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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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würdest du erkennen, dass deine Sicherheit ohne meinen Schutz besser gewährleistet ist, zumal in dieser von Normannen verseuchten Stadt.“
    Mit diesen Worten stülpte er sich den Helm über den Schädel und jagte seinem Ross die Sporen in die Flanken. Der Hengst reagierte prompt und riss Sophie mühelos die ledernen Zügel aus den Fingern. Nach wie vor erbost, gab Hugues seinem Knappen einen herrischen Wink, worauf Luc kleinlaut hinter seinem Herrn dreintrottete, hinaus ins Licht. Offenbar hütete er sich, seinen Meister noch mehr zu erzürnen.
    Will ich dem Kerl auch geraten haben, dachte Hugues verdrossen, bevor er im Tordurchgang kurz anhielt. Ehe er davonritt, warf er noch einen letzten bittersüßen Blick zurück zu Sophie, die ihm unnatürlich schweigsam hinterhersah.
    „Dann abermals adieu“, knurrte er, verärgert darüber, dass er alles auf einmal nur noch verschwommen wahrnahm. Plötzlich zornig auf sich selbst, gab er dem Gaul erneut die Sporen und wandte sich Richtung Stadttor.
    Sophie wurden auf einmal die Knie weich. Kraftlos lehnte sie sich gegen die Bretterwand eines der Stallvierecke und versuchte zu begreifen, was Hugues da soeben enthüllt hatte.
    Aus Hochachtung zu dir! Sie nagte an der Unterlippe, während sie diese Worte in ihrem Herzen verschloss. Dass er sie überhaupt achtete und obendrein noch um ihre Sicherheit besorgt war, mochte sie kaum glauben. Die Vorstellung, er habe sich ihr deshalb nicht aufgedrängt, weil er meinte, sie finde nichts an ihm, hätte sie fast auflachen lassen, wäre sie nicht so furchtbar traurig gewesen.
    Und überhaupt – so dachte er ja noch immer!
    Sophie straffte sich und ließ den Blick durch die Stallungen schweifen, in denen nur noch ein weiterer Zelter untergebracht war. Geraume Zeit betrachtete sie das Tier, das ja zweifellos nur jenes Ross sein konnte, welches Hugues für sie erstanden hatte.
    Also konnte sie ihm durchaus nachreiten.
    Unschlüssig verschränkte sie die Arme vor der Brust und blickte stirnrunzelnd auf den mit Heu bedeckten Boden. Und was sollte sie ihm sagen, wenn sie ihn einholte? Dass er sich irrte? Dass sie bloß deshalb so zurückhaltend gewesen war, um ihn nicht schon wieder zu verschrecken? Um endlich sein Herz zu gewinnen?
    Dass sie fürchtete, sie seien nun doch nicht mehr füreinander bestimmt?
    Als ihr die Wahrheit plötzlich schmerzlich bewusst wurde, hielt Sophie erstickt den Atem an. Hugues war in Gefahr! Im Grunde hatte er es ihr gegenüber bereits zugegeben. War es etwa möglich, dass sie gar nicht mehr zusammenkommen konnten? Weil Hugues dazu verdammt war, bei seinem Versuch, den Normannen zu entwischen, umzukommen?
    Bei Licht besehen erschien ihr das alles vollkommen schlüssig, denn wäre die Seereise wie geplant verlaufen, dann hätten sie La Rochelle längst vor der Invasion hinter sich gelassen. Durchaus möglich, dass der Schiffsuntergang die Erklärung war für den schicksalhaften Umschwung in ihrem gemeinsamen Weg und damit auch in ihrer Bestimmung. Jetzt, da ihr der Schlüssel zufiel, wurde ihr so manches klar. Ohne weiter nachzudenken, war sie bereits zu dem Pferd getreten und zäumte es auf.
    Sie durfte nicht zulassen, dass Hugues nichts ahnend in sein Verderben ritt. Auszurichten vermochte sie zwar nur herzlich wenig, doch warnen konnte sie ihn allemal. Und das, so hoffte sie verzweifelt, würde möglicherweise ihrer beider Schicksale abermals in eine andere Richtung lenken.
    Sie war gerade dabei, in aller Hast den Zelter zu satteln, als sie ganz aus der Nähe eine barsche Stimme vernahm, offenbar mit bretonischem Akzent. Inzwischen hatte Sophie nämlich gelernt, das Bretonisch der Leute von La Rochelle zu erkennen. „Normalerweise stellt er seinen Gaul immer hier unter“, bekundete ein Mann. Verstohlen spähte Sophie über den Pferderücken Richtung Stalltür.
    Draußen auf der Straße erkannte sie die Umrisse von drei Männern, die sich vor dem winterlichen Sonnenlicht deutlich abhoben. Zwei davon trugen Kettenhemden. Hinter der kastanienbraunen Stute verborgen, konnte Sophie nur hoffen, dass sie unentdeckt blieb.
    „Hier steht aber kein Grauschimmel“, bemerkte ein anderer, diesmal, wie Sophie zu ihrem Entsetzen heraushörte, mit normannisch gefärbtem Ton. Ganz offensichtlich waren die drei auf der Suche nach Hugues, und bestimmt führten sie nichts Gutes im Schilde.
    „Als ich zuletzt die Ställe ausmistete, war er noch da“, gab der erste zurück. Inzwischen hatten die drei den Stall betreten,

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