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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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glimmenden Feuerschein ab – ein Anblick, den Hugues sichtlich genoss, während er sich gleichzeitig an dem Wein labte, der seine verspannten Muskeln lockerte.
    Ein rücksichtsvolles Weib, welches die Bedürfnisse des Mannes über die eigenen stellte! Sapperlot, so musste es sein. Er schmunzelte verstohlen, nippte vom Wein und gestattete sich, noch einige Vermutungen anzustellen.
    Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, Sophie in dem Glauben zu lassen, er sei der Richtige für sie. Er räumte sogar ein, dass er sich an diese Sachlage durchaus gewöhnen konnte, und deshalb erwiderte er auch ihr Lächeln, als sie den Topf auf den Tisch stellte. Der Duft des Wildbreteintopfs, welcher die Kammer durchzog, als Sophie den Deckel hob, ließ seinen Magen vernehmlich knurren und entlockte beiden ein Lächeln.
    „Du bist ja tatsächlich hungrig“, bemerkte sie verschmitzt.
    Verlegen zupfte Hugues sich am Ohrläppchen. „Allerdings, denn es war ein langer Tag. Und das duftet ja wirklich lecker“, fügte er anerkennend hinzu.
    „Die Hauswirtin hat es mir angeboten.“ Während sie ihm das Fleisch auf seine Brotscheiben häufelte, sah Sophie ihn scharf an.
    „Hast denn auch du schon etwas gegessen?“, fragte Hugues, als sie den ganzen Inhalt des Topfes auf sein Schneidbrett ausleerte.
    „Doch, der Knabe mochte nicht länger warten, und ich wusste ja nicht, wann du zurückkommen würdest“, bekundete sie milde.
    Verlegen wich er ihrem Blick aus, denn ihm war klar, dass sie sich vermutlich gefragt hatte, ob er sich überhaupt noch einmal würde sehen lassen. Er wusste auch nicht, was er ihr Tröstliches hätte sagen können; die Stille, die sich zwischen ihnen ausbreitete, erschien ihm so laut, dass ihm schier die Ohren davon schmerzten. Er sah, wie Sophie den Topf zur Feuerstelle zurückbrachte. Wie konnte er aus dieser verfänglichen Situation nur wieder herauskommen?
    „Du hattest wohl noch eine Sitzung heute Abend, nicht wahr?“, fragte sie, als sie zum Tisch zurückkehrte. Hugues nickte, heilfroh über ein ganz alltägliches Gesprächsthema. Dabei hatte er das Treffen ursprünglich nur anberaumt, weil es ihm einen Anlass bot, noch ein paar zusätzliche Tage in La Rochelle zu bleiben. Eine Scheinveranstaltung also, die aber, so mahnte er sich, wider Erwarten doch Früchte getragen hatte, denn Sophie war ja nun da. Bei diesem Gedanken zog sich alles in ihm zusammen, sodass er sich regelrecht zwingen musste, sich auf ihre Frage zu konzentrieren.
    „Ganz recht. Und sie verlief ebenso miserabel wie die anderen“, räumte er achselzuckend ein, denn bisher war sein Feldzug für die Regentin ein Schlag ins Wasser. Doch das Wildbret mundete vortrefflich; man konnte es sich auf der Zunge zergehen lassen und andere Angelegenheiten bei diesem Genuss vorübergehend vergessen.
    „Und wie kommt das?“, wollte sie wissen.
    Erstaunt schaute er auf und sah, wie sie ihn von ihrem Stuhl gegenüber mit unverhohlener Neugier musterte. Unerwartet verzog sie das Gesicht zu einem Lächeln; wahrscheinlich sah man ihm seine Verwunderung darüber, dass sie sich für politische Dinge interessierte, an der Nasenspitze an.
    „Das würde mich wirklich interessieren“, betonte sie ernst, was Hugues mit einem Nicken quittierte. Bevor er jedoch das Wort ergriff, feuchtete er sich mit einem Schluck Wein die Kehle an.
    „Die Zeiten ändern sich nun einmal“, bemerkte er und wies auf das Fenster, hinter dem sich schon die Dunkelheit über die Stadt gesenkt hatte. „Diese Städter dort denken eben anders als die alten Adelsgeschlechter, die sich mit diesem oder jenem König verbünden, und zwar auf Basis einer Treueverpflichtung, die schon seit Generationen besteht. Wir halten es so, wie es unsere Väter taten und deren Vorfahren.“ Er wischte sich die Lippen ab und beugte sich vor, um das Gesagte zu unterstreichen. „Wir, die Edlen zu Pontesse, halten schon zu den Capetingern, seit diese an die Macht kamen. Für mich oder für meinen Vater wäre es unvorstellbar, aus dieser Allianz auszuscheiden, ganz gleich, was die Krone auch tun sollte.“
    „Mein Vater“,bemerkte Sophie,„unterstützt die Normannen, weil die ihre Rechnung immer pünktlich bezahlen.“
    Hugues warf ihr einen kritischen Blick zu. Offenbar war sie nur in einer Hinsicht nicht ganz richtig im Kopf, denn ansonsten dachte und handelte sie recht vernünftig.
    „So ist es“, bestätigte er. „Und wenn sie das nicht mehr tun, dann ist es aus mit seiner Unterstützung für

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