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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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gegeben. Wenn sie nicht über früher zu sprechen wagten und nicht über die Zukunft, dann blieb ihnen nur die Gegenwart hier im Kleinen Speisezimmer, das Klimpern von Besteck und, selten wie kostbare Perlen, ein Wort von ihm oder von ihr.
    Sie hatte in Versailles diniert, und Vallans wie das Stadtpalais in Paris waren ein Ort des Luxus und des Überflusses gewesen, und so war sie nicht leicht zu beeindrucken, doch dieser behagliche Raum gefiel ihr über die Maßen. Was würde Douglas wohl sagen, wenn er erführe, dass sie heutzutage zufrieden war, wenn sie ein Dach über dem Kopf hatte und nicht hungern und frieren musste? Wahrlich ein großer Unterschied zu dem verwöhnten Mädchen von damals.
    Das Mädchen war von dem Jungen bezaubert gewesen. Die Frau war von dem Mann ebenso bezaubert, aber sie war nicht mehr der gleiche Mensch wie seinerzeit, und er auch nicht. Der Douglas von heute strahlte eine Autorität aus, die sie gleichermaßen faszinierte und einschüchterte.
    »Ihr habt ein wunderschönes Heim«, sagte sie.
    »Danke. Ich bin einigermaßen erfolgreich.«
    »Darf ich fragen, in welcher Branche?«
    »Handel und Gewerbe. Ich unterhalte unter anderem eine Flotte von Kauffahrern und importiere Waren aus dem Orient nach England und Schottland.«
    »Das klingt aufregend.«
    »Das ist es auch. Die MacRae-Brüder sind früher alle zur See gefahren – als Kapitäne auf ihren eigenen Schiffen –, aber in den letzten zehn Jahren haben wir uns – mit einer Ausnahme – mit Unternehmen an Land etabliert. Mein ältester Bruder, Alisdair, betreibt auf unserem Stammsitz Gilmuir eine Werft, wo all unsere Schiffe gebaut und repariert werden. Nebenbei ist er englischer Gutsherr. James ist ein schottischer Gutsherr und Brendan Besitzer einer Brennerei in Inverness. Nur Hamish fährt noch immer zur See.«
    »Und Ihr seid der Kaufmann in der Familie.«
    »So ist es.« Er musterte sie über den Rand seines Glases hinweg. »Findet Ihr das verachtenswert, Miss du Marchand?«, fragte er, als hätten sie sich nicht in der vergangenen Nacht geliebt, als hätte sie ihn nicht angefleht, ihre Qual zu beenden und sie spüren zu lassen, wie er sich in ihr verströmte.
    »Handel?« Sie lächelte. »Nein. Jede Profession ist so ehrenwert wie der Mann, der sie betreibt, Mr. MacRae.«
    »Und wie beurteilt Ihr meinen Charakter?«
    Sie schaute ihm in die Augen und antwortete mit der harten Wahrheit: »Ich kenne Euch nicht gut genug, um mir ein Urteil darüber erlauben zu können.«
    Der Lakai kam mit einer Suppenterrine herein. Nachdem er serviert und sich wieder entfernt hatte, wechselte Douglas unverhofft das Thema. »Warum habt Ihr Frankreich verlassen?«
    »Um mich in Sicherheit zu bringen.«
    Douglas lehnte sich zurück und musterte sie erneut.
    Zweimal setzte sie zum Sprechen an, um irgendetwas Unbedeutendes zu sagen, das Schweigen zwischen ihnen zu beenden, aber beide Male ließ sie es bleiben. Stattdessen nahm sie ihren Löffel und kostete die Suppe.
    »Seid Ihr in Frankreich aufgewachsen?«, fragte er schließlich.
    Im ersten Augenblick war sie verblüfft. Dann begriff sie, dass er sie zu einem Spiel aufforderte, das ihnen beiden eine gewisse Erleichterung verschaffte – zwei Fremde zu sein, die eine Nacht miteinander verbracht hatten. Nun gut, sie würde mitmachen.
    »Ja«, antwortete sie. »Ich habe meine Kindheit in Vallans verbracht, auf unserem Schloss in der Nähe von Paris, bis mir erlaubt wurde, in der Stadt zu leben.«
    »Eine interessante Stadt, dieses Paris.«
    »Ihr kennt Paris?« Nicht zu interessiert, gerade genug, um das alberne Spiel etwas realistisch zu machen.
    »Ich habe in meiner Jugend einige Zeit dort verbracht, aber im Großen und Ganzen ziehe ich andere Städte vor.«
    Sie konzentrierte sich auf ihr Essen und darauf, die Gefühle zu unterdrücken, die seine Worte in ihr weckten.
    »Ach ja? Die meisten Menschen halten Paris für die schönste aller Städte.«
    »Wie seid Ihr diesen Unruhen entgangen? Wart Ihr auf dem Landschloss?«
    »Nein.« Jeanne legte ihren Löffel weg und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. Wenn er jetzt weiterfragte, würde sie ihm die Wahrheit sagen, aber wenn er schwieg, würde sie sie ihm nicht aufdrängen. Dies war kein unverbindliches Tischgespräch. Ihr brennendes Interesse unter dem Deckmantel höflicher Konversation verbergend, versuchten sie, Details voneinander zu erfahren.
    »Ihr wart im Kloster.«
    Das erste Eingeständnis, dass er sich an die letzte Nacht

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