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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bern
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hier? Du hast doch gar ke inen Dienst heute“, fragte ein Mann ohne Uniform und schaute aus einem Büro heraus.
    Lea quittierte die Frage nur mit einem Lächeln. „Ich bin nur unsichtbarer Begleiter. Du siehst mich gar nicht, Schätzchen.“
    Der Mann lachte unterdrückt, blickte auf Lea, dann auf Joshua und wieder zurück auf seine Kollegin. Verwundert hob er die Augenbrauen. Ein süffisantes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, aber er schwieg.
    Joshua wandte sich an einen Mann der Schutzpolizei, begrüßte ihn mit Handschlag.
    „Morgen, Joshua. Bist ja schnell wie der Blitz. Dein Kleiner hat die Nacht gut überstanden“, sagte er mit einem Augenzwinkern.
    „Das hoffe ich, Paul. Hier war er besser aufgehoben, als im Schnee.“
    „Das hab ich gestern Abend auch gedacht, als ich mit dem Verkaufsleiter gesprochen habe.“
    Joshua warf einen Blick zu Lea. Die bekam von ihrem Kollegen eine Tasse in die Hand gedrückt und wurde ins Büro gezogen.
    „Hat er sich wieder so aufgeregt?“
    „Der Verkaufsleiter? Ja, wie jedes Mal. Ich versteh’s ja auch irgendwie.“
    Julian beklaute mit Vorliebe dasselbe Geschäft, denn die Verkäuferinnen waren dort meist sehr beschäftigt und dadurch zuweilen unaufmerksam. Eigentlich war dem Jungen längst Hausverbot erteilt worden, trotzdem schaffte er es immer aufs Neue, hinein- und wieder hinauszuschlüpfen. Julian war geschickt, wenn er hungrig war.
    „Was hat er denn geklaut?“
    „Eine Packung Brotscheiben und Schnittkäse. Er schien wirklich Hunger zu haben. Ich kenne das ja eher, dass die jungen Leute Chips oder Alkohol stehlen.“
    „Ist Anzeige erstattet worden?“
    Paul schüttelte den Kopf. „Ich hab den Verkaufsleiter überredet, es nicht zu tun.“
    „Du hast was gut bei mir!“, schwor Joshua.
    Paul winkte ab. „Wegen sowas nicht. Ich weiß, wie arm der Junge dran ist. Ich geh ihn mal holen.“
    Joshua beobachtete, wie Paul davonging. Er setzte sich auf einen der Wartestühle und dachte nach. Kurzerhand griff er nach seinem Handy und wählte eine Nummer.
    Verschlafen meldete sich eine Frauenstimme.
    „Hier ist Joshua Benning vom Jugendamt. Entschuldigung, wenn ich Sie geweckt habe.“
    „Hallo , Herr Benning. Ist nicht schlimm, wir waren schon wach. Was treibt Sie dazu, an einem Samstag anzurufen?“
    „Es geht um den jungen Mann, den ich Ihnen vorstellen wollte.“
    „Ist letztens was passiert, dass er nicht aufgekreuzt ist? Ihr Boss war ganz schön angesäuert.“
    „So kann man sagen. Steht denn Ihr Angebot noch?“
    „Doch, klar. Hab ich Herrn Kusack auch gesagt.“
    „Bei uns ging alles etwas drunter und drüber. Es ist wohl untergegangen.“
    „Wollen Sie noch heute kommen?“
    Konnte er Julian dazu überreden?
    „Wenn es Ihnen nicht zu kurzfristig ist?“
    „Nö, ist schon in Ordnung. Ab 11 können sie gerne vorbeischauen.“
    „Ich danke Ihnen.“
    Joshua verabschiedete sich und hoffte inständig, dass er Julian dazu bringen konnte, zu diesen jungen Frauen zu ziehen. Er würde zu den selbstbewussten Freundinnen perfekt passen.
    Paul kam mit Julian zurück, der nicht wagte Joshua anzusehen.
    „Formalitäten?“, fragte Joshua.
    „Hab alles schon erledigt. Lass mal. Hab ihn ja eher wegen der Kälte mitgenommen.“
    Provozierend steckte Julian die Hände in die Hosent aschen und wandte den Blick ab. Es schien, als ob er Vorwürfe erwartete, obwohl Joshua ihm noch nie Vorhaltungen gemacht hatte.
    „Hey, ist alles in Ordnung bei dir, Jul?“
    Julian nickte.
    „Warum bist du Donnerstagnacht einfach verschwu nden?“
    „Ich wollte dir nicht zur Last fallen“, sagte Julian wor tkarg. „Außerdem wollte ich nach meiner Jacke gucken.“
    „Du hast sie ja gefunden.“ Julians Winterjacke schien arg gelitten zu haben. Sie war schmutzig, als ob sie über Nacht im Schlamm gelegen hätte.
    Julian zuckte mit den Schultern und lief viel zu eilig aus dem Gebäude.
    „Julian!“
    Der Junge zuckte aufgrund von Joshuas scharfem Tonfall zusammen. Er drehte sich in der offenen Tür zu ihm um. Hinter ihm wehte der Schnee in den Eingang und der Windzug war eisig kalt.
    Joshua folgte ihm und zog ihn nach draußen auf die Treppe. „Du kannst jetzt nicht einfach gehen!“
    „Warum nicht?!“
    „Sieh dir das Wetter an. Wo willst du übernachten? Was willst du als nächstes klauen?“
    „Was hab ich denn für eine Alternative?!“
    „Die habe ich dir gesagt und das weißt du auch!“
    Julian starrte ihn an. „Die wollen mich doch eh nicht mehr.

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