Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
Vom Netzwerk:
unterschiedlichen Elemente, die um ihn herum am Werk waren.
    „Schau doch hinauf aufs Meer“, forderte sie ihn auf. Hugues tat wie geheißen, den zitternden Luc eng an sich gedrückt.
    Welche Macht war das, die dort die Wogen so majestätisch auftürmte? Unzählige Töne aus Dunkelblau und Schwarz mischten sich auf den Wellenkuppen, jede für sich gekrönt von weißer, schaumiger Gischt. Nun selbst ein wenig von Sophies Begeisterung angesteckt, richtete er den Blick hinüber zur Küstenlinie und sah mit Schrecken, wie gefährlich nahe sie schon den Klippen waren. Schlagartig war seine Freude am Spiel der Elemente dahin.
    „Luc!“, schrie er über das Tosen des Windes hinweg, worauf der ihm ängstlich das Gesicht zuwandte. „Sollten wir getrennt werden, halte dich an einem Weinfass fest.“
    Luc nickte zwar, schluckte aber heftig. „Verlasst mich nicht, Milord!“, flehte er so leise flüsternd, dass der Sturm ihm die Worte gleich von den Lippen fetzte. Als Hugues, der ihm die Bitte vom Mund ablas, abwehrend den Kopf schüttelte, murmelte Luc: „Ich verspreche Euch, ich werde mich festklammern, so lange ich’s kann.“
    Hugues, der spürte, wie sich Lucs Finger in seine Tunika krallten, wandte sich nun an Sophie, die ihn gespannt ansah. „Darf ich hoffen, dass du schwimmen kannst?“, fragte er und sah sie, als sie lächelte, verdattert an. Hatte sie seine Frage nicht verstanden?
    „Ach, das würde bei diesem Wellengang sowieso nichts nützen“, schrie sie zurück – eine Feststellung, der Hugues schlecht widersprechen konnte. Gequält verzog er das Gesicht, doch Sophie legte ihm aufmunternd die Hand auf den Arm.
    „Was heute Nacht passiert, das liegt ohnedies in der Macht des Schicksals“, erklärte sie ihm, was den nüchtern denkenden Hugues jedoch nicht sonderlich beeindruckte.
    Ehe er darauf antworten konnte, neigte der Segler sich heftig zur Seite. Die Seeleute schrien entsetzt auf, und Hugues war, als habe er über das markerschütternde Kreischen von berstendem Holz hinweg das schrille Wiehern der Pferde gehört. Mit angehaltenem Atem stand er da, und als das Schiff sich nicht wieder aufrichtete, hob er den Blick und bemerkte genau in diesem Moment die gewaltige Woge, die sich turmhoch über dem todgeweihten Boot auftürmte.
    Die Flutwelle traf Sophie völlig unerwartet. Hilflos prustete und spuckte sie, ehe sie begriff, dass sie von Wasser umgeben war. Mit Armen und Beinen wild rudernd, trat und griff sie immerfort nur ins Leere. Panik erfasste sie ob dieser riesigen Wasserwüste, und wegen der Fluten, die von allen Seiten auf sie einstürmten, wagte sie nicht zu schreien. Verzweifelt wand und drehte sie sich, und als sie schon fürchtete, die Lungen würden ihr bersten, wurde sie plötzlich an die Oberfläche gewirbelt. Dankbar schnappte sie nach Luft.
    Da aber rollte schon drohend die nächste düstere Riesenwelle heran, sodass Sophie kaum Zeit hatte, sich die Lungen mit Sauerstoff zu füllen, ehe das Meer wieder mit Macht über sie hinwegbrandete und sie in die Tiefe zog, hinunter zu dem Unbekannten, das auf dem Grund all dieses Wassers lauerte. Zu spät erkannte sie, dass sie allein war – ohne das Schiff, ohne die Planken unter den Füßen, ohne Luc oder Hugues. Umso heftiger wehrte sie sich gegen den eisigen Griff der See.
    Als sie aufs Neue an die Oberfläche gelangte, war ihr, als könne sie schattenhaft die Silhouette des Bootes sehen. Es war jedoch erstaunlich weit fort und wippte auch nicht mehr auf den Wellen. In diesem Augenblick trieb etwas Vertrautes an ihr vorbei – ein Weinfass! Ihr fiel Hugues’ Rat ein, und sie hielt sofort darauf zu und bekam es gerade noch zu fassen, ehe die nächste Woge über ihr zusammenbrach.
    Abermals kam sie röchelnd und prustend hoch, diesmal jedoch mit neuem Mut und fest entschlossen, sich nicht aufzugeben. Trotzdem wusste sie, dass sie sich allein mit ihren Händen nicht lange an dem Weinfass halten konnte. Hätte sie nur gewusst, wie sie mit ihren klammen Händen die Kordel ihrer Beinkleider lösen sollte! Bis sie die Schnur endlich herauszog, wurde sie nochmals unbarmherzig ins kalte Meer getaucht, doch Sophie ließ sich nicht unterkriegen. Trotz ihrer gefühllosen Finger führte sie rasch die Kordel unter den eisernen Fassreifen, welche die Dauben zusammenhielten, hindurch und knotete die Schnur zu einer robusten Schlinge zusammen.
    In der schwachen Hoffnung, dass ihr Plan gelingen möge, wand sie die Arme durch die Kordelschlaufe und

Weitere Kostenlose Bücher