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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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geworden und hat in der Regierung mitgemischt, damit da endlich mal was passiert. Irgendwie hat er in der Zeit gelernt, Leute sehr schnell zu durchschauen. Tja, und jetzt ist er bei uns.«
    Sie kamen an einem Garten vorbei, wo gerade ein blonder Junge – vielleicht zwei Jahre älter als Leon – damit beschäftigt war, junge Pflanzen an Stöcken zu befestigen. Er arbeitete bedächtig und methodisch, so vertieft in seine Arbeit, dass er zusammenzuckte, als Leah ihn ansprach. »Hope, schau mal, was ich am Strand gefunden habe!«
    Hope richtete sich auf. »Ziemlich großes Treibgut«, sagte er. Sein breites Lächeln gefiel Leon, und seine Art zu reden erinnerte ihn an Paula, die Bordingenieurin von Benthos II. Ein Australier.
    Leah ging auf Hope zu, umarmte und küsste ihn. Aha, so war das also. Leon wollte gerade taktvoll den Blick abwenden, als er acht haarige Beine in unmittelbarer Nähe bemerkte. Es war die größte Spinne, die Leon jemals gesehen hatte – und sie kroch gerade Hopes Arm hoch! Leon ließ seinen Seesack fallen und wollte eine Warnung japsen, doch Hope streckte die Hand aus und strich der Vogelspinne mit dem Finger über den Rücken. »Na, Daisy, alles klar?«
    Anscheinend haben wir was gemeinsam, ging es Leon durch den Kopf. Nur dass Hopes Partnerin acht Beine hat und meine acht Arme …
    »Da seid ihr ja – Mo hat euch schon angekündigt«, mischte sich eine Stimme ein, und als Leon sich umwandte, sah er einen durchtrainiert wirkenden jungen Asiaten mit bloßem Oberkörper, der wie ein etwas kurz geratener Kung-Fu-Kämpfer wirkte. Er lächelte nicht, blickte Leon jedoch neugierig an. »Was führt dich her?«
    »Ich bin auf der Flucht«, sagte Leon, und wieder merkte er, dass das gut ankam. Leah und der Neuankömmling tauschten Blicke, dann gab der junge Mann Leon die Hand. »Johnny Chang. Wollen mal sehen, was wir für dich …«
    Doch dann schaute er zufällig nach unten und sein Gesicht wurde starr. Leon folgte seinem Blick und sah, dass der Seesack sich ein wenig geöffnet hatte, als er auf den Boden gefallen war. Ein Stück OxySkin lugte hervor … mit dem ARAC-Logo darauf.
    »Du bist einer von denen?« Plötzlich war Johnny Changs Stimme nicht mehr freundlich, sondern kalt. »Leah, bist du verrückt, ihn hierherzubringen? Das könnte die ganze Siedlung in Gefahr bringen!«
    »Aber wieso?« Leah wirkte verwirrt. »Er hat doch gesagt, dass er auf der Flucht ist. Vor denen.«
    »Was habt ihr gegen die ARAC?«, wagte sich Leon einzumischen. »Rohstoffe, ein bisschen Biotechnologie – was genau ist daran so schlimm?«
    »Die ARAC ist ein Konzern, und Konzerne machen, was sie wollen«, erklärte Hope. »Leider meistens nur das, was Geld bringt, das ist halt so, sie wollen was verdienen, und dabei machen sie alles platt, was ihnen im Weg steht.«
    Fassungslos wandte sich Leon von einem zum anderen. »Das sind doch nur Vorurteile! Klar, die Konzerne sind mächtig, manchmal zu mächtig, aber ich arbeite schon seit Jahren für die ARAC und weiß, dass sie sich wirklich dafür einsetzen, dass Bodenschätze möglichst schonend abgebaut werden, im Einklang mit der Natur. Zum Beispiel haben wir dafür einen Pottwal trainiert, der …«
    »Stopp. Das reicht schon.« Johnny presste die Lippen zusammen. » Wir hat er gesagt. Er gehört zum Feind. Womöglich ist er hergeschickt worden, um uns auszuspionieren.«
    »Dann würde er sich dabei aber sehr ungeschickt anstellen.« Leah schenkte Leon ein Lächeln.
    Na toll – sein Plan, hier im Waipi’o Valley auszuruhen, löste sich mit rasender Geschwindigkeit in Luft auf. Hätte er sich nach der Sache mit Mo nicht denken können, dass diese Leute Ärger bedeuteten?
    »Wenn ihr mich mal telefonieren lasst, dann seid ihr mich vielleicht bald los«, sagte Leon schroff und dachte an das Datenblatt, das zu einem winzigen Viereck zusammengefaltet noch immer in seinem Werkzeuggürtel ruhte. Vielleicht ein kleiner Teil der Wahrheit über die ARAC. Er musste endlich mehr darüber herausfinden, aber dazu brauchte er eine Verbindung zur Außenwelt!
    »Vergiss es«, sagte Johnny Chang. »Du wirst nicht telefonieren, bevor Old Joe gesagt hat, dass es in Ordnung ist. Sonst hetzt du uns womöglich die Polizei oder deinen verdammten Konzern oder sonst wen auf den Hals.«
    Wortlos folgte Leon Leah und Hope, die auf einem schmalen Pfad durch die Siedlung gingen. Hope ging voran, Leah hielt sich neben Leon, obwohl der Weg kaum breit genug war dafür, und in einigem Abstand bildete

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