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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Schritte gelenkt.«
    Da hatte sie wieder gelacht, und er hatte eingestimmt.
    »Was tat sie dann?«, fragte Margaret, obwohl sie es wusste.
    »Sie wollte meinen Namen wissen.«
    »Und vom nächsten Tag an traft ihr euch im Garten.«
    »Ja.« Douglas strich die Decke glatt, als könne er dadurch seine Gedanken ordnen. Monatelang hatten sie sich jeden Tag in einem entlegenen Winkel des Gartens getroffen. Dort hatte er ihr, geschützt durch die tiefhängenden Äste einer altehrwürdigen Trauerweide, im weichen Gras beigewohnt. Auch diese Erinnerung war so lebendig, als wäre es gestern gewesen.
    »Ein paar Monate später hast du sie gefragt, ob sie dich heiraten will«, sagte Margaret, der er offenbar zu langsam erzählte, »und sie sagte natürlich ja.«
    »Dann haben wir geheiratet«, log er seinem Kind schamlos ins Gesicht. Als er sich die Version ausgedacht hatte, war Margaret noch klein gewesen und nicht zu erahnen, dass sie einen ausgeprägten Sinn für Dramatik und Abenteuer enwickeln und er diesen mit seiner Geschichte ansprechen würde. »Aber wir mussten durchbrennen, weil ihr Vater nicht einverstanden war.«
    »Er war ein böser Mann, und sie war eine schöne Prinzessin«, fasste Margaret für ihre Cousins und Cousinen zusammen, die fast ausnahmslos gespannt lauschten.
    Douglas beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf die Stirn, doch sie schob ihn ungeduldig weg. Also fuhr er mit der Geschichte fort. »Wir segelten um die Welt, bis wir entdeckten, dass du geboren werden würdest.«
    »Wart ihr sehr glücklich?«
    »Sehr, sehr glücklich.« Als er aufblickte, sah er Iseabals und Rionas Blicke auf sich gerichtet. Das Mitgefühl darin schmerzte, und so konzentrierte er sich wieder auf Margaret, deren Gesicht vor Aufregung glühte. Sie hatte die Augen geschlossen, und er fragte sich, ob sie wohl im Geist ihre Mutter vor sich sah.
    »Sie hatte schwarzes Haar wie ich, nicht wahr, Papa?«
    »Ja.«
Und sie hat es immer noch, und es schimmert im Sonnenlicht und im Kerzenschein.
Und er hatte ihre Locken sich wieder um seine Finger ringeln lassen.
    »Hast du sie sehr geliebt, Papa?«
    »Von ganzem Herzen.« Zumindest das entsprach der Wahrheit.
    »Aber sie starb«, beendete Margaret die Geschichte, wie sie es noch nie getan hatte – vielleicht um ihrer Cousins und Cousinen willen. »Und ich wurde krank und wollte nichts essen. Glaubst du, das war, weil ich sie vermisste?«
    »Ganz bestimmt sogar.« Zorn stieg in ihm auf, denn seine Tochter hatte ihn mit ihrer Frage daran erinnert, dass Jeanne ihr Kind einfach weggegeben hatte. Doch daran wollte er im Moment nicht denken. »Jetzt wird aber geschlafen«, sagte er.
    Seine Tochter nickte, aber er wusste, dass sie mitnichten schlafen würde. Dennoch wollte er nicht energisch werden – der Sommer auf Gilmuir sollte eine Zeit ohne Zwänge sein. Gehorsam und Wohlerzogenheit zu üben war Edinburgh vorbehalten.
     
    Charles Talbot beobachtete im Schutz der Dämmerung das MacRae-Haus und wartete auf einen Beweis dafür, dass die Auskunft des Dienstmädchens der Hartleys richtig war. »Miss du Marchand arbeitet jetzt bei Mr. MacRae, Sir. Das weiß ich, weil sie eine der Angestellten von dort ihr vergessenes Medaillon hat abholen lassen.«
    Widerstrebend hatte er die versprochene zweite Münze geopfert. Er konnte nur hoffen, dass du Marchand ihm diese Information gut bezahlen würde.
    Das Mädchen hatte die Münze genommen, geknickst und wie der Blitz den Laden verlassen, bevor Charles ihr noch weitere Fragen stellen konnte.
    Das Haus war groß und stand am Ende des Platzes. Charles stand schon eine Viertelstunde da, als die Haustür geöffnet wurde. Doch es erschien nur ein älterer Diener, der die Laternen zu beiden Seiten des Aufgangs anzündete.
    Nachdem er noch eine Viertelstunde länger ausgeharrt hatte, gab Charles auf. Vielleicht war es ganz gut, dass er nicht mit ihr hatte sprechen können. Wenn sie den Rubin wirklich gestohlen hatte, könnte er ihn an keinen respektablen Interessenten verkaufen. So gesehen wäre es wohl doch besser, den Grafen den Stein selbst holen zu lassen.
    Aber er traute dem Mann nicht. Es lag nicht an dessen französischer Arroganz, sondern an dem Ausdruck in seinen Augen. Charles hatte Erfahrung mit Verachtung – er hatte sie bei seinen Nachbarn in Inverness gesehen, bevor er sich entschloss, nach Edinburgh zu ziehen –, doch da war zusätzlich noch ein grausames Glitzern in du Marchands Augen, ein Hinweis, dass der Mann vor nichts

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