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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Probleme.«
    »Wir wissen, dass du Lucy bei dir hast, und das passt einigen Leuten hier an Bord nicht. Aber ich verstehe gut, dass ihr euch mal wieder draußen die Flossen vertreten wollt. Schiffskoller, was?«
    »So was in der Art«, gab Leon knapp zurück. Soso, jetzt auf einmal gaben sie sich verständnisvoll. Bisschen spät dafür. Anscheinend rechnen sie noch damit, dass ich mit dir freiwillig zurückkommen könnte, teilte er Lucy mit und ein verächtliches Dumm wie Seegurken müssen sie sein! kam zurück.
    »Tja, ich wollte nur Bescheid geben, dass deine Kumpels von der Benthos II in einer halben Stunde hier ankommen, und wir hatten eigentlich eine kleine Party für euch geplant. Du kommst doch, oder?«
    Unwillkürlich zögerte Leon, hielt einen Moment lang an und schwebte im Wasser. Julian. Tom. Billie. Seine Freunde … die einzigen Menschen, die ihm wirklich etwas bedeuteten … denen er etwas bedeutete …
    Mein Freund, was machst du?, fragte Lucy entgeistert. Was sagen sie?
    »Deine Freunde vermissen dich schon«, legte der Unbekannte nach. »Ihr könnt auf der Thetys zusammen wohnen, wir haben schon eine Nachbarkabine zu deiner frei geräumt.«
    Leons Antwort bestand darin, dass er mit kräftigen Flossenschlägen wieder senkrecht nach unten schwamm. Sie mussten so schnell wie möglich noch tiefer. Noch waren sie nicht außer Reichweite gewöhnlicher Taucher, die modernste Helium-Sauerstoff-Gasmischungen benutzten.
    Wohin schwimmen wir, wohin?, erkundigte sich Lucy, die dicht neben ihm blieb.
    Erst mal runter, so weit es geht, schickte Leon zurück. Am Meeresboden können wir uns besser verstecken, dort können sie uns mit dem Schiffs-Echolot nicht so leicht erfassen.
    Eine Welle der Zustimmung kam zurück. Klar, es lag ohnehin in der Natur von Kraken, sich am Boden zu verbergen.
    Aber Lucy hatte recht – wohin wollten sie danach eigentlich? Wo in dieser endlosen Dunkelheit lag die Lösung des Rätsels? War er völlig irre gewesen, als er ohne einen Scooter aufgebrochen war – wie sollten sie ohne technische Hilfe jemals auch nur einen Bruchteil des gigantischen Gebiets rund um diese Inseln absuchen?
    »Leon? Wir können über alles reden. Gibt es jemanden an Bord, mit dem du sprechen willst?«
    Alles in ihm schrie danach, mit Tim zu reden, ihm alles zu erklären, und genau das durfte er jetzt auf keinen Fall, sonst wurde er womöglich schwach und kehrte um.
    »Ich will mit Fabienne Rogers sprechen«, sagte er. Ein kurzes erstauntes Schweigen am anderen Ende der Ultraschall-Verbindung.
    »Mal sehen, ob sich das einrichten lässt«, sagte die fremde Stimme dann – und verstummte.
    Zweihundert Meter Tiefe. Leons rasender Herzschlag beruhigte sich, und er hatte wieder Augen für das Leben, das ihn umgab. Es herrschte nur ein schwaches Zwielicht, doch die Restlichtverstärker der Augenlinsen verrieten ihm, dass eine Meeresschildkröte in der Nähe vorbeischwamm, weit holte sie mit den Brustflossen aus, um ihren schweren scheibenförmigen Körper durchs Wasser zu ziehen. Natürlich wusste die Schildkröte, dass er und Lucy hier waren, doch sie störte sich nicht daran – viele Feinde hatte sie nicht, und wenn sie es schaffte, einen Bogen um die Fischernetze der Menschen zu machen, würde sie mehr als hundertfünfzig Jahre lang das Meer durchstreifen.
    Sie hatte es nicht nötig, sich zu tarnen, die anderen Tiere, die hier lebten, dagegen schon – und nur das Sonar an Leons Handgelenk wies ihn darauf hin, dass sie gerade Gesellschaft hatten. Mal schauen, wer das ist , dachte Leon und ließ seine Lampe aufblitzen. Aha, Silberbeilfische. Er freute sich darüber, als habe er gerade zufällig alte Bekannte getroffen. Diese Fische mit den riesigen Augen waren echte Bewohner der Tiefe – und damit ein Stück Heimat.
    Hättest du nicht entdeckt ohne dein Ping-Ping , motzte Lucy, wohl um zu überspielen, dass sie die Silberbeilfische nicht gesehen hatte. Damit man sie nicht erkennen konnte, wenn man von oben in den Abgrund herabblickte, war ihr Rücken dunkel gefärbt. Doch auch wenn man von unten zur helleren Wasseroberfläche hochschaute, hatte man kaum eine Chance, sie auszumachen. Leuchtorgane an ihrem Bauch imitierten Farbe und Stärke des Lichts, das von oben kam, und verbargen die Silhouette ihrer Körper. Es war ein Trick, den viele Tiere der Dämmerlichtzone nutzten.
    »Leon? Ich habe jetzt Fabienne Rogers für dich in der Leitung.«
    Fast wäre Leon zusammengezuckt und sein Herzschlag beschleunigte sich

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