Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
Vom Netzwerk:
Fast wurde mir übel. Keuchend und kraftlos ließ ich mich auf den Boden sinken und starrte auf die dunkelrote Blutlache, in der eben noch Max´ Körper gelegen hatte. Mein Herz tobte protestierend in meinem Brustkorb und eine eigenartige Ruhe legte sich über meinen Körper, durchdrang jede Zelle und sorgte dafür, dass die vibrierende Unruhe, die mich seit Damians Tod ausfüllte, langsam abebbte. Mein Atem flog keuchend und ich schloss die Augen, weil sich alles um mich herum begann, zu drehen. Durch die Dunkelheit meiner Lider drangen Bildfetzen. Erinnerungen, aus besseren Tagen. Ich sah Max, an dem Tag, als ich ihn zum ersten Mal traf. Als ich noch ein Mensch gewesen war. Ohne ihn wäre ich mehr als nur einmal verloren gewesen. Er hatte immer schützend seine Hand über mich gehalten und mir jeden Fehltritt verziehen. Das Bild seines Gesichts verschwamm vor mir und sein warmes Lächeln wurde dadurch seltsam verzerrt, bis es sich schließlich völlig auflöste. Max war tot … weg … für immer!
    Meine Lider flatterten und ließen grelle Lichtfetzen bis zu meiner Iris vordringen. Nur widerwillig öffnete ich die Augen und richtete mich auf. Noch immer füllte mich diese unheimliche Stille aus. Ich horchte tief in mich hinein, suchte schon fast panisch nach dem brennenden Verlangen, dass mich in der letzten Zeit ständig begleitet und mich damit in eine tickende Zeitbombe verwandelt hatte. Doch da war nichts. 
    Nichtsdestotrotz schwelte eine Wut in mir. Doch diese Wut war anders, als das bekannte Brennen, das sekündlich durch meine Adern gerauscht war. Ich war wütend auf mich selbst. Es war total schief gelaufen! Mein Alleingang hatte nicht nur Valentinas Gefährten das Leben gekostet, sondern auch Val und Julian schwebten weiter in Gefahr. Zwar war ich noch immer wütend auf Valentina, aber den Tod hatte sie trotzdem nicht verdient.
    Ich sprang auf die Beine und duckte mich, als ich hörte, wie die Tür von außen wieder entriegelt wurde. Ein dunkles Knurren drang aus meiner Brust und ich fletschte drohend meine Zähne, als Margaretha erneut zu mir auf das Dach trat. Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, während sie mich eingehend betrachtete. „Ich muss schon sagen, auch wenn das nicht so geplant war, ist es wirklich interessant zu sehen, was Damian sich mit dir erschaffen hat.“ Sie schnalzte anerkennend mit der Zunge, doch ihre Worte verwirrten mich. Ich runzelte die Stirn, ehe ich ihr entgegenkläffte: „Was war nicht geplant?!“ 
    Ihr Gesicht hellte sich auf, als sie sich dazu entschloss, mich über einiges aufzuklären. „Na ja, eigentlich hatte er nur die Aufgabe, dich gefangen zu halten. Immerhin wollte er dich ja benutzen, um seine fiktiven Feinde zu bekämpfen.“ Sie machte eine Pause und lächelte still in sich hinein.
    „Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen“, erwiderte ich aufgebracht, doch sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Der gute Damian war nur eine Puppe – eine Marionette, in meinem Theater. Es hat auch fast alles so funktioniert, wie ich es geplant hatte … bis auf deine Verwandlung in – na ja, was immer du jetzt bist. Und jetzt muss ich wissen, wie er das hinbekommen hat, damit ich meine Rache endlich vollenden kann.“ Sie hob die Brauen und sah mich fragend an, doch ich schüttelte den Kopf. „Ich erzähle dir gar nichts, bis ich nicht weiß, was für ein perfides Spiel du hier treibst.“
    Margaretha schnaubte missbilligend. „Eigentlich bist du nicht in der Lage, Forderungen zu stellen … aber – von mir aus…“ Sie zuckte die Schultern. „Weißt du eigentlich, wie es sich anfühlt, wenn man alles verliert.“ Ich musste bei ihren Worten schlucken, denn ich wusste es tatsächlich. Doch ich schwieg und ließ sie weitersprechen. „Als Max damals …. verschwunden ist, erzählte mir ein Freund, mein Verlobter habe ihn umbringen lassen. Daraufhin habe ich meinen Vater angefleht, die Verlobung mit Johann zu lösen. Er hat nur sehr widerwillig zugestimmt und Johann - wahrscheinlich von Eifersucht zerfressen - begann daraufhin damit, Lügen über mich zu erzählen. Ich sei eine Hure, die ein Kind von Max erwartet und andere, noch weitaus schlimmere Dinge. Du kannst dir nicht vorstellen, was das zu dieser Zeit bedeutete.“ Ihre Augen glänzten feucht, doch sie blinzelte hektisch und setzte wieder ihre undurchdringliche Miene auf. „Und dann kam der Abend, der alles veränderte – Julian kam und entführte mich nachts aus meinem Bett. Er tat das in

Weitere Kostenlose Bücher