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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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ablösen?“
    Tag wandte den Kopf ab, aber Dev sah noch den roten Schimmer auf seinen Wangen. „Sie ist auf dem Weg hierher, sitzt in einem Flugzeug aus Paris.“
    Glens Augen blitzten auf. „Du freust dich bestimmt, sie zu sehen.“
    „Halt bloß die Klappe, sonst kriegst du eins drauf.“
    Das kleine Geplänkel machte Dev Spaß, konnte die Kälte in ihm aber nicht vertreiben. Er ging in das Zimmer des Jungen und schloss die Tür hinter sich. Cruz lag zusammengerollt da, wirkte viel kleiner als andere Zehnjährige.
    Das glatte dunkle Haar hatte einen Topfschnitt, mit dem die meisten Kinder heulend zu ihrer Mama gerannt wären. Doch Cruz hatte keine Mutter, bei der er sich beschweren konnte. Und wahrscheinlich war ihm allerhöchstens seit ein paar Stunden bewusst, wie er aussah. Mit großen Augen sah er zu, wie Dev sich einen Stuhl neben das Bett zog. Sein Blick versetzte Dev einen Schock.
    Glen hatte gesagt, der Junge habe ganz normale Menschenaugen. Aber das stimmte nicht. Dev bemerkte einen goldenen Schimmer in der beinahe schwarzen Iris. Ganz außergewöhnlich. Warum war das noch niemandem aufgefallen? Er dachte nach – möglicherweise hatten die Medikamente Cruz so betäubt, dass sein Blick nicht mehr klar gewesen war.
    „Ich heiße Dev“, sagte er und wartete auf eine Reaktion. Cruz hatte keinen Kontakt zu seinen geistigen Sinnen, sie waren kaum zu spüren.
    Der Junge schwieg.
    Lächelnd versuchte es Dev auf einem anderen Weg. „Du wirst es nicht glauben, aber ich war auch einmal so alt wie du. Wenn mir jemand damals so einen Haarschnitt verpasst hätte, hätte ich ihm ernsthaft wehgetan.“
    Ein Zwinkern, sonst nichts.
    „Soll ich dir jemanden schicken, der das in Ordnung bringt?“
    Erneut ein Blinzeln, aber eher zögernd.
    Dev grinste. „Du kannst es natürlich auch so lassen. Frauen finden das süß bei Jungs. Wahrscheinlich werden sie dich nach Strich und Faden verwöhnen.“
    Cruz griff nach einer Strähne seines Haares, als müsse er sich vergewissern, welche Farbe es hatte. „Meine Mutter hat mir immer die Haare geschnitten.“ Er sprach ganz ruhig … in seiner Stimme lag eine schreckliche Kraft, über die er keine Macht hatte.
    Archiv Familie Petrokov
    Brief vom 25. Mai 1975
    Lieber Matthew,
    deine Schwester Emily schläft an meiner Seite, aber selbst ihr süßes Lächeln kann meinen Kummer nicht lindern. Dein Vater … ich habe immer gewusst, dass Hellsichtige anfälliger für Geisteskrankheiten sind als der Großteil unseres Volkes. Doch ich habe genauso versucht, es zu verdrängen. Denn David ist mein Herz – ich weiß nicht, was ich ohne ihn tun würde.
    Heute hat er sich freiwillig in die Psychiatrie begeben. Ich hatte ihn angefleht, nicht dorthin zu gehen. Die Entwicklungen im Medialnet ängstigen mich, Silentium findet immer größere Unterstützung. Seit die Adelajas ihre Zwillinge als „gelungene Fälle“ vorgestellt haben, sind mehr und mehr auf die Meinung des Rats umgeschwenkt. Aber was für eine Art Beweis kann das denn sein, frage ich dich! Wo stecken denn Tendaji und Naeem? Warum bekommt sie niemand mehr zu Gesicht?
    Keiner gibt mir eine Antwort auf meine Fragen, und ich fürchte, mein Posten im Ministerium ist nicht mehr sicher. Ich äußere mich zu offen. Eigentlich ist es nicht meine Art, den Mund zu halten, aber wir brauchen das Geld. Deshalb werde ich in der nächsten Zeit lieber zuhören. Ich bete für eine baldige Rückkehr deines Vaters.
    Voller Liebe
    Mamotschka

 
    21
    Katya hatte sich alle Räume der Wohnung angesehen. Sie war großzügig geschnitten – Schlafzimmer, Bad und eine Küchenzeile, an die sich der große Wohnbereich anschloss. Heraus kam man allerdings nur durch die Wohnungstür, es gab keine Möglichkeit zu fliehen. Selbst die Küchenmesser waren klein und so stumpf, dass man kaum Obst damit schneiden konnte.
    Devraj Santos war eben nicht dumm.
    Zumindest, versuchte sie ihm zugutezuhalten, gab er so viel auf ihre Fähigkeiten, dass er sie an einen Ort brachte, von dem höchstens ein Teleporter entkommen konnte. Schade, dass sie nicht über diese Gabe verfügte.
    Wieder rückte ein Puzzleteil in ihrem Kopf an seinen richtigen Platz.
    Sie machte große Augen. „Natürlich.“ Sie hatte etwas übersehen, das sie von anderen unterschied. Ihre telepathischen Kräfte lagen bei vier Komma fünf auf der Skala. Waren also bestenfalls mittelmäßig. Und als M-Mediale erreichte sie ebenfalls eine vier Komma fünf.
    Zwei nur mittelmäßige Fähigkeiten.
    Doch

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