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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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nutzen, um Douglas auf die Sehschwäche seiner Tochter aufmerksam zu machen.
    »Seid Ihr wirklich ganz, ganz sicher? Ich denke, ich sollte dringend das Einmaleins üben, meint Ihr nicht auch?«
    Es fiel Jeanne nicht leicht, aber sie blickte das Mädchen stirnrunzelnd an. »Du gehst zur Schneiderin.«
    Wieder seufzte Margaret schwer. »Warum gebt Ihr mir für die Schneiderin frei, aber für das Lagerhaus nicht? Die Anprobe ist nicht lehrreich – der Besuch des Lagerhauses schon.«
    Jeanne musste zugeben, dass das Mädchen damit recht hatte.
    »Wir sind diese Woche gut vorangekommen mit dem Lehrstoff«, sagte sie. »Was hältst du davon, wenn ich deinem Vater sage, dass wir uns das Lagerhaus ansehen möchten?«
    »Was ich davon halte?« Margaret strahlte. »Natürlich will ich es mir ansehen! Ihr seid die Beste, Miss du Marchand!«
    »Dann fahren wir hin«, versprach Jeanne. »Als Belohnung für deine Geduld bei der Anprobe.«
    Margaret seufzte und verdrehte sie Augen, aber sie protestierte nicht und machte auch kein finsteres Gesicht.
    »Ihr werdet es genießen, Miss du Marchand.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Es erfüllte Jeanne mit Stolz, dass es ihr gelungen war, so erwachsen zu klingen, denn in Wahrheit war sie nicht weniger aufgeregt als Margaret und fühlte sich in diesem Moment auch keinen Tag älter.
     
    Hamish MacRae sah zu, wie seine Frau einen der Männer aus Gilmuir behandelte, und lächelte, als er ihre Ermahnung hörte.
    »Ihr müsst die Wunde täglich auswaschen, Peter. Ich habe Iseabal von Eurer Verletzung berichtet. Sie wird sie täglich in Augenschein nehmen, und sie weiß, worauf sie zu achten hat.«
    Den Mann mit einem strengen Blick bedenkend, verband sie seine Hand.
    Hamish glaubte nicht recht an das Schicksal, aber er wusste, dass der Tag, an dem Mary in sein Leben trat, ein Segen für ihn gewesen war. Als er sie aus Schottland fortbrachte, hatte er geschworen, ihr die Welt zu zeigen, und zu seiner Überraschung teilte Mary seine Abenteuerlust. Jetzt, fast zehn Jahre später, hatte er sein Verprechen eingelöst. Sie waren in Afrika gewesen, in Ägypten und im Orient. Er hatte Mary Nova Scotia gezeigt, wo er aufgewachsen war, und sie waren sogar in ein Scharmützel zwischen einem englischen und einem amerikanischen Schiff geraten.
    Hamish hatte miterlebt, wie Mary aus jedem Land, das sie besuchten, neue medizinische Kenntnisse mitnahm. Auf seinem Schiff war ein Lagerraum allein ihren Arzneien vorbehalten – Gläsern mit Ginseng, chinesischen Kräutern und Unmengen von Heilmitteln, mit denen Mary eine beeindruckende Vielzahl von Leiden behandelte. Doch nie hatte er ihre Begabung höher geschätzt als in diesem vergangenen Jahr, seit sie eine andere Art von Reisen unternahmen – über den Kanal nach Frankreich und zurück.
    In den letzten Monaten hatten ihre Hilfsaktionen zugenommen, und es schien, als bedurften immer mehr Menschen der Rettung. Marys Heilbegabung und ihre Nächstenliebe zeigten jedes Mal Wirkung, wenn sie am Bett eines Patienten saß oder sich um ein krankes Kind kümmerte.
    In ein paar Wochen würden sie wieder nach Frankreich segeln und sollten in einer geschützten Bucht mehrere Dutzend verängstigter, erschöpfter Menschen an Bord nehmen.
    Wenn Hamish sich im Spiegel betrachtete, weckten die Narben in seinem Gesicht und an seinem Körper die Erinnerung an seine Gefangenschaft, und wenn ihn ein Muskel oder ein Knochen zwackte, erinnerte er sich daran, wie schmerzlich der Gedanke für ihn gewesen war, die Heimat nie wiederzusehen. (Der quälte auch die Franzosen, die sie retteten.) Und Mary wurde an die schlimmste Zeit ihres Lebens immer wieder erinnert, wenn sie in Gilmuir nicht an Land gehen konnte, weil es zu gefährlich für sie wäre, schottischen Boden zu betreten.
    Sie taten beide ihr Möglichstes, um zu helfen, wenn sie auch wussten, dass es nicht genügte. Ein Land war in Gefahr, und sie lasen es in den Gesichtern der Männer, Frauen und Kinder, die aus Frankreich flohen.
    Als Peter aufstand, warf Hamish ihm einen mitfühlenden Blick zu – er hatte Erfahrung mit Marys Anordnungen.
    »Ihr tut besser, was sie sagt«, raunte er dem Mann zu, als er an ihm vorbeiging.
    Peter schnitt eine Grimasse, schaute auf seine verbundene Hand und dann zu Mary. Offenbar war er bereits selbst zu diesem Schluss gelangt.
    Hamish trat grinsend zu seiner Frau. »Du hättest dem Mann nicht seine Würde nehmen sollen, Liebste. Der Arme ist ja wie ein geprügelter Hund

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