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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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verlassen würden.
     Nur widerstrebend folgte ich ihm und konnte Josh´ brennenden Blick in meinem Rücken spüren. Als wir vor die Tür traten und halbwegs frische Luft einatmeten, stieß ich ein verächtliches Schnauben aus. „Was sollte das?“, zischte ich. „Den hätte ich mit Links kalt gemacht!“ Ich konnte das wütende Brennen in meinen Adern nur mit Mühe zügeln. „Ja, das weiß ich – aber das hätte sich bestimmt schnell herumgesprochen und wir hätten eine Menge Ärger am Hals. Und so kommen wir nie an die nötigen Informationen!“, erwiderte er streng und entriegelte die Autotüren. Zu unser beider Überraschung, war der Wagen nicht gestohlen worden. „Und was schlägst du jetzt vor?“, fragte ich, immer noch gereizt, als Max den Motor gestartet hatte. „Jetzt nehmen wir uns ein Hotelzimmer und kehren heute Abend noch mal hierher zurück, um uns umzusehen. Ich wette, nach Einbruch der Dunkelheit sind hier mehr Leute anzutreffen. Vielleicht wird es dann einfacher, etwas herauszufinden“, erwiderte er, sah mich abschätzig an und nickte dann in Richtung meiner Tasche. „Vielleicht solltest du etwas trinken – ich meine nur, um wieder ein wenig ruhiger zu werden.“
    „Das … ist wahrscheinlich eine gute Idee“, gab ich kleinlaut zu. Mal wieder hatte ich es soweit kommen lassen, dass der Durst und somit meine Emotionen fast die Kontrolle übernommen hätten. Seufzend kramte ich die Blutkonserve aus meiner Handtasche und trank in großen Schlucken. Sofort konnte ich spüren, wie sich die kochende Lava in meine Adern wieder zu normalem Blut verwandelte und mein Verstand klarer wurde. Und wieder einmal wurde mir eines bewusst: Ich hasste mein Dasein als verdammter Junkie! 
    Als Max und ich ein Hotelzimmer bezogen hatten, beschloss ich, Valentina anzurufen. Ich musste einfach wissen, wie es Julian ging. Meine Finger flogen bebend über die Tasten und nachdem es zweimal angeklingelt hatte, meldete sich Val.
    „Hi“, flüsterte ich spröde in den Hörer. „Wie geht’s ihm?“ Ich hörte, wie Max´ Gefährtin tief durchatmete. „Unverändert. Olivia wälzt gerade sämtliche Bücher mit Gegengiften – aber das wird uns nicht viel nützen, solange wir nicht wissen, welche Zutat fehlt.“
    Seufzend atmete ich aus. „Okay, wenn du nach ihm siehst, sag ihm ich liebe ihn!“
    „Das werde ich. Passt auf euch auf – ja?“ Sie klang ziemlich besorgt. Ich verabschiedete mich von ihr und reichte das Handy an Max weiter, damit er Val etwas beruhigen konnte. Damit er nicht das Gefühl bekam, ich würde ihn belauschen ging ich ins Nebenzimmer und klappte den Laptop auf. Ich hatte mir vorgenommen ein bisschen über den Nachtclub zu recherchieren.
    Während der Rechner sich hochfuhr, schielte ich auf den Kühlschrank der Minibar, die Max mit unseren Blutkonserven gefüllt hatte. Ich gab meinem inneren Impuls nach, stand auf und öffnete die Kühlschranktür. Mit dem Beutel in der Hand setzte ich mich wieder vor den Computer und gab den Namen des Stripschuppens in die Suchmaschine ein. Es gab tatsächlich eine Homepage, auf die ich klickte um mich dort umzusehen.
    Ich stieß auf Fotos der Frauen, die dort für Geld ihre Hüllen fallen ließen. Max, der zwischenzeitlich das Telefonat mit Valentina beendet hatte, trat von hinten an mich heran. Ich wandte den Kopf zu ihm herum. „Sag mal, woher konntest du dir denn sicher sein, dass das Blut von einer Frau stammt?“
    „Das Blut schmeckt anders, als das von Männern“, erwiderte er schlicht und ich konnte mein Erstaunen nicht verbergen. Dieser Unterschied war selbst mir bis jetzt nicht aufgefallen. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass er schon so lange kein menschliches Blut mehr getrunken hatte. Ich entschied mich aber, nicht nachzufragen. 
    Nach Einbruch der Dunkelheit fuhren wir wie besprochen zurück in das zweifelhafte Viertel und parkten den Wagen ein paar Meter abseits des Nachtclubs. Ehe ich aussteigen konnte, hielt Max mich am Ärmel fest und sah mir durchdringend in die Augen. „Wir sehen uns erstmal hier auf der Straße um, dann versuchen wir unser Glück noch mal im
La nuit
und hoffen, dass Josh keinen Ärger macht. Bitte versprich mir, ganz gleich was geschieht – halte deine Wut in Zaum, okay?“
    Ich presste mein Kiefer zusammen und nickte zögernd. „Aber wenn es brenzlig wird, garantiere ich für nichts!“, erwiderte ich trotzig und öffnete mit Schwung die Autotür. Die Straße war weitaus belebter, als noch heute Nachmittag.

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