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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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mir. Irritiert sah ich ihr in die Augen. „Ähm … ja … ich“, stammelte ich, verwirrt über ihren aufrichtigen Blick.
    „Du sorgst dich um Tamara, stimmt´s?“ Doch anstatt eine Antwort von mir abzuwarten, strich sie zärtlich über meinen Handrücken. Fast war ich versucht, ihr meine Hand zu entziehen, denn was sie da tat, hinterließ ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend. „Keine Sorge, Michael passt schon auf sie auf.“ Ihre Stimme hatte plötzlich den Klang einer zischenden Schlange und ihre Augen bekamen einen eigenartigen Glanz. Erleichtert atmete ich auf, als die Stimme des Flugkapitäns ertönte und uns mit gebrochenem Englisch darüber informierte, dass wir in wenigen Minuten in Frankfurt landen würden.
    Schnell zog ich meine Hand zurück und verschloss den Sicherheitsgurt. Eine Flugbegleiterin kam, um mein Tablett nun endgültig wegzuräumen. Ihr Blick fiel missbilligend auf Olivia, die sich in aller Seelenruhe noch Butter auf ihre Brötchenhälfte schmierte und sie daher noch einen Augenblick warten musste, bis sie alles einsammeln und mitnehmen konnte. Ich stellte meine Rückenlehne aufrecht und klammerte mich an den Armlehnen meines Sitzes fest, während der Druck in der Kabine aufgrund des Sinkfluges stetig zunahm. Ich fragte mich, ob die Menschen noch so gerne fliegen würden, wenn sie so intensiv wie ich spüren könnten, welchen Kräften ihre zerbrechlichen Körper ausgesetzt waren.
    Angespannt erlebte ich den Moment, als die Maschine am Boden aufsetzte und ein Rucken durch das gesamte Flugzeug ging, während der Pilot scharf abbremste und schließlich zum Stehen kam. Im Schneckentempo steuerten wir auf das Flughafengebäude zu und endlich ertönte ein kurzes „Parking Position“ aus der Bordansage. Mein Gurt war schon offen, bevor eine wahre Klickwelle hunderter, sich öffnender Gurtschlösser durch das Flugzeug rollte. Ich achtete nicht auf Olivia, als ich eilig den First-Class-Bereich verließ und als einer der Ersten aus der Flugzeugtür trat. Der Lärm des geschäftigen Flughafentreibens schmerzte in meinen Ohren und ich richtete meinen Blick stur geradeaus, während ich eilig die fast unmerklich schwingende Gangway entlangschritt. 
    Kaum befand ich mich im Inneren des Gebäudes, ertönte hinter mir eine vorwurfsvolle Stimme. „Mensch Julian, warte doch mal – nicht jeder hier ist so schnell wie du!“
    Ich stieß geräuschvoll Luft aus, ehe ich halb über meine Schulter schielte. Olivia hechelte fluchend und mit ihrem Rollkoffer kämpfend hinter mir her. Ich entschloss mich dazu, sie einfach zu ignorieren und setzte meinen Weg zur Autovermietung fort. Natürlich ließ sie sich davon nicht abschütteln, denn als ich mich gerade über den Tresen lehnte, um von der freundlich lächelnden Angestellten den Autoschlüssel entgegenzunehmen, baute sie sich schmollend neben mir auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Sag mal, was soll denn das bitte?!“
    Einen kurzen Moment stellte ich mir ihre knackenden Halswirbel zwischen meinen Händen vor. „Hallohoo … hörst du mir überhaupt zu?“ Sie wedelte hektisch mit ihren Händen vor meinem Gesicht herum und ich blinzelte. Sofort verscheuchte ich den Gedanken, sie einfach um die Ecke zu bringen und griff nach dem mir hingehaltenen Schlüssel. „Tut … tut mir leid, ich war gerade in Gedanken“, versuchte ich sie stammelnd zu beschwichtigen und anscheinend erzielte meine Worte die gewünschte Wirkung, denn sie schenkte mir ein kurzes, versöhnliches Lächeln. 
    „Na dann komm“, raunte ich, während ich mich zum Gehen wandte und sofort griff sie nach ihrem Koffer und lief mit hastigen Schritten neben mir her. Ich bog zu den Aufzügen ab und sah Olivia kein einziges Mal an, während wir schweigend darauf warteten, dass sich endlich die stählernen Türen öffneten.
    Plötzlich spürte ich eine sanfte Berührung auf meinem Arm. Ich wandte verwundert den Kopf und blickte an mir herunter. Olivia hatte die Hand nach mir ausgestreckt und ließ ihren Blick auf mir ruhen. „Julian“, begann sie, während sie fortwährend über meinen Unterarm strich. „Ich weiß, dass du dir große Sorgen um Tamara machst und … du sollst wissen, sollten … sollten wir zu spät kommen und …“ Sie sog scharf Luft ein, ehe sie ihren Blick hob und mir direkt in die Augen sah, „du sollst wissen, ich bin für dich da.“
    Was zur Hölle trieb sie da nur für ein Spiel mit mir?!
    Ich holte Luft, um etwas zu erwidern, doch dann entschied ich

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