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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bern
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ihr morgen wieder beim Putzen helfen. Also sieh zu, dass du fertig wirst!“
    „Ich könnte auch selber lesen, ich kann das doch schon ein bisschen.“
    Der Blick des Mädchens traf ihn bis ins Herz und er zuckte zurück. Ohne noch ein Wort zu verlieren, machte er sich für die Nacht fertig und schlüpfte mit einem Gefühl ins Bett, das ihm die Brust zuschnürte.
    „Also, heute mach ich mal was anderes. Ich erzähl dir was.“ Sie lächelte ihn an, doch der Ausdruck erreichte ihre Augen nicht. „Weißt du, was an manchen Vollmon dnächten passiert?“
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    „Du hast sicher schon von Werwölfen gehört, oder?“
    Er sagte nichts.
    „Die sind harmlos, Kleiner. Kennst du den Nachtmorrgu?“
    „Ich … ich will nichts von dem hören.“
    „Dann bist du ein feiges Weichei! Bist du das?“
    „Nein …“
    „Der Nachtmorrgu ist ein Wesen, das nur in der Dunkelheit kommt, meist in Vollmondnächten. Er ist ziemlich groß, müsste sich bücken, wenn er hier ins Zimmer kommen wollte. So wie man sagt, hat er vier Augen, riesige Zähne und ein zotteliges Fell. Der Morrgu hat Arme wie ein Gorilla, aber anstatt Hände hat er drei riesige Krallen.“
    Der Junge sah sie mit entsetzt aufgerissenen Augen an. Innerlich schrie er: Hör auf! Doch er brachte keinen Ton heraus.
    „Niemand weiß, wie er in die Kinderzimmer kommt. Man erkennt ihn nur an einem leisen Kratzen, das sich wie das Knarren eines Hauses anhört. Ehe du es merkst, steht er an deinem Bett und beobachtet dich. Er prüft, ob du der Richtige bist.“
    „Wofür der Richtige?“, wisperte der Junge voller Angst.
    „Der Richtige, um gefressen zu werden. Meist zerkratzt er dir erst das Gesicht und probiert von deinem Blut. Reicht das nicht, beißt er auch schon mal zu und trinkt von dir. Damit du nicht schreist, drückt er dir die Kehle zu.“
    „Bitte hör auf. Ich will das nicht hören.“
    Sie lächelte. „Weißt du, manchen Kindern sticht er mit seinen Krallen die Augen aus. Er liebt blaue Augen. – Oh verflixt, du hast blaue Augen!“
    Der Junge schluchzte leise auf.
    „Na ja, dann siehst du das Monster wenigstens nicht mehr. Vielleicht ist das besser so. Denn er schlitzt dir zum Schluss mit einer seiner Krallen den Bauch auf. Er frisst nämlich nur die Eingeweide. Tja, leider lebst du da noch, es dauert ein bisschen, bis du bei sowas stirbst. Ist schon ‘ ne blöde Sache.“
    Verzweifelt hielt er sich die Ohren zu, aber die Stimme seiner Schwester drang gnadenlos zu ihm durch.
    „Eigentlich brauchst du dir keine Sorgen machen. Der Morrgu kommt nur zu Kindern, die man nicht wollte. Obwohl … bei dir bin ich mir da echt nicht so sicher.“
    Schreckensbleich starrte der Junge seine Schwester an, als sie das Licht löschte. Sie verließ ihn mit einem Gut enachtgruß. Wilde Angst tobte in seinem Inneren. Er wusste, dass heute Vollmond war.
     
     

DUNKLE TRÄUME
     
    Joshua schreckte entsetzt aus dem Schlaf. Dies war kein normaler Traum gewesen! E r war ihm so wirklich erschienen, als ob …
    Kopfschüttelnd schaltete er das Licht ein und stand so hastig auf, dass sich sein Kreislauf wehrte. Für einen Moment sah er nur schwarze Punkte. Suchend griff Jo shua nach dem Bettgestell und hielt sich daran fest, bis sich seine Sicht klärte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er erst in einer Stunde aufstehen müsste, aber an Schlafen war nicht mehr zu denken. Das Gefühl von Blut auf seinem Pyjama konnte Joshua einfach nicht vertreiben. Er stolperte ins Wohnzimmer.
    „Julian?“
    Der Junge war fort. Nur ein Zettel lag auf dem Tisch. Danke , stand darauf. Mit einem Seufzen ließ er sich auf den Küchenstuhl fallen. Er musste Ina anrufen! Die junge Frau war ein Medium, noch stärker als er, und kannte sich mit spirituellen Dingen viel besser aus. Mit fahrigen Bewegungen suchte Joshua im Handy nach Inas Telefonnummer und rief sie an. Sie hatte ihm einst gesagt, sie wäre Tag und Nacht für ihn da.
    „Josh, was ist los?!“
    „Woher weißt du …“
    „ Niemand außer dir ruft um 6 Uhr früh an.“
    „Ich … kann ich kurz zu dir kommen? Ich hab ein Problem.“
    „Bring Brötchen mit.“
    Joshua sprang unter die Dusche, verzichtete auf eine Rasur und zog sich eilig an. Er wusste, ein Bäcker an der Hauptstraße würde geöffnet haben.
     
    Nur wenig später stand er mit den Brötchen vor Inas Tür. Es war kalt und Joshua verharrte zitternd am Eingang des alten Hauses. Der Türöffner surrte und er schlüpfte in den Flur. Ina

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