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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Medialer, dass sie Silentium verriet?
    „Sie sagten doch, Sie säßen in einer Falle.“ Die feinen Haare auf ihren Armen stellten sich bei seinen eiskalt gesprochenen Worten auf. „Sinnvollerweise funktioniert der Schild nicht nur als Käfig. Er verbirgt sie auch – je weniger Personen von der Existenz eines trojanischen Pferdes erfahren, desto mehr Schaden kann es anrichten.“
    „Warum bleiben Sie dabei so ruhig?“ Sie beugte sich vor, auf der Suche nach Antworten auf all ihre Fragen. „Nach allem, was Sie wissen, könnte doch mein Auftrag sein, Sie zu töten.“ Ein Schauder lief ihr über den Rücken. „Gut möglich, dass es genau das ist.“
    Ein sorgloses Schulterzucken. „Ich bin nicht so leicht umzubringen.“
    „Seien Sie nicht so überheblich. Schließlich bin ich Telepathin.“
    Stille.
    Sie blinzelte. Schüttelte den Kopf. „Genau, ich habe mittlere telepathische Fähigkeiten und ähnlich starke im medizinischen Bereich. Kaum fünf auf der Skala.“
    Dev wusste, dass die Medialen auf einer Skala von eins bis zehn ihre geistigen Kräfte maßen. Kardinalmediale lagen natürlich darüber. „Senden Sie mir etwas.“
    „Dev! Wenn man mich aufspürt –“
    „Der Rat weiß bereits, dass wir über Reste geistiger Fähigkeiten verfügen – und ich werde Sie bestimmt nicht gehen lassen.“ Mit leiser Stimme und doch tödlich scharf wie eine Schwertklinge. „Mein telepathisches Vermögen ist sehr begrenzt. Ich würde gern wissen, ob es ausreicht, eine Mediale ‚zu hören‘.“
    Sie übermittelte das Erste, was ihr in den Sinn kam. Halten Sie sich denn nicht für einen Medialen?
    Dev legte den Kopf ein wenig zur Seite, eine tiefe Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen. „Beinahe. Wie ein zu leises Flüstern. Was haben Sie gesagt?“
    Sie stellte ihre Frage laut.
    „Nein.“ Er presste die Lippen zusammen. „Die Medialen haben sich ohne zu zögern von meinen Vorfahren getrennt – und dann versucht, sie auszulöschen. Was mich betrifft, sind damit sämtliche Bande zerstört worden.“ Er beugte sich so schnell vor, dass sie nicht ausweichen konnte, und fasste sie am Kinn, sanft, aber unerbittlich. „Und Sie? Halten Sie sich für eine Mediale?“
    „Ich bin es.“ Doch seine Frage warf auch in ihr Fragen auf, die in ihrer Brust so etwas wie einen Phantomschmerz hervorriefen. „Sie haben mich einfach weggeworfen.“
    Bewusst langsam rieb Dev mit dem Daumen über ihr Kinn. „Sie könnten es auch anders sehen.“ Dunkelbraune, fast goldene Augen blickten so konzentriert wie die des Tigers.
    „Wie denn?“, flüsterte sie und bemerkte, dass sie sich gegen seine Hand lehnte.
    Doch sie konnte sich nicht zurückziehen, konnte nicht die Mediale werden, die sie in ihrer Erinnerung war. Jede Zelle in ihr nahm Devs raue Fingerspitzen wahr, die durch das Sonnenlicht wie gemeißelt wirkenden Gesichtszüge, die schön geschwungene Form seiner Lippen. „Sie haben Sie mir gegeben.“

 
    13
    Nikita starrte auf einen Teil des Medialnet, der einfach „tot“ war. „Seit wann ist das so?“, fragte sie das geistige Wesen an ihrer Seite.
    Ratsherr Kaleb Krychek sandte ein Bild. „Anzeichen dafür gab es schon seit einiger Zeit, aber noch nie so etwas wie das hier.“
    „Was war der Auslöser?“
    Kaleb äußerte sich nicht gleich, als müsse er überlegen, wie viel er enthüllen konnte. Als Kardinalmedialer mit telekinetischen Fähigkeiten – wahrscheinlich sogar der mächtigste TK-Mediale im Netz – kontrollierte er in beträchtlichem Maß den Netkopf, die aus dem Medialnet entstandene Wesenheit. Dadurch hatte er Zugang zu Informationen, die anderen Ratsmitgliedern verborgen blieben. Doch nun sagte er nur: „Du hast doch sicher selbst einen Verdacht.“
    Sie vergab sich nichts, wenn sie ihre Überlegungen mit einem anderen teilte. „Die Gewalttätigkeiten der letzten Monate – die zwanghaften Morde – haben eine Spur hinterlassen. Ich halte es für eine geistige Narbe.“
    „Schon möglich.“
    „Du bist anderer Ansicht?“
    „Der Widerhall der Gewalt wird wohl noch eine Weile im Netz herumspuken, das hier scheint mir aber auf ein schwerwiegenderes Problem hinzudeuten.“
    „Meinst du, das Medialnet selbst sei … krank?“, fragte sie, ihr war kein besseres Wort eingefallen. „Wenn das stimmt, wird es Auswirkungen auf die Bevölkerung haben.“ Jeder Mediale war ganz elementar mit dem Medialnet verbunden – schleichende Auswirkungen waren nicht zu vermeiden, wenn sich die „toten“

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