blondine Kette rauchte. Zur Begrüßung blies sie eine dicke Schwade in unsere Richtung, ehe sie uns mit einem „Was darfs´n sein?“ von oben bis unten musterte. Max räusperte sich und lehnte sich zögernd etwas in ihre Richtung, um nicht zu laut sprechen zu müssen. „Wir sind auf der Suche nach jemanden, der vielleicht zu ihren … Mädchen gehören könnte – es wird nicht zufällig eine ihrer Damen vermisst?“ Erstaunt hob ich die Brauen. Woher konnte Max wissen, dass es sich bei der Person um eine Frau handelte, von der Julian vergiftet worden war? Mein Blick fiel auf die Barfrau und ich glaubte zu erkennen, dass sich ihre Augen für einen kurzen Augenblick angstvoll weiteten, doch dann wurde ihre Miene eisern und sie sah zwischen Max und mir hin und her. „Ich weiß ja nicht, wer sie sind und woher sie kommen, aber … ich wüsste nicht, dass uns ein Mädchen abhanden gekommen ist.“ Ihre Stimme zitterte ganz leicht und ich war mir in diesem Moment sicher, dass sie doch mehr wusste, als sie bereit war, preis zu geben. Wahrscheinlich würde Max ihren Verstand nun zwingen, mit Informationen herauszurücken.
    Doch dann tauchte hinter ihr plötzlich ein muskelbepackter Hüne auf, der uns mit seinen grünen Augen durchbohrte. „Gibt es hier Ärger – Bonnie?“, dröhnte seine Stimme durch den ganzen Raum und Blondie schüttelte verängstigt den Kopf. „Nein Josh, alles in Ordnung – diese Gäste wollten gerade gehen.“ Sie warf uns einen eindeutigen Blick zu und Max hob beschwichtigen die Hände. „Genau, wir wollen keinen Ärger.“ Als mir klar wurde, dass es sich bei Josh um einen unserer Art handelte, war ich bereits in Angriffstellung gegangen. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum Max immer so wahnsinnig darauf bedacht war, alles friedlich zu lösen. Dafür hatten wir jetzt keine Zeit! Ich stieß ein drohendes Knurren aus, doch Max packte mich energisch am Arm und bedeutete mir mit einem strengen Blick, dass wir die Bar nun

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