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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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wie Sophie am hallenden Klackern ihrer Stiefel auf dem Steinpflaster erkannte. Sophie hielt den Atem an, fast überzeugt, die drei Männer müssten ihr pochendes Herz hören, sollten sie ihr noch näher kommen. „Weit kann er noch nicht sein. Aber er hat nur einen von seinen zwei Zeltern mitgenommen.“
    „Dann ist der Zossen dort drüben auch noch seiner?“, fragte der Mann mit dem normannischen Akzent. Sophie machte sich noch kleiner hinter dem Pferd und betete, es möge hier dunkel genug sein, dass man sie nicht entdecken würde. Einer der drei trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Bretterwand des Stalls; er war ihr derart nahe, dass Sophie beinahe vor Schreck in die Höhe gezuckt wäre.
    „Aye, er hatte ’nen Grauschimmel und zwei von diesen Damengäulen“, bestätigte der Bretone mit hämischem Lachen. „Vielleicht hat er mir den als Geschenk hier gelassen.“
    „Hat er auch seine Schulden beglichen?“
    „Jawohl, in Silber. Und im Voraus.“ Augenscheinlich war der Mietstallbesitzer stolz auf seinen so ausgeprägten Geschäftssinn.
    „Dann nehme ich das Tier als Unterpfand für unseren König“, schloss der Normanne, worauf Sophie fast das Herz stehen blieb. Wollten die etwa das Pferd beschlagnahmen? Was sollte sie dann tun? Sie konnte sich ja wohl schwerlich zu Fuß auf Hugues’ Verfolgung machen. Sie verstärkte den Griff um die Zügel, entschlossen, sich die Stute nicht so ohne Weiteres wegnehmen zu lassen.
    „Dieser Frankentölpel hat den Gaul sogar aufgezäumt stehen gelassen“, bemerkte eine weitere, tiefere Normannenstimme, worauf die beiden Ritter in gehässiges Gelächter ausbrachen.
    „Brauchst du zufällig einen Sattel, Gaston?“
    „Mein Knappe vielleicht“, gab der zweite gutmütig zurück. Sophie konnte an seinen Schritten hören, wie er in das Stallviereck trat.
    In diesem Augenblick stand die Entscheidung für Sophie fest: Jetzt oder nie! Dies war die letzte Gelegenheit, noch das Element der Überraschung auszunutzen. Heilfroh, dass sie so weitsichtig gewesen war, den Zelter sofort aufzuzäumen, schwang sie sich mit einem Satz auf den Pferderücken und stieß einen gellenden Schrei aus.
    „Was zum …!“, brüllte der Normanne entgeistert, als die Stute auf Sophies so unvermutetes Kreischen hin mit einem Satz vorpreschte. Sophie bemerkte die Bestürzung auf seinem Gesicht kaum, denn er presste sich bereits flach gegen die Stallwand, weil die braune Stute auch schon um Haaresbreite an ihm vorbeirauschte. Der andere Normanne guckte nicht weniger konsterniert drein, als das Pferd im Galopp durchs Stalltor fegte und dann, aller Beschränkungen ledig, wie von allein der Straße zustrebte, ohne dass man es antreiben musste.
    „Das ist seine Hure!“, brüllte der Stallmeister. Völlig entsetzt, dass offenbar sie gemeint war, blickte Sophie zurück und sah noch, wie er ihr mit der geballten Faust drohte und mit hassverzerrter Grimasse hinter ihr hergerannt kam, sodass Sophie in ihrer Angst dem Pferd heftig die Fersen in die Flanken stieß. Der Zelter reagierte sofort, indem er wie wild über das Kopfsteinpflaster preschte, vorbei an Karren und Bauersleuten, während Sophie sich verzweifelt festklammerte.
    Vielleicht, so merkte sie bald, hätte sie dem Gaul keinen Fersenstoß geben sollen, denn während des wildverwegenen Sturmlaufs musste sie in letzter Minute den Kopf einziehen, um einem überhängenden Schild auszuweichen und nicht einen Schlag abzubekommen, der sie mit Sicherheit aus dem Sattel gefegt hätte. Die Stute dachte gar nicht daran, ihr Tempo zu verlangsamen, im Gegenteil – bei dem Durcheinander ringsum ging der Gaul beinahe durch. Und Sophies Überlegungen, wie sie das Pferd zum Stehen bringen könne, die wurden ohnehin im nächsten Moment überflüssig.
    „Haltet den Dieb!“, donnerte der Normanne hinter ihr – eine solch unverschämte Lüge, dass Sophie schier der Atem stockte. Schon griff ein besonders Wagemutiger nach ihren Zügeln, aber die Stute wich aus und drängte zur Seite, direkt auf den Marktplatz zu. Inzwischen waren wohl sämtliche Augenpaare auf sie gerichtet, doch nun beugte sie sich längs über den Pferdehals, redete beruhigend auf ihr Reittier ein und trieb es zu noch schnellerer Gangart an.
    „Schließt die Tore!“, brüllte da irgendjemand, und Sophie bekam es schon mit der Angst zu tun. Fest entschlossen, ihren Verfolgern noch zu entkommen, schätzte sie zähneknirschend ab, wie weit es wohl noch bis zu dem stählernen Fallgatter

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