Ruf der Geister (German Edition)
Apfel“, sagte Robert trocken. Überrascht sah Lea ihn an. Seine Augen funkelten schelmisch. Auf seinen Lippen lag ein feines Lächeln.
„ Ich will sehen, was sich machen lässt!“, erwiderte sie lachend.
Bevor die beiden es sich anders überlegten, nahm Lea ihre Jacke vom Haken und floh nach draußen in die Kälte. Auf dem Rücksitz ihres Autos lag hübsch verpackt das Geschenk für ihre Mutter – der neuste Teil ihrer Lie blingsbuchreihe und ein Parfüm.
Als sie wenig später auf dem Geburtstag auftauchte, j ubelte die Familie auf.
Ihr Bruder stürmte strahlend auf sie zu. „Sie haben nicht damit gerechnet, ich hab es nicht gesagt“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie küsste Tobias auf die Wange und drängelte sich zu ihrer Mutter durch. Mit einem Geburtstagsgruß fiel sie der rundlichen Frau in die Arme.
„Es ist so schön, dass du da bist, Lea!“
Sie gab ihrer Mutter die Geschenke und begrüßte ihren Vater und die anderen Gäste.
Ein Aufschrei ihrer Mutter ließ Lea verwundert aufhorchen.
„Es ist schon da? Endlich!“
Tobias schaute sie erstaunt an. „Du hast es schon bekommen? Mann, ich war in allen Buchhandlungen, aber die hatten es noch nicht.“
Die Rede war von dem brandneuen Teil der Liebesr omanreihe, die ihre Mutter nahezu vergötterte.
„Ich hatte es im Internet vorbestellt. Es ist ganz knapp gestern Nachmittag geliefert worden“, sagte sie stolz. „Aber warum hast du danach gesucht, du Schlingel!“, zischte sie Tobias an. „Das war doch mein Geschenk.“
„Ich wusste nicht, ob du es zeitig in die Buchhandlu ngen schaffst. Ich dachte, ich such schon mal für dich.“
„Oh!“ Sie zog ihren Bruder an sich und küsste ihn mit einem lauten Schmatz.
Tobias wand sich lachend aus ihrer Umarmung.
„Du siehst ja heute richtig brav aus“, neckte Lea ihn.
„Mama mag das Punkige nicht, das weißt du doch.“
„Wo ist denn René?“
„Der kommt heute Abend, er muss arbeiten.“
Sie setzten sich an den Tisch und Lea genoss die selbst gebackenen Kuchen ihrer Mutter. Diese schnupperte i mmer wieder an ihrem neuen Parfüm. Lea freute sich über ihre Begeisterung, denn sie kannte ihre Mutter auch anders. Sie verdrängte die aufkommenden Gedanken und ließ sich von Tobias frischen Kaffee eingießen.
Das Gespräch der Gäste wandte sich dem in diesem Jahr sehr frühen Karneval zu. Rosenmontag im Schnee? Nicht das erste Mal. Die Freunde ihrer Eltern waren regelrechte Jecken und Lea hing ihren eigenen Gedanken nach. Sie mochte die Narrenzeit nicht besonders.
Ihr Blick fiel auf Tobias, der gerade von seinem neuen Kostüm erzählte, das er auf dem Rosenmontagszug tragen wollte – eine düstere Vampirverkleidung.
Früher trug Tobias zu Karneval ihre Prinzessinnenkle ider und sie borgte sich seine Cowboy- und Polizeikostüme. Ihre Eltern brachte das damals fast zur Verzweiflung und die Geschwister amüsierten sich noch heute darüber. Inzwischen bevorzugte Tobias verrückte Designerkleidung, die er sich mühsam vom Mund absparte.
Leas Smartphone klingelte und sie konnte dies nicht ignorieren, da sie trotz des Geburtstages immer noch im Dienst war. Doch es war nicht Erich.
Josh?
Ihr entglitten jegliche Gesichtszüge, als sie Joshuas Worten lauschte.
EIN VERHÄNGNISVOLLES BUCH
Joshua kam ins Büro und Hannah sprang erschrocken auf.
„Josh! Was ist passiert?!“ Sie kramte sofort hektisch im Erste-Hilfe-Kasten. „Hattest du einen Unfall?“
Er nahm vorsichtig das Taschentuch von der Wunde, um zu prüfen, ob die Blutung gestoppt war. Sofort spürte er, wie es erneut seine Wange hinunterlief. Das Tempo war bereits durchweicht. Hannah schob entschieden seine Hände fort und besah sich die Verletzung.
„Josh, du musst ins Krankenhaus. Das muss genäht oder geklebt werden. Du blutest wie ein Schwein.“
„Oh, das hast du aber nett ausgedrückt.“ Joshua sah an sich herab. Seine Jacke war voller Blut. „Scheiße, das hab ich gar nicht gesehen.“
„Was ist denn bloß passiert?!“
„Herr Krantz ist passiert. Ich hab ja schon viel erlebt, aber so was? Die wurden frech und ich hab das Gespräch unterbrochen, da hat Krantz mich angegriffen!“
„Was?!“, hauchte Hannah entsetzt.
„Ich hab ih n mit einem Judogriff in den Schnee befördert, aber dann hat er mir einen Schneeschieber an den Kopf geknallt.“
„ Wie bitte?! Du musst die Polizei benachrichtigen!“
„Oh, das hab ich bereits. Die kommt gleich.“
Hannah verarztete Joshua notdürftig mit einer
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