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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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groß und stark. Und hast so wunderbare Fähigkeiten. Ich wünschte, wir könnten dich in ruhigeren Zeiten aufziehen, ich bereue nichts, aber ich hätte lieber mehr Sicherheit. Kürzlich sind ein paar von uns Abtrünnigen spurlos verschwunden. Ihre Kräfte lagen am oberen Ende des Spektrums. Man munkelt, der Rat wolle uns auslöschen.
    Dein Vater … hatte gestern eine Vision. Er ist so selten wirklich bei uns, dass ich einfach nur mit ihm reden wollte, aber er nutzte die wenigen Minuten des Wachzustands, um mich zu warnen. Sie werden nach dir suchen, Matthew. Denn du hast starke telepathische Kräfte. Deshalb müssen wir fliehen. So lange und so weit, bis niemand mehr eine Spur der Petrokovs findet.
    Dein Vater wird uns nicht begleiten. Er hält sich für eine Belastung. Glaubt mir nicht, wenn ich etwas anderes behaupte. Vor Silentium habe ich ihn oft geneckt, indem ich Abschnitte aus dem Handbuch der Medialen-Kategorien zitierte. Dort steht, dass V-Mediale als die stärksten Individuen unserer Gattung gelten, weil ihre Gabe ihnen so viel abverlangt. Heute hat mein starker, mutiger David mir gezeigt, dass diese Beschreibung wirklich zutrifft.
    Ich musste ihm versprechen, morgen zu gehen. Doch ich weiß nicht, ob ich das kann. Ob ich den Mann verlassen kann, der meine erste und einzige Liebe ist.
    Mamotschka

 
    43
    Du wirst uns nie verraten, Katya. Um keinen Preis der Welt.
    Dev hatte damit mehr ins Schwarze getroffen, als ihm bewusst war, dachte Katya zwei Stunden später, als der Schmerz in ihren Schläfen pochte. Ganz zart strich sie mit den Fingern über seine Wangenknochen, jede stärkere Berührung hätte ihn geweckt. Und selbst jetzt bewegte er sich.
    „Ich bin’s nur“, flüsterte sie, als ein köstlicher Schmerz ihre Brust weit öffnete. Das musste Liebe sein. Das wusste sie, obwohl sie es nie zuvor gefühlt hatte. Ein Gefühl ganz tief in ihr, zerstörend und heilend zugleich. Devraj Santos war ein Teil von ihr geworden. Sie würde nicht zulassen, dass er Ming auflauerte – sie vertraute seinen Fähigkeiten, aber wollte ihn nicht durch eine falsche Annahme verlieren.
    Denn sie konnte nicht gerettet werden.
    Das war ihr in dem Moment klar geworden, als Dev gesagt hatte, sie könne ihr Leben ohne Angst vor Entdeckung leben. Das war richtig. Doch würde ihr Leben wahrscheinlich höchstens noch einen Monat dauern … wenn sie Glück hatte. Denn in einem Gefängnis wurde mit der Zeit erst die Haut teigig, dann der Körper schwach und der Verstand rannte immer wieder vergeblich gegen die Mauern an.
    Sie war eine Mediale. Abgeschnitten vom Medialnet, konnte sie auf Dauer nicht existieren.
    Das Biofeedback allein reichte nicht. Sie musste ein Teil des neuronalen Netzwerks sein. Geistige Isolation … würde sie langsam, aber sicher in den Wahnsinn treiben.
    Sie untersuchte vorsichtig ihre Nase. Dev hatte es nicht bemerkt. Sie hatte es vor ihm verborgen. Aber in Sunshine hatte sie wieder Nasenbluten gehabt. Ganz kurz nur, aber stärker als im Flugzeug. Man hätte es leicht der Kälte zuschreiben können, aber ein Teil von ihr fragte sich, was dahintersteckte. Und heute Nacht, als ihr Kopf fast von einem plötzlichen stechenden Schmerz zum Platzen gebracht worden war, hatte sie sich endlich der Wahrheit gestellt – ihr Verstand war bereits verloren. Langsam und beharrlich schlug er gegen die eigenen Mauern.
    Selbst wenn es ihr irgendwie gelingen sollte, nicht verrückt zu werden, war ihr Ende durch Ming schon vorprogrammiert. Sie hatte Dev erzählt, sie erinnere sich an immer mehr Einzelheiten, aber sie hatte ihm verschwiegen, dass sie mittlerweile jedes Wort der letzten Sitzung im Kopf hatte.
    Klauen in ihrem Kopf, tief im Gewebe, sie würde sie nie herausbekommen. „Es tut weh“, sagte sie dumpf. Es war keine Klage. Er hatte ihr befohlen, sämtliche Reaktionen zu schildern. Sie wusste nicht, warum sie das tun sollte, Ming konnte doch ihre Gedanken lesen. Aber ohne vernünftigen Grund sah sie keinen Sinn darin, sich zu wehren. Denn das würde so schreckliche Schmerzen nach sich ziehen, dass beim nächsten Mal vielleicht die letzte Verbindung zu ihrem Selbst gekappt wurde.
    „Sehr gut.“ Innerlich hörte sie ein Schnappen. „Fertig.“
    Sie wartete.
    „Öffne dein Auge.“
    Sie brauchte fast eine Minute, viel zu lange hatte sie sich zusammenreißen müssen. Zuerst sah sie nur Schwarz. Als sich ihr Auge an die Dunkelheit gewöhnt hatte, entdeckte sie das Spinnennetz in ihrem Kopf. Dünne Fäden, die zu

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