Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
Vom Netzwerk:
erfahren … alles – wir sind nämlich da“, erwiderte sie tonlos und lenkte den Wagen auf einen mit Pflanzen überwucherten Kiesweg. Erstaunt ließ ich meinen Blick über die Umgebung schweifen. Wir näherten uns einem alten Kraftwerk, das wohl schon längere Zeit leer stand. Neben einem mit Graffiti besprühtem Betonklotz ragten drei Schornsteine in den Nachthimmel. Valentina fuhr zur Rückseite des Gebäudes, als vor uns der gähnende Abgrund einer Rampe auftauchte. Die Kegel des Scheinwerferlichts leuchteten diesen unwirklichen Ort nur punktuell aus, sodass ich kurz blinzelte, als der Wagen über die Rampe nach unten rollte.
    Ich atmete geräuschvoll ein, als uns die Dunkelheit des unterirdischen Gewölbes umfing. Mein innerster Instinkt schlug Alarm, denn längst war mir klar, dass Valentina mir etwas verheimlicht hatte. Ich konnte es förmlich anfassen, das elektrisierende unheilvolle Gefühl, das unsichtbar zwischen uns schwebte. Dennoch schwieg ich, als sie den Wagen parkte, die Tür öffnete und mir das Zeichen zum Aussteigen gab.
    Das klackernde Geräusch ihrer Absätze hallte von den Betonwänden wider, als sie vorneweg auf einen Lastenaufzug zuschritt. Ich folgte ihr stumm, doch jede Muskelfaser meines Körpers war zum Zerreißen angespannt. Als mit einem ohrenbetäubenden Geräusch das Gittertor des Aufzugs herunter gekracht war, und sich der Aufzug ruckelnd und lärmend in Bewegung setzte, brach Valentina endlich ihr Schweigen. „Tamara?“ Sie wandte ihren Kopf zu mir um und sah mir direkt in die Augen.
    „Was?“
    „Du musst wissen, dass das hier nichts Persönliches ist … ich … ich hatte einfach keine andere Wahl!“ Sie senkte den Blick und starrte einen kurzen Moment auf ihre Schuhe. „Es tut mir leid aber … es ist der einzige Weg, Max wieder zu bekommen.“
    Ich presste die Lippen zusammen und ballte die Fäuste. Mir wurde langsam klar, was hier lief und im nächsten Moment tanzten rote Lichtpunkte vor meinen Augen. Ehe ich einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte ich bereits meine Hand nach Valentina ausgestreckt und ihren Kopf gegen die Stahlwand des Aufzugs geknallt. „Mir tut es auch leid!“, knurrte ich, als sie stöhnend zu Boden sank. Ihr Kopf hatte eine tiefe Delle in der Schalttafel hinterlassen. Ein Rucken ging durch den Fahrstuhl, während die herausbaumelnden Stromkabel zischend Funken sprühten – dann gingen die Lichter aus und nichts rührte sich mehr. 
    Sofort stemmte ich meine Hände unter das Gitter und drückte es mit aller Kraft nach oben. Knarrend gab das Metall nach. Der Lift war zwischen zwei Stockwerken hängen geblieben. Ich sprang hoch, klammerte mich am Ausstieg über mir fest und zog meinen Körper nach oben. Valentina kam langsam wieder zu sich und ich verlor keine weitere Zeit, um aus dem Schacht zu klettern.
    Hektisch sah ich mich um und lauschte, doch alles war ruhig und so lief ich eilig und geduckt durch eine kleine Halle, durch die sich viele dicke Rohre zogen. Ich entdeckte eine Tür, am anderen Ende des Raumes und sprintete darauf zu. „Tamara?!“ Valentinas Stimme drang aus dem Schacht. „Mach es nicht schlimmer, du kommst hier sowieso nicht raus! Vorher töten sie dich!“
    Ohne zu zögern stemmte ich mich gegen die verschlossene Tür, deren Angeln quietschend nachgaben. Das Türblatt flog gegen die gegenüberliegende Wand und ich blickte mich suchend um. Ich befand mich auf einem Treppenabsatz und entschied mich für den Weg nach unten. Das gesamte, metallene Treppenskelett geriet in Schwingung, als ich wie der Teufel die Stufen hinabsprang. Durch den Gitterboden konnte ich fast bis zum Erdgeschoss hinuntersehen. Unter mir war alles dunkel und still. 
    Ich stieß ein unwilliges Schnauben aus, als ich feststellen musste, dass ich mich, unten angekommen, in einer Sackgasse befand. Es gab nur eine Tür, durch die ich meinen Weg fortsetzen konnte. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich mein Ohr auf das kalte, stählerne Türblatt legte, kurz lauschte und Stimmen vernahm.
    „Ich … ich hab sie doch hergebracht – aber dann hat sie mich angegriffen … bitte, es ist nicht meine Schuld!“ Die verängstigte Stimme gehörte zu Valentina, die sich gerade um Kopf und Kragen redete. Mist! Also wieder nach oben! Ich ballte wütend meine Fäuste, ehe ich in rasender Geschwindigkeit die Stufen erklomm. Ich hatte einen neuen Plan gefasst und dafür musste ich so schnell wie möglich aufs Dach gelangen. Bei unserer Ankunft war mir das

Weitere Kostenlose Bücher