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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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verrückt?!“, rief er entsetzt aus und hustete erneut. „Sie hätten mich fast umgebracht!“
    „Selbst schuld, wenn Sie mich verfolgen“, erklärte ich kalt und musterte ihn prüfend. Umständlich kam er auf die Beine und lehnte sich stöhnend gegen den Geländewagen, der jetzt eine Delle im Kotflügel aufwies. Ich legte den Kopf schief und sah ihn abwartend an. „Warum sind Sie mir nachgelaufen?“
    „Ich“, begann er schnaufend, „sollte auf Sie aufpassen – eine Freundin meinte, Sie könnten vielleicht Hilfe brauchen.“ Seine Worte irritierten mich, doch meine Miene bleib eisern. „Was immer Ihre Freundin auf so eine Idee gebracht hat – wie Sie sehen, kann ich gut auf mich selbst aufpassen!“, erwiderte ich giftig. Ich griff nach meinem Reisetrolley und setzte mich ohne ein weiteres Wort in Bewegung. „Hey! Warten Sie! Wo wollen Sie denn jetzt hin?!“, rief Michael mir nach, raffte sein Zeug zusammen und rannte mir hinterher.
    Ich blieb stehen und verengte die Augen. „Das geht Sie überhaupt nichts an! Kümmern Sie sich gefälligst um ihren eigenen Kram!“ Plötzlich weiteten sich Michaels Augen, so als träfe ihn eine Erkenntnis. „Sie wissen gar nicht Bescheid, oder?“
    „Bescheid? Über was sollte ich Bescheid wissen?“ Ich stieß ein genervtes Schnauben aus. Das hier war doch reine Zeitverschwendung! Ich wandte mich ab und erblickte endlich den Wagen, den ich gemietet hatte. „Suchen Sie sich ein Hobby!“, rief ich Michael im Gehen zu und stapfte los. „Aber Olivia hat ausdrücklich …“, begann er und ich erstarrte. Langsam drehte ich mich wieder zu ihm um und hob eine Braue. „Sie kennen Olivia?“, fragte ich gedehnt. Ein erleichtertes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er eifrig nickend auf mich zustürmte. Seine Jacke baumelte über dem rechten Arm und er zog einen kleinen Koffer hinter sich her. „Ob ich sie kenne?“ Ein kurzes Lachen ertönte. „Sie ist meine Halbschwester.“
    „Ah…ha“ Mehr brachte ich in diesem Moment nicht zustande. „Und äh … praktizieren Sie auch … Magie oder dergleichen?“, wollte ich wissen.
    „Aber ja, es liegt bei uns quasi in der Familie.“ Er grinste breit. Ich atmete tief durch, trat auf ihn zu und hielt ihm die Hand hin.
    „Also gut, wir hatten offenbar einen falschen Start.“ Ich biss mir kurz auf die Unterlippe. „Tut mir leid, wegen … ich stehe im Moment ein wenig neben mir.“ Mein Blick glitt hinüber zu dem demolierten SUV, doch Michael winkte ab, ergriff zögernd meine Hand und schüttelte sie kurz. „Schon okay, ich lebe ja noch. Vielleicht hätte ich mich gleich im Flugzeug vorstellen sollen, aber da war ich mir noch nicht sicher, ob Sie tatsächlich Tamara sind.“
    „Wir sollten aufhören, uns zu Siezen“, erklärte ich ihm ohne Umschweife, ich hatte keine Lust mehr auf Förmlichkeiten, außerdem wurde ich langsam ungeduldig. Eine innere Unruhe trieb mich an. „Komm, wir können uns auf der Fahrt weiter unterhalten.“ Ich wies in Richtung des Mercedes und riss die Fahrertür auf. Michael nickte dankbar und beeilte sich, einzusteigen. 
    Ich ließ den Motor an, lenkte den Wagen aus der Tiefgarage und fädelte mich in den Abendverkehr ein. Die ersten Minuten lag ein unangenehmes Schweigen in den dreizehn Kubikmetern Blech. Es hatte leicht angefangen zu regnen und der Scheibenwischer verrichtete fast lautlos seinen Dienst. „Du hast wohl nicht oft mit Vampiren zu tun, oder?“ Durchbrach ich die Stille und warf Michael einen kurzen Seitenblick zu. „Nein, ehrlich gesagt, sind Sie … bist du der erste Vampir, mit dem ich mich unterhalte.“ Er lächelte schon fast entschuldigend.
    Ich stieß einen erstaunten Laut aus.
    „Was?“, fragte Michael. „Ist das so ungewöhnlich?“
    „Na ja, wenn ich an deine Mutter oder Olivia denke …“
    „Du kanntest meine Mutter?“ Ich musste bei seiner Frage schlucken und sog scharf Luft ein, ehe ich langsam nickte. „Ja, ich kannte sie.“
    „Ihr Tod war einer der Gründe, warum Olivia mir strikt den Umgang mit Wesen deiner Art verboten hat.“ Er nahm seine Brille ab, warf einen prüfenden Blick auf die Gläser, ehe er sie wieder auf die Nase setzte. Ich wusste darauf nichts zu erwidern und war froh, als ich vor uns ein Hotel erblickte. Ich setzte den Blinker und bog auf den Parkplatz. „Ich glaube, hier haben wir kein Glück – es ist Messe“, erklärte Michael, der offenbar bestens informiert war. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Wir werden trotzdem

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