Ruf der Vergangenheit
sie, spürte aber keinen Impuls, sich zu bewegen. Ihre Knochen waren wie Gummi, die Muskeln in ihrem Unterleib zogen sich immer noch in lustvollen Krämpfen zusammen.
Dev hatte sich endlich auch seiner Jeans entledigt und legte sich auf sie, barg sein Gesicht an ihrem Hals. Sie fand gerade noch die Kraft, mit den Fingern durch sein Haar zu streichen und ihn an sich zu drücken, während seine Brust sich in langen, tiefen Atemzügen hob und senkte. „Du hast mich vollkommen geschafft“, murmelte er.
„Aber ich habe vor, das zu wiederholen, sobald ich mich erholt habe.“ Was in ungefähr einer Woche der Fall sein würde.
„Du bist unersättlich.“
„Nur bei dir.“
Man hörte nur ihre unregelmäßigen Atemzüge. „So ehrlich.“ Er küsste ihre feuchte Haut. „Dass du das ja nie aufgibst.“
Ihre Hand krallte sich ins Laken. War Verschweigen auch eine Lüge? Ja, dachte sie, wenn schon nicht ihm gegenüber, dann aber zu sich selbst musste sie ehrlich sein. „Ich habe Hunger.“
„Ich brauche noch eine Minute, ehe ich wieder fit genug zum Jagen bin.“
Ihre Lippen zuckten. „Devraj Santos, zur Strecke gebracht von einer Frau, die nur halb so groß ist wie er.“
„Und einen himmlischen Mund hat.“ Erneut küsste er sie. „Das kannst du jederzeit wieder tun. Darauf bestehe ich sogar.“
Sie lachte laut auf. „Au, meine Bauchmuskeln.“ Aber sie würde diese Schmerzen gern jeden Tag ertragen. „Sag mir, was es mit deinen Augen auf sich hat.“ Dieses Wissen würde den Vergessenen sicher nicht schaden, selbst wenn Ming sie fände, bevor sie dem Ganzen selbst ein Ende bereitete.
„Hmm.“ Seine Wimpern kitzelten auf ihrer Haut. „Ein paar Kardinale waren unter uns, als wir das Medialnet verließen. Innerhalb einer Generation verschwand diese Augenfarbe jedoch.“
„Weil auch die Fähigkeiten schwanden“, flüsterte sie. „Keine kardinalen Fähigkeiten, keine nachtschwarzen Augen.“ Die Augen der Kardinalmedialen waren überirdisch schön. Selbst im Medialnet traf man nur selten diese mächtige Spezies an – weiße Sterne auf samtigem Schwarz, die Augen schienen ein Abbild des geistigen Netzwerks zu sein.
„Aber einige von uns wurden mit dieser Art von Augen geboren.“
„Braun und Gold.“
„Die Farbe ist unwichtig.“ Er stützte sich auf einem Ellbogen ab, feuchte Strähnen fielen in seine Stirn. Sie mochte es, wenn er so sinnlich und zerzaust aussah. „Du solltest besser zuhören.“ Er warf ihr einen gespielt bösen Blick zu, als sie sich vorbeugte und seine Schulter küsste.
Sie lächelte. „Entschuldige.“
„Wie ich vor dieser rüden Unterbrechung gerade ausführen wollte.“ Sein ernster Ton reizte sie zum Lachen. „Unter großem, emotionalem Stress oder bei starker Erregung zeigt sich ein psychisches Feedback auf diese Weise.“ Die wunderschönen Augen leuchteten auf. „Und du hast heute wohl beides in mir ausgelöst.“
„Das höre ich gerne“, sagte sie und nahm bewusst seine Worte wieder auf. „Jonquil“, flüsterte sie. „Ich hatte gedacht, seine Augen seien nur von einem ungewöhnlichen Blau, aber es muss sich auch um dieses Phänomen handeln.“
Dev nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Es ist nicht an eine bestimmte Stärke der Fähigkeiten gebunden“, sagte er. „Anscheinend ist es eher eine zufällige Mutation, die bei einem Teil unseres Volkes auftritt.“
„Vielleicht entwickelt sich bei euch eine eigene Art von kardinalen Augen“, murmelte sie. „Selbst wenn das Phänomen im Moment noch nicht mit Macht verbunden ist, könnte es eines Tages so sein.“
„Teufel, das hoffe ich nicht“, sagte Dev und schob den Kiefer vor. „Dann wären die Stärksten leicht zu erkennen und würden gute Ziele abgeben.“
„Ich hatte nicht angenommen, dass es sich um eine verfängliche Frage handeln könnte.“ Ihre Brust zog sich zusammen, und sie legte ihm die Hand auf die Schulter. „Keine Sorge, Dev. Ich werde nicht zulassen, dass mir jemand dieses Wissen entreißt.“ Diesmal nicht und nie wieder.
„Was glaubst du, warum ich es dir erzählt habe?“ Sein Ton ließ keinen Zweifel. Dann sagte er den Satz, auf den sie ein Leben lang gewartet hatte – zumindest kam es ihr so vor. „Du wirst uns nie verraten, Katya, um keinen Preis der Welt.“
„Dev.“
„Du hast ihn besiegt. Du hast überlebt“, sagte er leise. „Ming hat keine Macht mehr über dich.“
Archiv Familie Petrokov
Brief vom 17. Juli 1982
Liebster Matthew,
mein Junge, du wirst so
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