Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
Vom Netzwerk:
Meinen Beifall für deine Anstrengungen hast du. Was ich indes nicht ertragen kann, dass ist dein tatenloses Warten auf den Tod, denn der hat dich wahrlich lange genug vertröstet. Da kann man weiß Gott die Geduld verlieren.“
    Mit lautem Türenknall verließ er das Gemach des Vaters – wie so viele Male zuvor. Vom Ende des Ganges sah seine Schwester ihm traurig nach. Er aber legte keinen Wert auf weitere Vorwürfe, weder von Louise noch von anderen Mitgliedern des Burghaushalts, die ihm nun ebenfalls in argwöhnischem Schweigen nachschauten.
    Überzeugt, dass er Trost im Kreis einfacherer Geschöpfe finden werde, stapfte er verdrossen in Richtung der Stallungen. Was für ein Pech, auf nur einer einzigen Reise gleich zwei Dinge zu verlieren – seinen Argent und auch sein Herz.
    An dem Tag, an welchem Sophie zum ersten Mal flog, schneite es.
    Es kam ihr so vor, als zerkleinere sie nun schon eine Ewigkeit Wurzeln zu Pulver, stets bemüht, jede einzelne Pflanze am Duft zu erkennen und sich ihren Nutzen auszumalen. Melusine stellte zwar unaufhörlich Fragen, gab Sophie jedoch niemals eine freimütige Antwort, sondern erging sich in Andeutungen über herrschende Planeten sowie Zeichen oder Götter, welche längst aus den hiesigen Gefilden verschwunden waren.
    Sophie war hundemüde von all der Arbeit, erschöpft von der anstrengenden Suche nach der richtigen Antwort und von der Mühe, sich Melusines Belehrungen einzuprägen. Die Erkenntnis, dass Hugues knapp zwei Wochen fort war, trug nicht sonderlich zu ihrer Lernbereitschaft bei, denn ihr war, als sei die Zeit bislang nur quälend langsam vergangen.
    Sollte der Rest ihres Lebens mit der gleichen Langsamkeit verstreichen, dann würde sie ihre Entscheidung, ohne ihn auszukommen, noch bereuen. Sie würde ja mehr als genug Zeit dafür haben.
    Als sie dann an diesem Morgen entdeckte, dass dichter Schnee draußen vor der Hütte vom Himmel rieselte, wurde ihr doch leichter ums Herz. Beim Anblick der zu Boden trudelnden Flocken wäre sie am liebsten jauchzend durch das wirbelnde Gestöber getanzt. Mit weit ausgebreiteten Armen trug sie den leeren Wassereimer zum Bach und drehte sich dabei wie ein unbeschwertes Kind im Kreis, den Kopf in den Nacken gelegt, um die weiße Pracht mit der Zunge aufzufangen. Als ihr dann plötzlich so war, als werde sie beobachtet, warf sie einen verstohlenen Blick über die Schulter und hastete mit dem vollen Kübel zur Kate zurück, vor sich wieder einmal einen arbeitsreichen Tag.
    Zu ihrer Überraschung hatte Melusine auf dem Lehmfußboden in der Hüttenmitte ein Feuer entfacht, dessen Qualm sich in wirbelnden Spiralen hinauf zu dem Dachloch wand, welches als Rauchabzug diente. Zwar war der kleine Raum trotzdem in eine dicke Qualmwolke gehüllt, doch gab die immerhin eine wohltuende Wärme ab. Da nahm Sophie es gern in Kauf, dass sie gegen den beißenden Rauch anblinzeln musste.
    „Es heißt, dass selbst der Gott der Christen am siebten Tag ruhte“, bemerkte Melusine untätig, wobei sie Sophie quer durch die Hütte mit ihren blassen Augen ansah. „Da können wir ebenso gut den heutigen Tag nehmen und uns eine Rast gönnen.“
    „Und was sollen wir tun?“, fragte Sophie leise. Angesichts der Vorstellung, einen ganzen Tag unter Melusines musterndem Blick verbringen zu müssen, hätte sie es vorgezogen zu arbeiten, auch wenn ihre Schultern schmerzten.
    „Wir werden uns unterhalten.“ Ein scheues Lächeln umspielte Melusines Lippen, und sie zog eine Braue hoch. „Du hast doch sicherlich Fragen?“
    Sophie musste schlucken. Endlich war die Gelegenheit gekommen, etwas Neues zu lernen. „Gewiss“, bestätigte sie mit klopfendem Herzen. „Sogar viele.“
    Melusine nickte bedächtig. „Beantworten werde ich aber nur eine“, sagte sie ungerührt.
    Sophie zerbrach sich den Kopf. Welche Frage sollte sie stellen? Warum sie hier war? Wozu Melusine sie unterwies? Welches war die richtige Wahl? Merkwürdigerweise drehten sich die meisten Fragen um die Zukunft und was sich in ferner Zeit ereignen würde, ganz so, als ginge sie davon aus, dass Melusine Dinge erkennen konnte, die sich jenseits ihrer Sphäre befanden. Wo war Hugues? War er wohlauf? Würde sie bald wieder mit ihm vereint sein?
    Zu Sophies eigener Verblüffung kam ihr dann aber keine einzige von diesen Fragen über die Lippen. Sie stellte vielmehr eine, die sie, kaum hörte sie ihre eigenen Worte, auch schon bereute, lief sie doch auf reine Zeitverschwendung hinaus.
    „Wie lautet die

Weitere Kostenlose Bücher