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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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dicken, dunklen und zerfurchten Wurzeln führten.
    Ihr wurde eiskalt, sie ging um die Klauen herum … und knallte gegen eine undurchdringliche schwarze Wand. Panik schnürte ihr die Kehle zu, aber sie gab keinen Laut von sich. Tastete die Wand ab, bis sie wieder am Ausgangspunkt angelangt war. „Ich bin in meinem Kopf eingeschlossen.“ Der schlimmste Albtraum. Selbst die rehabilitierten Medialen, deren Geist durch eine Gehirnwäsche zerstört worden war, hatten noch Zugang zum Medialnet. Ming hätte sie genauso gut lebendig begraben können.
    „Wir wollen doch nicht, dass dein anormaler Zustand Schaden im Medialnet anrichtet.“ Er setzte sich. „Deine persönlichen Schilde hast du unter Kontrolle – sonst wärst du vollkommen nutzlos. Telepathie scheint deine einzige aktiv nutzbare Fähigkeit zu sein.“
    Dann konnte sie zumindest das noch, dachte Katya und ignorierte die absichtlich abwertenden Worte. Aber es war nicht mehr dasselbe – noch nie hatte sie sich so allein gefühlt, ihr Geist war mit chirurgischer Präzision von der Herde getrennt worden.
    „Warum tut es weh?“
    „Ein Ansporn, damit du deine Mission im festgesetzten Zeitrahmen erfüllst. Je länger es dauert, desto weniger Chancen hast du, etwas Nützliches über die Vergessenen herauszubekommen, bevor man dich entdeckt.“
    „Ein Ansporn?“
    „Wenn du deine Hauptaufgabe erfüllst und vor dem in deinem Kopf festgelegten Datum zurückkehrst, ziehe ich in Betracht, diejenigen Bande aufzuheben, die Teile deines Gehirns so weit abschnüren, dass die Zellen absterben.“
    „Abgestorbene Teile können sich nicht regenerieren. Das ist kein Ansporn.“
    „Ganz im Gegenteil – die Ausfälle vor dem festgesetzten Termin sind nicht weiter wichtig. Aber danach werden deine motorischen Fähigkeiten und dein Denkvermögen schwinden und kurz darauf auch die autonomen Funktionen.“
    „Das Atmen?“
    „Was denn sonst?“
    Sie atmete tief ein, genoss, was ihr bald genug genommen werden würde. „Wenn ich zurückkehre und meine Hauptaufgabe erfüllt ist, werden Sie mir dann gestatten, ins Medialnet zurückzukehren?“
    „Vielleicht entschließe ich mich sogar, dich in meine Truppe aufzunehmen.“ Rabenschwarze Augen mit kaum wahrnehmbaren weißen Sternen starrten sie an. „Du wärst eine äußerst brauchbare Mörderin – denn du existierst nicht mehr.“
    Katyas Fingerspitzen suchten den stetigen Schlag von Devs Herzen, ihre Kopfschmerzen ebbten ab, nur ein dumpfes Gefühl blieb zurück. Bald würden neue Schmerzen einsetzen, aber das war ihr egal. Sie würde ihre Hauptaufgabe nicht erfüllen. Jedenfalls nicht, wenn es nach ihr ging. Doch sie wusste nur zu gut, dass Ming nichts dem Zufall überließ. Wie konnte sie sich nur gegen eine Bedrohung schützen, die sie weder sehen noch erraten konnte?
    Wirklich selbstlos wäre es, sich die Kehle durchzuschneiden.
    Dev schlug die Augen auf, und sie schnappte nach Luft. „Dev?“
    „Woran hast du gedacht?“ Es glitzerte golden in den dunkelbraunen Augen, die ihr so viel bedeuteten.
    „Ein Albtraum“, sagte sie, was nicht einmal eine Lüge war. „Nur ein Albtraum.“
    Er zog sie an sich, bis sie beinahe unter ihm lag. „Ich halte dich. Schlaf jetzt.“
    Ihr Herz schlug schnell, sie griff nach seiner Schulter, überließ sich seiner Umarmung und versuchte ein wenig Schlaf zu finden. Schob die Gedanken beiseite, die ihn anscheinend geweckt hatten. Ihr Selbstmord würde Dev zerstören. Er würde sich die Schuld daran geben. So war er – von Grund auf beschützend. Sie musste einen anderen Weg finden, um ihn vor der geladenen Waffe in ihrem Kopf zu schützen.
    Devraj Santos zu töten, kam für sie nicht mehr infrage.

 
    44
    Judd Lauren betrat die Kirche, die Vater Xavier Perez sein Heim nannte, und setzte sich auf die letzte Bank neben den Gottesmann, der zum Guerillakämpfer geworden war. Nach kurzem Schweigen sah Xavier auf. „Haben Sie heute keine Fragen, mein Freund?“
    „Ich dachte, ich sollte Ihnen eine Pause gönnen.“
    „Und doch sehe ich eine Frage in Ihren Augen.“
    „Die Medialen haben gewonnen“, sagte Judd leise. „In Ihrer Ecke der Welt haben sie gewonnen.“
    Sie waren sich zum ersten Mal in einer namenlosen Bar in Paraguay begegnet. Judd hatte einen Kontaktmann treffen wollen, der nie aufgetaucht war. Xavier hatte auf dem Barhocker an seiner Seite gesessen, redselig vom reichlich genossenen Tequila, und hatte ihn angesprochen. Bevor er ein nutzloser Trunkenbold geworden war,

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