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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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selbst im Licht der Wintersonne wie pures Gold leuchtete, und lehnte die Stirn gegen die Glasscheibe. „Ich muss sie sehen, ihr ins Gesicht sagen, was ich getan habe.“
    Devs Stimme war ganz nah hinter ihr. „Du erinnerst dich.“
    „Ich träume.“ Schreckliche Träume. „Aber gestern Nacht war es anders – als hätte ich eine beschlagene Linse sauber gewischt und sähe alles kristallklar.“
    Er beugte sich vor und umfing ihren Kopf mit beiden Händen. „Was hast du gesehen?“
    Sie wehrte sich verzweifelt gegen den Drang, sich zurückzulehnen und erneut einer Illusion hinzugeben. „Bruchstücke, aber genug, um zu wissen, dass Ashaya davon erfahren muss.“
    Sie schwiegen lange, lauschten den Atemzügen des anderen, das Fenster beschlug, schirmte sie ab gegen die Außenwelt. „Du könntest für sie, ihre Familie und die Kinder eine Gefahr sein. Als ich im Krankenhaus den Vorschlag gemacht habe, sie zu besuchen, hast du sehr bestimmt abgelehnt.“
    Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. „Ja … du hast ja Recht.“ Ihre Knie gaben nach, sie lehnte sich an das Fenster, nicht an ihn, denn sie wusste nicht, ob sie ein zweites Mal die Kraft haben würde, sich wieder zu lösen. Gefühle verstärkten sich, kannten weder Regeln noch Grenzen. Sie empfand Angst zu sehen, wie empfänglich sie für diesen Mann war, der fast wie ein Medialer seine Gefühle abschalten konnte, sobald sie ihm unbequem wurden.
    Es war schwer, ihre Gedanken auf andere Dinge zu lenken, aber etwas in seinen Worten hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. „Dev“, flüsterte sie, „hast du eben von Kindern gesprochen? Ashaya hat doch nur einen Sohn.“
    Devs Wärme hüllte sie ein. „Die beiden Kinder, die in eurem Labor waren, als …“
    „Der Junge und das kleine Mädchen.“ Jung und so verletzlich.
    „Ashaya hat sie nicht getötet – sie half ihnen zu fliehen.“
    Panik stieg in ihr auf. „Warte –“
    „Der Rat weiß davon“, erklärte Dev. „Die Leoparden haben die Kinder adoptiert, und nach Ashayas Flucht gab es keinen Grund mehr, sie zu verstecken.“
    Erleichterung, Sorge und Freude durchfuhren sie. „Ich habe schon vermutet, dass Ashaya sie irgendwie hinausgeschmuggelt hat, aber ich war mir nicht sicher.“ Und sie hatte nicht nachgefragt, denn je weniger Leute die Wahrheit kannten, desto sicherer war es für die Kinder. „Da ich nicht den Zwang verspürte, sie aufzusuchen“, brachte sie schließlich trotz der aufwühlenden Gefühle heraus, „habe ich gedacht, Shine wäre das Angriffsziel, aber ich könnte auch darauf programmiert sein, Ashaya und die Kinder zu töten. Das werde ich erst wissen, wenn die Programmierung aktiviert wird.“ Sie ballte die Fäuste so stark, dass es in ihren Fingern pulsierte. „Es ist schrecklich, nicht zu wissen, was im eigenen Kopf ist.“
    „Wie weit würdest du gehen, um das zu ändern?“, fragte Dev, und der drohende Unterton hätte ihr Angst einjagen müssen.
    Aber solche Art von Furcht hatte sie längst hinter sich gelassen. „Ich würde alles dafür tun!“
    „Auch das Medialnet verlassen?“
    Das ließ sie einen Augenblick innehalten. Diese Frage hatte sie sich noch nie gestellt. „Das kann ich nicht. Ich brauche das Biofeedback.“ Ohne die permanente Rückkopplung starben Mediale innerhalb von Minuten. „Ich weiß – ich meine mich zu erinnern –, dass das Schattennetz keine reinen Medialen mehr aufnehmen kann.“
    Er spürte, wie seine Muskeln sich anspannten. „Mir war nicht klar, dass Mediale darüber Bescheid wissen.“
    „Nicht Mediale im Allgemeinen … na ja, ich glaube, jetzt weiß es zumindest der Rat.“ Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper aus Scham, wie sehr sie zerstört war, wie viel sie verraten hatte. „Ashaya und ich hatten das herausgefunden. Es war eine unserer Hoffnungen. Wir mussten einfach Klarheit haben.“
    „Sicher.“ Er schwieg. Dann wurde ihr heiß, denn er kam noch näher. „Wenn das Schattennetz reine Mediale aufnehmen könnte, hätten die Rebellen einen Zufluchtsort.“
    Katya biss sich auf die Lippen, wünschte, er würde weitergehen und sie berühren, und verabscheute ihn gleichzeitig, weil er diesen Wunsch in ihr auslöste. Denn im Gegensatz zu Dev konnte sie nicht mehr eiskalt werden. Konnte das Verlangen und den Hunger nicht einfach verdrängen. Dennoch drehte sie sich nicht um und schlug auch nicht mit den Fäusten auf ihn ein, obwohl sie nichts lieber getan hätte.
    „Es war nicht reines Kalkül“, sagte sie. „Aber es

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