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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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Cola-Flasche geöffnet hatte. Zischend und schäumend drängten sich die kleinen Perlen der Kohlensäure Richtung Flaschenöffnung. Einen Moment betrachtete ich sie fast hypnotisiert. 
    „Tamara?“ Michaels Stimme drang nur schwer bis zu mir durch und ich sah erschrocken zu ihm auf, als er mich erneut, mit lauterer Stimme ansprach.
    „Wie? Was?“ Verwirrt blinzelte ich und stellte fest, dass meine Kehle sich trocken und ausgedörrt anfühlte. Schmerzhaft drückte meine Zunge gegen den Gaumen, jedes Mal, wenn ich schluckte. „Willst du auch was?“ Wiederholte er seine Frage und deutete auf sein Getränk. Ich presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Der Schlag seines sterblichen Herzens hallte in meinem Schädel. Kraftvoll pumpte es das rauschende Blut durch seine Adern. Erschrocken spürte ich den Druck in meinem Kiefer.
    Ich musste … Schnell … bevor …
    „Nein, danke!“, presste ich hervor und sprang hastig von meinem Stuhl auf. Einen Wimpernschlag später kniete ich vor dem Kühlschrank und griff nach einem Beutel. Weich gab seine gummiartige Oberfläche zwischen meinen Fingern nach, während das Blut darin hin und her schwappte. Ich machte mir nicht die Mühe, nach nebenan zu gehen und ein Glas zu holen. Mir war in diesem Moment egal, was Michael von mir denken würde, als ich mit bebenden Fingern den Plastikstöpsel abriss und die Öffnung zwischen meine Lippen schob. Ich presste den Beutel mit meinen Händen zusammen und begrüßte den Lebenssaft mit einem fast lustvollen Stöhnen. Ich lehnte mich halb gegen die Schrankwand und ließ meinen Trieben vollen Lauf. Gierig und wie im Rausch trank und schluckte ich so lange, bis das ätzende Brennen in meiner Kehle endlich erlosch. 
    Als ich wieder zu mir kam, fiel mein Blick auf Michael, der kreidebleich sein unangetastetes Glas in der Hand hielt und mich mit offenem Mund anstarrte. Einen Moment lang, sahen wir uns nur an. Dann wurde mir bewusst, dass er so etwas heute womöglich zum ersten Mal erlebt hatte. „I-ist alles“ Er schluckte kurz und ich hörte, wie sein Herz schneller schlug, „in Ordnung?“
    Ich senkte den Blick und sah auf den leeren Plastikbeutel in meinen Händen. Langsam und wie in Trance nickte ich. „Ja.“ Meine Stimme war spröde, als ich ihm das erwiderte, denn ich wusste, dass gar nichts mit mir in Ordnung war. Ich würde ab sofort noch besser darauf achten müssen, immer satt zu sein. Langsam, um Michael nicht zu verschrecken, erhob ich mich und streckte den Rücken durch. „Keine Sorge, ich werde dir nichts tun – dafür hab ich ja die hier.“ Ich deutete auf den Kühlschrank und schloss dessen Tür.
    „Was … was machen wir jetzt?“, wollte er wissen, als er endlich seine Sprache wieder gefunden hatte. Offenbar versuchte er das, was gerade geschehen war, zu verdrängen. Ich zerrte ein elegantes, schwarzes Kleid aus meinem Koffer, zog mich vor seinen entsetzten Augen um und schnappte mir eine schwarze Clutchbag.
    „Jetzt warten wir“, erklärte ich ihm im Gehen. In der Tür blieb ich noch kurz stehen und wandte mich zu ihm um. „Wenn dir hier oben langweilig wird – ich bin an der Bar!“

Kapitel 13: Tamara - Verrat
    Es gibt zwei Arten, einen Raum zu betreten. Da sind einmal die Personen, die von niemandem weiter wahr genommen werden, wenn sie auftauchen. Und dann gibt es da noch die Leute, bei denen man den Atem anhält - unfähig ist, wieder weg zu sehen. Na ja, wie es sich verhält, wenn jemand meiner Spezies einen Raum betritt, ist absehbar. Und so begann die Luft um mich herum zu vibrieren, als ich die Schwingtür der Hotelbar aufdrückte und mit grazilen Schritten auf den langen Marmortresen zuschritt. Der schwere Geruch von Schweiß, Erregung und Testosteron wehte mir entgegen, als ich einatmete. Ich spürte die brennenden Blicke mancher Herren, die an meinem engen Kleid klebten. Und ich sah die erstarrten Mienen der Frauen, egal ob mit oder ohne Mann, deren Augen sich verengten. Sie musterten mich abschätzig und ließen dabei ihren missgünstigen Gedanken freien Lauf.
    Mich störte das nicht, ich interessierte mich weder für die triebgesteuerten Typen, noch dafür, was irgendjemand über mich dachte. Ich hatte ganz andere Sorgen, doch weil ich im Moment nichts Besseres mit mir anzufangen wusste und auch davon überzeugt war, dass Val sich nicht bei mir melden würde, beschloss ich fürs erste, mich ein bisschen abzulenken. Vielleicht kam Michael ja wieder auf eine glorreiche Idee und bis

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