Ruf der Geister (German Edition)
Josh!“
Er schnaubte belustigt. Lea drehte sich zu ihm herum und grinste frech.
„Du bist wahrscheinlich eher Sixpack und Muskeln gewohnt, oder?“, hakte er nach.
„Nö, ich mag das gar nicht. Diese komischen Muskelhügel auf dem Bauch sehen doch unnatürlich aus. Du bist schön schlank, das gefällt mir besser. Joggst du?“
„Wieso? Sehe ich so aus?“
„Ein bisschen.“
„Ich schwimme gern und fahre viel Fahrrad.“
„Dann haben wir ja schon wieder neue Gemeinsamkeiten“, antwortete sie und küsste ihn stürmisch.
Seine Scheu war verflogen und Joshua erwiderte ihre Berührung. Sie löste ihre Lippen von seinen und strich mit der Zunge über seinen Hals. Er versank in dem Duft ihres Haares. Was war das nur für ein Shampoo? Es betörte ihn regelrecht.
Joshuas Handy klingelte plötzlich und sie fuhren erschrocken auf.
„ Eisblume?“, neckte Lea, als sie seine Klingelmelodie erkannte. „Du bist doch nicht etwa romantisch?“
„Ähm, na ja, nicht direkt.“ Er griff nach dem Smartphone. „Sorry, Lea, ich muss drangehen, das könnte Julian …“
Joshua stockte. Erich? Oh nein, nicht wieder ein Mord!
Mit Herzklopfen nahm er das Gespräch an. „Hey, Erich.“
„Guten Morgen Joshua. Entschuldige, dass ich dich an einem Samstag störe. Aber die Streife hat eines deiner Straßenkids aufgesammelt.“
„Julian Toma?!“
„Ja. Kannst du …“
„Was ist passiert?! Geht es ihm gut?“
„Ja, sicher. Man hat ihn nur beim Klauen erwischt.“
„Oh … ähm, wo ist er? In Buer?“
„Ja. Kannst du herkommen? Er ist ein bisschen stur.“
„Klar, ich beeil mich.“
„Wende dich an Paul, ja?“
„Okay, danke.“
Joshua legte das Telefon weg und Lea sah ihn besorgt an.
„Was ist passiert?“
„Ich muss aufs Präsidium. Sie haben Julian beim Stehlen erwischt. Kannst du mich fahren?“
„ Natürlich.“
JULIAN
Sie duschten abwechselnd und zogen sich rasch an. Das Frühstück musste warten, obwohl Joshua der Magen knurrte. Er konnte diese Sache nicht aufschieben.
Draußen hatte sich die Landschaft verwandelt. Frost überzog die Wiesen mit zartem Weiß. Flocken wirbelten durch die Luft und stoben wie winzige Wattestückchen vor ihnen her. Der Schnee blieb liegen und bedeckte bereits die Ritzen im Asphalt.
„Es ist ungewöhnlich, dass es bei der Kälte schneit“, bemerkte Lea.
Joshua warf einen Blick auf das Thermometer, das seine Vermieter außen am Haus angebracht hatten. Es zeigte 7 Grad minus an.
„Das stimmt “, antwortete Joshua. „Der Schnee wirkt bei den Temperaturen wie aus Puderzucker.“
Seine Gedanken überschlugen sich. Wenn es jetzt auch noch schneite, sanken Julians Überlebenschancen auf der Straße. Er musste sich etwas einfallen lassen!
Schnell waren sie in ihre warmen Jacken geschlüpft und gingen runter. Joshua verharrte vor Leas Wagen und strich sanft über den silbernen Metalliclack. „Du hast da einen heißen Schlitten“, sagte er mit einem Seufzen.
„Hab lange dafür gespart.“ Lea lächelte. „Willst du fahren?“
„Du lässt mich?“
„Klar, hast ja die Polizei dabei.“
Geschickt fing Joshua den Autoschlüssel auf, den Lea ihm zuwarf.
Als er den Wagen startete, schnurrte der Audi wie ein Kätzchen.
„So leise … Mein Opel hat einen ECO-Motor und röhrt beim Anfahren wie ein kleiner Hirsch – aber ich hab ihn trotzdem gern.“
„Ich mag Opel auch, hatte früher selber einen. Aber so ein Sportflitzer …“
„… ist ‘ne andere Klasse“, beendete Joshua ihren Satz.
„Genau.“
Joshua fuhr aus der Siedlung und bog auf die Hauptstraße Richtung Gelsenkirchen-Buer, ein Stadtteil, den er sehr mochte. Er konzentrierte sich auf die Straße, nahm aber aus dem Augenwinkel die alten Villen und den Stadtpark wahr, als sie daran vorbeifuhren. Er parkte am Finanzamt; ein rechteckiges Haus, das die ganze Breite des Platzes beherrschte. Als sie auf das Polizeigebäude zugingen, das sich gegenüber befand, warf Joshua einen Blick nach links. Der Rathausturm thronte im Schneegestöber über den Gebäuden der Stadt und schien alles wie ein Wächter zu beschützen.
Sie kamen an den säulenverzierten Eingang des Präs idiums, das sich in einem historischen Gebäude von 1927 befand.
„Soll ich das regeln, Joshua?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich hole Julian nicht das erste Mal hier ab.“
Lea fügte sich wortlos und ließ Joshua den Vortritt.
Überrascht sahen die Polizisten auf ihre Kollegin.
„Hey Lea, was machst du
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