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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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war. Selbst eine gebrochene Mediale musste auf etwas reagieren, das so fundamental gegen ihre Konditionierung verstieß. „Vielen Dank.“ Es wäre klüger gewesen, es dabei zu belassen, aber sie hatte sich noch nie so lebendig, so real gefühlt. „Ich glaube … das war mein erster Kuss.“
    „Verdammt, es tut mir leid.“
    „Küss mich noch einmal.“
    Er schloss die Augen. Öffnete sie. Und schloss sie wieder. Sie erwartete eine Weigerung. Doch er bog ihren Kopf zurück und küsste sie auf den Mund, kurz und zart. Als sie sich an ihn schmiegen wollte, ließ er es nicht zu. „Dev.“
    „Immer langsam.“ Dann küsste er sie noch einmal, diesmal aber länger.
    Instinktiv saugte sie an seiner Unterlippe, presste die Handflächen gegen seine warme Brust. Einen Augenblick lang fürchtete sie, er würde den Kuss unterbrechen. Aber seine Lippen lösten sich nur kurz, um noch fordernder zurückzukehren; flammende Hitze stieg in ihr auf, sie hob das Becken an und versuchte, ihn an sich zu ziehen.
    „Das ist genug“, stieß er hervor.
    „Nur noch ein bisschen.“ Jeder heiße Atemzug, jede Berührung, jeder Kuss erdete sie auf eine höchst sinnliche Weise. „Streichle mich.“
    Doch seine Finger wurden starr, und er schob seinen Kiefer in der ihr schon vertrauten Weise vor. „Warum hast du geschrien?“
    Die sanfte Frage und der feste Griff machten es irgendwie leichter, sich den Albtraum in Erinnerung zu rufen. „In meinem Traum war ich wieder in dem Loch, dem Nichts gefangen.“
    Der plötzliche Ausdruck von Wut auf seinem Gesicht hätte sie eigentlich in die Flucht schlagen sollen. Aber sie wollte nichts weiter, als seinen nackten, heißen Körper auf sich zu spüren. „Dev –“
    „Du hast Angst“, sagte er und strich mit den Fingern über ihre Wange. „Das werde ich nicht ausnutzen.“
    Ihr Blick glitt tiefer. „Aber du willst es doch auch.“
    „Was wir wollen“, sagte er, unerschütterlich wie ein Felsen, „ist nicht immer gut für uns.“
    Das war endgültig, sie schob ihr Verlangen beiseite, drängte ihn nicht. „Danke, dass du gekommen bist.“
    „Alles wieder in Ordnung?“
    Die Wahrheit stürzte aus ihr heraus. „Nein.“ Ohne den sinnlichen Schutz des Kusses spürte sie wieder Furcht, ihre Beine zitterten, und sie rang nach Luft.
    Er sagte nichts, richtete sich auf und schob sie auf die andere Seite des Bettes. Sie ließ es bereitwillig geschehen, die Matratze gab unter seinem Gewicht nach. Er hatte nur seine Trainingshosen an, schwarze Haare kringelten sich auf seiner Brust. Ihre Finger zuckten, ihre Augen folgten den Haaren auf seinem Bauch bis –
    „Komm her.“ Er hob einen Arm.
    Sie sah ihn an, ihre Wangen glühten.
    „Ich beiße nicht.“
    Da war sie sich nicht so sicher. Der Mann verwirrte sie. Seine Härte stand seiner Schönheit in nichts nach, und dennoch konnte er so sanft sein, dass ihr ganz schwindlig wurde. Er tat nichts, überließ ihr die Entscheidung. Es gab nur einen Ort, an dem sie jetzt sein wollte.
    Ihre Lippen schmeckten noch nach ihm, nach dem sinnlichen Vergnügen des Kusses; sie rutschte näher, lehnte den Kopf an seine Schulter. Er legte den Arm um sie und zog sie zu sich. Der warme Körper nahm ihr die Angst. Sie protestierte nicht, als er die Decke über sie beide zog, legte ihm die Hand auf die Brust und vergrub die Finger im dichten Brusthaar. Sein Herzschlag war das letzte Geräusch, das sie bewusst wahrnahm.
    Dev schob Katyas Haar zurück und betrachtete die Schlafende, seine Augen blieben an den sinnlichen Lippen hängen. Unschuld und Begierde waren eine mächtige Kombination. Die Erinnerung an ihren Kuss elektrisierte ihn, wollte alle Anstrengung zunichtemachen, sich zu beherrschen. Er biss die Zähne zusammen und zog alles Metall auf sich, das im Haus zu finden war.
    Kalt setzte sich Stahl in seinem Kopf und seinen Gliedern fest. Das würde nicht lange helfen, wenn Katyas zarter Körper sich so voller Vertrauen an ihn schmiegte – aber er würde die vorübergehende Ruhe nutzen, um im Schattennetz nach möglichen Lösungen zu fahnden. Man sagte, das Medialnet sei eine endlose schwarze Ebene mit Millionen von glitzernden weißen Sternen, den Stellvertretern der Gedanken der Medialen. Doch er hatte Schwierigkeiten, dieses Konzept zu verstehen.
    Wie konnten sie so vollkommen voneinander getrennt bleiben?
    Er schloss die Augen, öffnete sich und trat hinaus in das organisierte Chaos des Schattennetzes. Da sie vergleichsweise wenige waren, war der

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