Ruf der Vergangenheit
unten?“, wiederholte er sanft.
Plötzlich wusste sie, dass sie verloren war. Devraj Santos war kein Mann, den man langsam „kennenlernte“. Er würde nicht nur nehmen, sondern etwas von ihr fordern, und falls diese Forderungen nicht … Er war bestimmt kein einfacher Liebhaber.
Was seine nächsten Worte bewiesen.
„Soll ich dich hier küssen –“ Er fuhr mit den Fingerknöcheln über ihre Brüste. „Oder lieber weiter unten?“ Eine große Hand umschloss ihren Oberschenkel.
Dev wusste, dass er lieber aufhören sollte, sie würde ihn am nächsten Morgen verabscheuen, wenn er weitermachte. Doch die ganze ihm verfügbare Selbstkontrolle hatte er gestern Nacht gebraucht. Kein Metall der Welt konnte ihn jetzt noch aufhalten. Er wollte sie ausziehen und schmecken. „Ich bin ein verdammt selbstsüchtiger Kerl.“
Ihre Augen waren fast vollkommen grün. „Nicht, wenn ich dich küsse.“
Er erstarrte.
Bevor er sich wieder rühren konnte, hatte sie schon sein T-Shirt hochgeschoben. Er hatte nichts dagegen. Ließ sie kurz los, um das Hemd über den Kopf zu ziehen, und setzte sie rittlings auf sich, das Sonnenlicht schimmerte in ihrem Haar. „Ich gehöre ganz dir“, flüsterte er heiser vor Verlangen. „Mach mit mir, was du willst.“
Sie strich mit den Fingern über seine Muskeln, er spürte die Reaktion direkt in seinem Geschlecht. „Ich will …“ Ihre Stimme verlor sich, und ihre Finger strichen so sanft über seine Brust, dass sich sein Körper aufbäumte, nach mehr verlangte. Erschaudernd beugte sie sich vor … und schüttelte den Kopf. „Nein.“
Er brauchte fast eine volle Minute, bevor er etwas sagen konnte. Seine Stimme war rau wie Sandpapier. „Bist du sicher?“
„Was ist, wenn ich darauf bestehe, in den Norden zu gehen?“ Ihre Hand beschrieb einen großen Kreis und fegte unabsichtlich die Schale mit dem Studentenfutter vom Tisch.
Da wusste er, dass die Zeit der Illusionen endgültig vorbei war. „Ich kann dich nicht gehen lassen.“
Haselaugen maßen ihn mit einem unmissverständlichen Blick. „Du kannst ja versuchen, mich aufzuhalten. Aber es wird dir nicht gelingen.“
„Mir misslingt nie etwas.“
„Ich habe nichts zu verlieren, Dev.“ Leise, aber der unbeugsame Wille leuchtete wie eine stahlblaue Flamme. „Ich weiß, dass die geladene Flinte schon auf meinen Kopf gerichtet ist. Wenn es sein muss, würde ich mir die Hand abschneiden oder das Bein brechen, um zu entkommen.“
Die drastischen Äußerungen setzten sich in seinem Kopf fest. Er hörte so etwas nicht zum ersten Mal. Männer in seiner früheren Einheit hatten Ähnliches gesagt, als sie ausweglos in der Falle saßen. Sie hatten überlebt, alle sieben hatten sie überlebt – weil es ihnen egal gewesen war, ob sie lebten oder starben. Besser im Kampf zu sterben, als sein Leben in Gefangenschaft zu verbringen.
Wenn er Katya nicht freigab, würde sie ihre Drohung wahr machen.
Und er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um sie zu halten. „Du bist immer noch eine Bedrohung“, sagte er, obwohl er wusste, dass er damit die zarten Bande zwischen ihnen unwiderruflich zerriss. „Ich werde die notwendigen Maßnahmen ergreifen, damit du nicht fliehen kannst.“
Eine unwillkommene Überraschung für Katya.
Dev war offensichtlich bislang sehr behutsam mit ihr umgegangen, hatte seine gnadenlose Seite vor ihr verborgen. Seine Stimme war immer noch sanft, aber er machte ihr nichts vor. Wenn es nötig sein sollte, würde er sie einsperren und den Schlüssel wegwerfen.
Und sie hatte keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren.
Wütend in ihrer Hilflosigkeit und vergeblich hoffend, er würde seine Meinung doch noch ändern, wand sie sich aus seinen Armen. Einen winzigen Augenblick lang hielt er sie fest, dann ließ er sie los. Sie setzte sich in einen Sessel und schlang die Arme um ihren Körper. „Ich möchte Ashaya treffen.“ Ein kleines Aufbegehren, damit er sah, dass sie nicht so alleine war, wie er vielleicht dachte.
Dev zog das T-Shirt nicht wieder über, ein bronzefarbener Gott im hellen Sonnenschein. „Bei ihrem ersten Besuch schienst du nicht an einer Unterhaltung interessiert zu sein.“
„Ich habe mich geschämt.“ Da sie ihren Blick einfach nicht von seinem Körper lösen konnte, stand sie auf und stellte sich ans Fenster. „Damals wusste ich nicht, warum, aber nun ist es mir klar.“
„Sie hat bestimmt gedacht –“
„Das spielt keine Rolle!“ Sie strich sich mit der Hand durch das Haar, das
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