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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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behauptet, ich hätte komische Augen. Dabei sind sie gar nicht komisch – sie haben die gleiche Farbe wie Papas, und seine sind wundervoll!«
    Mary lächelte in sich hinein, denn Margaret fand alles an ihrem Vater wundervoll. »Das hört sich so an, als mache er sich einen Spaß daraus, dich zu ärgern. Vielleicht lässt er es, wenn du so tust, als gelänge es ihm nicht.«
    »Er zieht mich an den Haaren«, setzte Margaret die Aufzählung der Untaten des Jungen fort, »und das Schlimmste ist, dass Robbie nichts von mir wissen will, wenn sein Freund da ist.«
    Alisdairs Sohn Robert, genannt Robbie, war zwei Jahre älter als Margaret, und sie hatten sich immer bestens vertragen, seit Douglas seine Tochter als Krabbelkind zum ersten Mal nach Gilmuir mitbrachte. Aislin, Robbies Schwester, war vier Jahre älter und hatte deshalb natürlich andere Interessen und Freunde. In diesem Sommer hatte sie nach Sherbourne reisen dürfen, nach Brandidge Hall, auf das Gut ihres Vaters in England.
    »Würdest du vielleicht gerne mit uns segeln?«
    Mary und ihre Nichte drehten sich zu Hamish um. Er war der größte der MacRae-Brüder, einen halben Kopf größer als sein ältester Bruder Alisdair, und hatte die breitesten Schultern von allen. Er hatte Narben im Gesicht – und am Körper, doch die bekam nur seine Frau zu sehen –, Zeugnisse von Folterungen in früheren Jahren, mit der Zeit verblasst, aber noch immer zu erkennen. Doch Mary fand ihn faszinierend und anziehend – was sie, wie sie inzwischen festgestellt hatte, mit den meisten Frauen gemeinsam hatte –, und das seit dem Augenblick ihres Kennenlernens. Aber nie hatte sie ihn attraktiver gefunden als jetzt mit dem weißen Hemd, der schwarzen Hose und den Daumen im Bund. Sein linker Arm bewegte sich noch immer nicht so schnell wie der rechte, war aber erstaunlich gelenkig, wenn man bedachte, dass er, als sie Hamish kennenlernte, so gut wie nutzlos heruntergehangen hatte.
    »Tante Mary hat schon gesagt, dass ihr mich aufs offene Meer mitnehmen würdet«, berichtete Margaret ihm aufgeregt.
    »Hat sie das?«, neckte er seine Nichte mit einem Blick zu seiner Frau. »Ich dachte da eher an eine kürzere Fahrt – bis zur Mündung des Firth und wieder zurück. Wärest du damit zufrieden?«
    Margaret war sichtlich enttäuscht, aber sie lächelte tapfer und nickte. »Darf ich dann dem Ersten Offizier helfen?«
    Hamish lachte und deutete dorthin, wo Thomas stand. »Sag ihm, er soll dir den Sextanten zeigen. Ein Seemann muss wissen, wohin er segelt – und ein ›Seefräulein‹ natürlich genauso.«
    Er legte den Arm um Mary, und sie schaute Margaret nach, die so übermütig davonhüpfte, dass sich ihr Zopf löste und das schwarze Haar über ihre Schultern herabfiel.
    »Sie erinnert mich an dich«, sagte Hamish zu Marys Überraschung.
    »Inwiefern?«
    »Sie ist genauso lernbegierig wie du.«
    Mary lächelte ihn an und fragte sich, ob seine Bemerkung sich auf ihr Interesse an neuen Heilmethoden bezog oder auf eher Sinnliches. Sie waren schon kurz nach ihrem Kennenlernen ein Liebespaar geworden, und ihr Verlangen nach einander war nach all den Jahren noch immer genauso stark wie am ersten Tag.
    »Aber ich sorge mich um sie«, sagte Mary.
    »Warum das? Sie ist eine reiche Erbin, ihr Vater trägt sie auf Händen, und auf Gilmuir wird sie von allen vergöttert.«
    »Aber sie hat keine Mutter. Eine Mutter ist sehr wichtig für ein neunjähriges Mädchen.«
    »Und was schlägst du vor?«
    »Douglas muss heiraten.«
    Hamish prustete los. »Das wird nicht so einfach sein, fürchte ich.«
    »Da kannst du recht haben«, gab sie zu, »denn er wird natürlich nur eine nehmen, die auch seine Tochter liebt.«
    Mary nickte. Würde Douglas eine neue Liebe finden oder ewig nur die eine Frau lieben, die ihm die Umstände genommen hatten, und die zu suchen, ihm sein Hass verbot?

Kapitel 14
    I ch bitte um Verzeihung, Miss.«
    Jeanne, die am Fenster stand, drehte sich um und sah ein junges Dienstmädchen mit einem elfenhaften Lächeln im Türrahmen stehen. Sie erwiderte das Lächeln mit einem fragenden Blick.
    »Das Dinner wird im Kleinen Speisezimmer serviert, Miss. Ich führe Euch hin, wenn Ihr bereit seid.«
    Jeannes Magen zog sich zusammen, aber sie ließ sich ihre Nervosität nicht anmerken. »Ja«, antwortete sie, »das bin ich.«
    Wie hätte sie sich groß auf die neuerliche Begegnung mit Douglas vorbereiten sollen? Ihr Haar war gebürstet, ihr Kleid so glatt wie möglich gestrichen, die

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