Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
Vom Netzwerk:
davongeschlichen.«
    »Dafür behält er seine Hand, wenn er auf mich hört«, erwiderte sie heftig. Wütend schaute sie ihrem Patienten nach. »Das Fleisch war schon am Verfaulen, weil er es hat verdrecken lassen.«
    Bevor sie sich weiter in der Aufzählung unappetitlicher Symptome des Mannes ergehen konnte, packte Hamish sie und küsste sie herzhaft. Danach flüsterte er ihr ins Ohr: »Ich brauche auch eine Behandlung – für ein geschwollenes Glied.«
    Errötend rückte sie von ihm ab, ging jedoch auf sein Spiel ein. »Und welche Art der Behandlung schwebt dir da vor?«
    »Vielleicht eine Berührung? Oder ein zärtlicher Kuss?«
    »Ich werde mich deines Leidens umgehend annehmen.« Sie nahm ihn bei der Hand.
    »Und ich werde es dir liebend gern gestatten.« Grinsend öffnete er die Tür zu ihrer Kajüte und ließ Mary den Vortritt.
     
    Als Margaret bei der Anprobe war, suchte Jeanne Douglas auf. Nach seinem »Herein« betrat sie sein Allerheiligstes.
    »Margaret braucht eine Brille«, sagte sie ohne Einleitung.
    Douglas, der bei ihrem Erscheinen von den Papieren aufgeschaut hatte, die seiner Unterschrift harrten, runzelte die Stirn. »Warum sollte sie eine Brille brauchen? Sie hat Augen wie ein Adler.«
    Jeanne fragte sich unwillkürlich, ob seine ablehnende Reaktion wohl den gleichen Grund hatte wie seinerzeit die ihres Vaters. Dessen damaligen Worten nach hatte eine du Marchand keinen Makel und benötigte deshalb auch keine wie immer geartete Korrektur eines solchen.
    »Sie sieht nicht so gut, wie du glaubst«, widersprach sie energisch.
    Er legte die Feder weg, lehnte sich zurück und betrachtete Jeanne. Anstatt zu diskutieren, überraschte er sie mit Schweigen.
    »Ich habe gehört, dass es in London einen sehr guten Brillenhersteller gibt, aber ich bin sicher, dass auch in Edinburgh eine Brille für sie zu bekommen ist.«
    »Warum interessiert dich das?«
    Gekränkt erwiderte sie: »Margaret ist mir anvertraut. Du hast mich als Gouvernante für sie eingestellt. Muss es mich da nicht interessieren?«
    Wieder überraschte er sie. Anstatt zu antworten, stellte er ihr eine weitere Frage, eine, die sie noch mehr irritierte als die erste. »Wer hat dich besucht, als ich auf Gilmuir war?«
    »Wer mich besucht hat?« Jemand vom Personal musste es ihm erzählt haben. »Warum fragst du mich erst jetzt danach?«
    Er lächelte. »Zuerst sagte ich mir, du würdest es von dir aus erzählen. Als du es nicht tatest, sagte ich mir, dass es keine Rolle spiele, aber es gelang mir nicht, mich zu überzeugen. Wer war es, Jeanne?«
    »Mein Vater«, antwortete sie und kam in den einzigartigen Genuss, Douglas MacRae sprachlos zu sehen.
    »Ich dachte, er sei tot«, sagte er schließlich.
    »Seine Imitation des lebenden Comte war recht glaubhaft.« Jeanne merkte, dass sie die Brille in ihrer Tasche gefährlich fest umklammerte. Erschrocken öffnete sie die Finger und zog die Hand heraus.
    »Was wollte er? Soll ich noch einen französischen Emigranten anstellen?«
    »Ich bezweifle, dass mein Vater dein Angebot annehmen würde, Douglas. Er sieht sich noch immer als hochstehende Persönlichkeit. Er hat noch nicht begriffen, dass es die alte Ordnung nicht mehr gibt, dass Frankreich sich verändert hat und mit ihm die Welt.«
    »Bei dir ist das anders. Warum?«
    »Mein Vater würde sagen, weil ich zur Hälfte Engländerin bin.«
    »Mich interessiert nicht, was dein Vater sagen würde. Was sagst
du?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht haben neun Jahre Kloster mein Denken beeinflusst.«
    »Was wollte er von dir, Jeanne?«
    »Er kam nicht aus Liebe. In seinen Augen bin ich seit vielen Jahren keine du Marchand mehr. Er wollte das Medaillon meiner Mutter.«
    »Warum?«
    Sie lächelte. »Nicht aus sentimentalen Gründen. Als er fort war, überlegte ich mir, dass er es vielleicht den Somervilles zeigen wollte, um damit seine Verwandtschaft zu beweisen. Aber dann fiel mir ein, dass sie ja genauso verarmt sind wie die du Marchands. Also nehme ich an, dass er es verkaufen wollte.«
    Douglas stand auf, kam hinter dem Schreibtisch hervor und auf sie zu. »Du bist noch schöner als damals als junges Mädchen«, sagte er leise. »Manchmal kann ich gar nicht glauben, wie schön du bist, und sage mir, dass meine Augen mir einen Streich spielen. Aber wenn ich dich dann das nächste Mal sehe, bin ich wieder genauso bezaubert.«
    Er strich mit dem Handrücken über ihre glühende Wange. »Keine andere Frau auf der Welt hat so zarte Haut, Jeanne.

Weitere Kostenlose Bücher