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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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Würmern zur Speise.“
    „Aber …“ Luc versuchte es noch einmal.
    Hugues spornte bereits ungeduldig seinen Hengst an. „In diesem Forst gibt es nichts, das es nicht auch in anderen Wäldern gäbe“, zischte er, verärgert darüber, wie der Knappe den Blick zwischen den Verfolgern und dem Wald hin und her wandern ließ, als schätze er ab, was wohl gefährlicher sei. Währenddessen verschwand Sophie bereits mit ihrem Zelter unter dem Schatten der Bäume.
    „Los jetzt!“, befahl Hugues und sah seinen Knappen mit hochgezogenen Augenbrauen an. Der presste zwar verbissen die Lippen zusammen, fügte sich dann aber doch und trieb seinen Gaul mit einem Fersenhieb an.
    Am liebsten hätte Hugues beiden noch vor Sonnenuntergang die Hälse umgedreht. Zähneknirschend drehte er sich im Sattel um, alles andere als begeistert über den Anblick der normannischen Ritter, die bereits ziemlich dichtauf waren. Sein Hengst überwand die Strecke bis zum Waldrand mit einigen schnellen Sprüngen. In der schattigen Kühle verspürte Hugues beinahe so etwas wie ein Grausen, und ohne es zu wollen, erinnerte er sich an das, was Luc vorhin gesagt hatte. Aber dass mich fröstelt, liegt daran, so redete er sich entschieden ein, weil hier die Sonne nicht scheint. Mehr ist nicht daran.
    Während sie ihren Weg fortsetzten, beobachtete Luc argwöhnisch den Wald zu beiden Seiten. Zu seinem Entsetzen spürte Hugues, wie sich seine Nackenhaare einzeln aufrichteten. Dabei brauchten sie eigentlich gar nichts zu befürchten; das hier war ein Wald wie jeder andere, auch wenn die Ammenmärchen alter Weiblein das Gegenteil behaupteten. Diese Geschichte von Brocéliande erzählte man ungehorsamen Kindern am Feuer. Im richtigen Leben gab es die nicht.
    Sophie ließ sich etwas zurückfallen, um neben Hugues reiten zu können. Unerklärlicherweise war er heilfroh, dass sie relativ eng zusammenbleiben mussten, wurde dabei jedoch das ungute Gefühl nicht los, dass sie beobachtet wurden. Dort in dem Waldesdickicht, so überlegte Hugues, tummeln sich Tausende von Geschöpfen; da ist es nur natürlich, dass solche Waldwesen Eindringlinge genau beäugen.
    Jawohl, das war alles.
    In diesem Moment durchschnitt ein Schrei die Stille des Waldes. Als Hugues sich umwandte, gewahrte er etliche undeutliche Figuren, die sich in der sonnenbeleuchteten Öffnung, dort, wo der Weg in den Wald mündete, zusammendrängten. Es waren die normannischen Ritter, die aufgeregt miteinander stritten; offenbar befanden sich unter ihnen auch solche, die wie Luc dachten.
    Hasenfüße, diese Normannen, folgerte Hugues verächtlich. Wie von allein tasteten sich seine Finger zum Griff seines Schwertes, als wäre es ein Amulett.
    „Es ist alles so still“, flüsterte Sophie. Hugues hatte den Eindruck, als hallten ihre Worte weiter als beabsichtigt, ganz so, als würden die Bäume sie weiterreichen von Stamm zu Stamm. Er hatte große Mühe, seine lebhafte Fantasie im Zaum zu halten.
    „Vielleicht ist es besser, nicht zu reden“, gab er leise zurück, ehe er sich recht überlegt hatte, was er da sagte, und dass Luc ihm bei dieser Bemerkung einen anzüglichen Blick zuwarf, passte ihm ganz und gar nicht. Es schauderte ihn regelrecht bei dem beklemmenden Gefühl, seine Worte könnten ebenfalls auf diesem geheimnisvollen Weg hinweggetragen werden, bis sie tief in den Schatten der endlosen Baumreihen verhallten.
    Hoffentlich gelingt es uns, den Wald zu durchqueren, ohne dass wir darin übernachten müssen, dachte er. Dann aber fiel ihm ein, wie riesig der Forst von Brocéliande dem Vernehmen nach war. Und alten Legenden zufolge befand sich der verzauberte Abschnitt genau in diesem Gebiet. An diesen Teil der Geschichte konnte sich Hugues noch erinnern.
    Drei Tagesritte, falls die Hexen einen durchließen. Falls nicht, ein ganzes Leben. Hugues schluckte schwer, fasste die Zügel fester und mahnte sich, dass es ja heutzutage sowieso keine Hexen gab – wenn es überhaupt einmal welche gegeben haben sollte.
    Und dieser Forst hier, der war kein Brocéliande, sondern bloß das Jagdrevier eines hier ansässigen Adligen.
    Es ließ sich unmöglich abschätzen, wie viel Zeit unter diesem Baldachin aus Bäumen vergangen war, denn das Astwerk war so dicht, dass man den Gang der Sonne nicht verfolgen konnte. Es war schon recht kühl gewesen, als sie am späten Nachmittag in den Wald hineinritten, und es blieb auch so, weswegen Sophie froh war über ihre warmen Handschuhe und den Übermantel.
    Dass Hugues

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