Ruf der Geister (German Edition)
erschrocken.
„Gleich 14 Uhr. Warum?“
„Ich muss mit Julian zum Tierheim! Sie haben dort einen Job für ihn.“
„Im Tierheim?“
„Glaub mir, es brauchte sehr viel Überredungskunst, um alle Parteien davon zu überzeugen. Es ist nicht so einfach, weil Julian die Schule abgebrochen und auch keine Ausbildung hat. Dies ist eine Übergangslösung.“
„Ich finde es gut. Aber du solltest dich umziehen. De ine Jacke ist voller Blut. Das kommt dann vielleicht nicht so gut an. Wann musst du denn da sein?“
„Schon um halb drei. Und vorher müsste ich noch J ulian abholen.“
Lea sah ihn besorgt an. „Du solltest wirklich noch nicht autofahren, Josh.“
„Es geht mir gut und ich kann nicht schon wieder fre inehmen!“
Sie schloss den Wagen auf. „Ich fahr e dich.“
„Aber …“
Doch Lea ließ kein Aber gelten und fuhr Joshua zuerst nach Hause, damit er sich umziehen konnte.
Wie es ihm wirklich ging, verheimlichte er Lea. Sein Kopf dröhnte und er fühlte sich nach wie vor schwindelig. Im Bad griff er als Erstes nach seinen Kreislauftropfen und setzte sich auf den Badewannenrand. Mit geschloss enen Augen wartete er, dass das Medikament anschlug.
„Joshua? Alles in Ordnung?“, fragte Lea nach einer Weile vom Flur aus.
„Ja, ich komme gleich.“ Joshua riss sich zusammen, zog die blutverschmierte Jacke aus und wusch sich das Gesicht. Für alles andere reichte die Zeit nicht.
„Da bin ich.“ Rasch zog er sich seinen Wintermantel über.
„Du siehst immer noch reichlich blass aus.“
Joshua küsste Lea und lächelte. „Das wird schon wi eder. Hast du auf der Arbeit Bescheid gesagt?“
„Ja, ich hab Erich eben angerufen“, antwortete sie. „Sollen wir? Ist schon fast halb drei.“
„Dann aber schnell!“
Joshua schnappte sich eine Banane vom Obstkorb, um wenigstens etwas zu essen , und folgte ihr aus der Wohnung. Zusammen holten sie Julian aus der WG ab.
Schon im Flur hörte Joshua sein fröhliches Lachen und ein warmes Gefühl breitete sich tief in ihm aus. Er ve rdrängte den Vorfall mit Sophies Eltern und lugte durch die schon geöffnete Tür.
„Hey , Josh, da bist du ja!“ Julian stutzte und starrte auf seine Stirnverletzung. „Was hast du denn gemacht?“
„Ich hab mich mit dem Vater eines Schützlings gepr ügelt“, erwiderte er nicht ohne ein Augenzwinkern.
„Was?! Jetzt im Ernst?“
Joshua lachte leise. „Nicht ganz. Eine Schneeschaufel war auch beteiligt.“
„ Erzähl!
Er berichtete kurz von dem Vorfall und wand sich dann etwas, weil Julian alles haarklein hören wollte.
„Lass uns erstmal ins Tierheim fahren, okay? Ich kann dir das auch ein anderes Mal erzählen.“
„Du bist gemein. Da erlebst du mal was Spannendes und willst nicht damit rausrücken!“
„Jul, hier geht es um einen meiner Schützlinge und ich darf nicht in allen Einzelheiten darüber plaudern.“
Julian gab sich schließlich damit zufrieden und wunderte sich ein zweites Mal, als er Lea erkannte.
„Ich bin nur die Fahrerin. Beachte mich gar nicht“, witzelte sie.
Im Tierheim begrüßte man Julian zunächst skeptisch. Sie fragten, was er sich denn vorstelle und der Junge sah Joshua unsicher an.
„Er könnte doch im Katzenhaus aushelfen“, schlug Joshua vor.
„Da brauchen wir zurzeit tatsächlich jede helfende Hand. Allerdings sind momentan viele Problemfälle da, die wir noch gar nicht vermitteln können.“
„Ich bin mit Katzen aufgewachsen“, wagte Julian zu sagen. „Ich hab mich immer um die Wildlinge bei uns in der Gegend gekümmert.“
„Oh, okay, dann versuchen wir es mal.“ Die Frau rief eine Kollegin, die Julian in die Arbeit einweisen sollte. Die Mitarbeiterin führte den Jungen fort und lenkte ihn ab, indem sie ihm von den Tieren erzählte.
Joshua wartete, bis die beiden im Katzenhaus verschwunden waren und wandte sich dann an die Frau an der Information. „Es geht hier hauptsächlich darum, ihm eine Aufgabe zu geben“, sagte er ernst zu ihr.
Sie nickte verständnisvoll. „Ich weiß, Herr Benning.“
Etwas später beobachteten Joshua und Lea, wie Julian im Gehege einer Katze hockte, die geduckt in einer Ecke kauerte.
Die Frau, die Julian das Katzenhaus gezeigt hatte, zuckte mit den Schultern. „Die Kleine ist ein schwieriger Fall, wurde wohl misshandelt“, erzählte sie leise. „Ich wollte ihn zu Tiger bringen. Das ist ein ganz Lieber. Aber er wollte zu Mina.“
Leise begann Julian mit der kleinen Schwarzen zu r eden. Joshua verstand die Worte nicht,
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