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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bern
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er sah jedoch die Wirkung, die sich an dem Tier zeigte. Julian bewegte sich nicht und schaute Mina nicht an, er saß nur bei ihr und sprach mit ihr. Nach einer Weile entspannte sich die Katze. Immer noch vermied Julian jeden Blickkontakt, streckte aber die Finger am Boden aus. Im Zeitlupentempo näherte sich Mina seiner Hand, schnupperte zögernd daran. Ein geheimnisvolles Lächeln huschte Julian über die Lippen.
    Dieses Bild erfüllte Joshua mit tiefem Frieden.
    „Sie hat bisher niemanden an sich herangelassen!“, sagte die Tierheimmitarbeiterin mit gesenkter Stimme. „Wirklich niemanden. Ich glaube, Ihr Junge ist am richtigen Ort.“
    „Ja, das ist er“, flüsterte Joshua.
    Vielleicht verstand Julian die gebrochenen Seelen dieser Tiere besser als jeder andere.
     
    *
     
    Später saßen Lea und Joshua im Auto und sie überlegte, was als Nächstes zu tun sei.
    „Ich würde wirklich gerne diesen Krantz befragen. Aber ich möchte, dass du noch mal mitkommst. Wäre das okay für dich? Ich meine, du bist Berater bei der Polizei.“
    „Ich würde das sogar begrüßen. Vielleicht könnte ich mich ein wenig umsehen, während du die Familie b efragst.“
    „Am besten , du spielst ein wenig Sherlock Holmes.“
    „Und wie genau stellst du dir das vor?“, fragte Joshua amüsiert.
    „Wie du schon gesagt hast: Sieh dich genau um und schau, ob du eine Verbindung zu deinen … Geistern findest.“ Lea trommelte nervös mit den Fingern auf dem Lenkrad. „Willst du eigentlich Anzeige erstatten?“
    Müde fuhr sich Joshua über die Augen. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Verdient hätte er es.“
    Beruhigend legte Lea eine Hand auf seinen Arm. „Schauen wir mal, was das Gespräch ergibt. Ich werde mit der Prügelei beginnen und ihn dann vorsichtig aushorchen, was er zum Zeitpunkt der Morde so gemacht hat.“
    Als sie vor dem Haus der Familie Krantz standen, überfiel Joshua ein ungutes Gefühl. Er war insgeheim froh, dass er Sophies Eltern nicht allein gegenübertreten musste.
    Herr Krantz öffnete die Tür. Sein Gesichtsausdruck wurde grimmig, als er einen Blick auf Joshua warf.
    „Guten Tag, Herr Krantz. Ich heiße Lea Schmidt. Herrn Benning kennen Sie ja bereits.“ Sie hielt ihm kommentarlos ihren Polizeiausweis unter die Nase. „Wir hätten da ein paar Fragen an Sie.“
    „Wenn Sie wegen des Vorfalls …“ 
    „Es wäre schön, wenn wir das im Haus klären kön nten“, unterbrach Lea ihn scharf.
    Krantz ließ sie herein, aber man merkte ihm seinen Unmut an. „Gehen wir ins Wohnzimmer.“
    Lea setzte sich auf das Sofa und begann das Befragungsgespräch. Joshua blieb im Raum stehen und blendete die Stimmen der anderen aus.
    Das Zimmer war penibel aufgeräumt. Der Boden kam ihm so hygienisch vor, dass man da von hätte essen können. Frau Krantz, die nun aus der Küche kam, warf Joshua einen unsicheren Blick zu. Sie wischte im Vorbeigehen über die Tischplatte, als würde sie noch rasch ein letztes Staubkorn beseitigen wollen.
    Sein Augenmerk fiel auf einige Bilder , die in Reih und Glied auf einem Regal standen. Ein Foto zeigte Sophie, ein anderes die Familie, darauf war auch ein Junge zu sehen, der die folgende Bilderflut beherrschte. Ein Foto sah sich Joshua besonders genau an. Es zeigte den Jungen mit ungefähr achtzehn oder neunzehn Jahren. Der junge Mann kam ihm bekannt vor, aber das mochte an der großen Ähnlichkeit zu seinem Vater liegen. Spontan ließ sich Joshua in den Bann des Fotos ziehen – bis eine Gestalt vor ihm erschien.
    Kälte ging von dem Geist aus und ein Bild blitzte vor Joshua auf. Er sah Fragmente eines Unfalls, war sich aber nicht sicher, ob dieser nicht provoziert worden war. Der Mann starrte zu seinen Eltern, sagte aber kein Wort. In seinen Zügen las Joshua Wut und Schmerz. Dann ve rschwand er schlagartig. Joshua blinzelte und brauchte einen Moment, um sich wieder zurechtzufinden.
    Über der Kommode befanden sich alte Bücher. Sein Blick streifte die Titel , er stutzte bei einem Buch. Es kam ihm auf schreckliche Weise vertraut vor. Er zog es aus dem Regal und starrte auf das Cover.
    Der Nachtmorrgu.
    Es handelte sich dabei um ein sarkastisches Märchenbuch für Erwachsene, eine nicht wirklich ernstzunehmende Horrorgeschichte, die von einem schrecklichen Wesen handelte, das ungewollte Kinder fraß. Für einen Erwachsenen mochte es amüsant sein, doch für ein Kind …
    Woher kannte er das Buch? Er wusste, dass er den Titel und vor allem das Bild schon einmal gesehen hatte. Eine

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