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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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hinunterführte.
    „Höchste Zeit, dass du etwas zu essen bekommst“, grummelte er, als sei sie nichts weiter als ein lästiger Quälgeist, mit dem er sich notgedrungen abgeben musste. Sophie verkniff sich eine bissige Bemerkung.
    Wollte er ihr etwa eine Mahlzeit spendieren? Er musste ja schließlich wissen, dass sie kein Geld dabeihatte. Wieso wohl hätte sie sonst den Mundraub begangen? Unzählige Fragen wirbelten ihr durch den Kopf, die sie diesem Mann, der sie mit strenger Miene offenbar irgendwohin brachte, keinesfalls zu stellen gedachte. Nach kurzer Zeit bemerkte sie an den breiter werdenden Gassen und dem steigenden Lärmpegel, dass sie sich wieder dem Marktplatz näherten.
    „Dorthin kann ich nicht zurück!“, protestierte sie und sperrte sich heftig gegen Hugues’ Griff. Dennoch schob er sie vorwärts.
    „Und ob du das kannst“, betonte er. Als sie dann auf den Platz gelangten und Hugues geradewegs auf den Stand des Bäckers zusteuerte, bekam Sophie es gewaltig mit der Angst zu tun. Dort hatte sich schon ein Grüppchen Männer zusammengerottet. Offenbar ging es um den Pastetenraub, denn sie schüttelten ungläubig die Köpfe und gestikulierten wild in der Luft herum.
    Wollte Hugues sie etwa als Diebin ausliefern und ihrem Schicksal überlassen? Ihr blieb nicht einmal Zeit zur Verteidigung, denn er strebte mit forschen Schritten voran, und als der Bäcker aufschaute und ihr mit düster drohendem Blick anzeigte, dass er sie wiedererkannte, stöhnte sie innerlich auf.
    Zum Glück ergriff Hugues das Wort, ehe überhaupt Anklage erhoben werden konnte. „Mein Mündel hier“, so ließ er sich wortgewandt vernehmen, „beichtete mir, dass sie dir eine Pastete schuldet.“
    Mündel? Was war denn das nun wieder für ein Unfug?
    „Euer Mündel?“, fragte einer der Umstehenden misstrauisch, wobei er argwöhnisch Hugues’ schmucke Montur und Sophies abgerissene Kleidung musterte. Gekränkt ob dieser wenig galanten Frage straffte Sophie sich und starrte den Sprecher unverwandt an, bis der den Blick zu Boden schlug.
    „Das sieht doch Euresgleichen gar nicht ähnlich, für diebische Schmuddelkinder einzutreten“, bemerkte ein anderer Mann mit einem etwas gütigeren Gesicht.
    Ehe Sophie empört einwenden konnte, sie sei kein verwahrlostes Gassenblag, wandte Hugues sich an den Sprecher. „Das mag wohl sein, doch dieses hier fällt in meine Verantwortung“, versicherte er ihm.
    Ein Straßenkind?,dachte sie. Tja, dann wäre es wohl das Beste, ihn ordentlich in die Hand zu beißen, so wie es die Bettelkinder zu Bordeaux immer machen, wenn man sie aufgreift. Das würde ihm zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt war! Anscheinend konnte er jedoch Gedanken lesen, denn im selben Augenblick verstärkte er seinen Griff um ihren Arm.
    „Habt Ihr eine Ahnung, wie viele es von dieser Sorte hier in La Rochelle gibt?“, fragte der Bäcker und blitzte Sophie vernichtend an. „Ihr werdet kaum heil vom Marktplatz wegkommen, wenn diese diebische Bande von Eurer Großzügigkeit hört.“
    „Womit wir Euch keinesfalls zu nahe treten wollen, Milord“, warf der Umgänglichere ein, was ihm einen bissigen Blick seiner Gefährten eintrug.
    „Seid versichert, das tut ihr auch nicht“, gab Hugues katzenfreundlich zurück. „Doch mein Mündel und ich wurden getrennt, als unser Schiff unterging. Ich hielt ihn sogar für tot.“
    Ihn? Jetzt war sie also nicht bloß ein Straßenkind, sondern auch noch ein Knabe obendrein! In ihrem gekränkten Stolz drückte sie ihr Kreuz noch gerader durch. Sie hatte zwar einen wahren Leidensweg hinter sich, doch immer noch die Gestalt einer Frau, nicht die eines Buben. Und dieser Hugues zauste ihr das verfilzte Haar, als wäre sie ein kleines Kind.
    Sophie musste sich regelrecht zusammenreißen, um ihn nicht wutentbrannt anzufunkeln. So ein Lump! Einfach so zu tun, als wäre sie ein Knabe! Dabei hätte sie, trüge sie Frauenkleider, übles Gerede förmlich herausgefordert, von lüsternen Blicken ganz zu schweigen. Dass sie ein Bild des Jammers bot, wusste sie selbst, aber musste er unbedingt demonstrieren, wie sehr ihn das belustigte? Und was sollte dieser Unfug mit dem Mündel?
    Sie war schon drauf und dran, die Sache an Ort und Stelle gerade zu rücken, als der Bäcker entschied, sich mit dem unbekannten Ritter gütlich zu einigen. „Ihr müsst es ja am besten wissen, Milord“, grummelte er gedämpft. Als er aber die blitzende Münze bemerkte, die Hugues ihm bot, griff er trotz seines Unmuts

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