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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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vieles.“ Es fehlten immer noch einige Teile, Dinge, an die sich ihr Verstand vielleicht gar nicht erinnern wollte, wenn sie es recht bedachte. Sie hatte ihren Frieden damit gemacht. Denn Ekaterina, erst mediale Wissenschaftlerin und dann Opfer eines Medialen, war verschwunden. Katya war aus ihrer Asche auferstanden und würde ihre eigenen Erinnerungen, ihre eigene Zukunft haben.
    Jon sah sie mit einem merkwürdigen Blick an. „Aber das haben Sie wohl vergessen – verdammt noch mal, er hat Sie geschlagen.“ Er zuckte zusammen. „Erzählen Sie Tally nicht, dass ich geflucht habe, bitte!“
    Katya wurde starr. „Wer hat mich geschlagen?“
    „Der Eidechsenmann, Larsen oder wie immer er hieß.“ Trotz der leicht hingeworfenen Worte zog er die Beine an den Körper und schlang die Arme um die Knie. Aber seine Augen blickten besorgt, nicht etwa voller Angst. „Er hat irgendwelche Sachen mit mir angestellt, und Sie haben gesagt, es sei genug, er hätte sich nicht an die Vereinbarungen gehalten.“
    Sie erinnerte sich immer noch nicht an den Vorfall. „Und du irrst dich nicht? Man hatte dich doch unter Drogen gesetzt.“
    „Ich bin absolut sicher. So etwas würde ich nie vergessen. Drogen hin oder her.“ Er schüttelte den Kopf. „Sie haben versucht, seine Hand von meiner Stirn zu ziehen und rumms, hat er Ihnen eine gescheuert, dass Sie zu Boden gegangen sind.“
    Noch immer keine Erinnerung, aber Hoffnung stieg in ihr auf. „Wie hat er das gerechtfertigt?“ Silentium sollte Gewalttätigkeit ausschließen, und Larsen hatte immer den perfekten Medialen gespielt.
    „Keine Ahnung. Sie waren ja bewusstlos und konnten ihn nicht zur Verantwortung ziehen.“ Er sah ihr forschend ins Gesicht. „Ich bin ziemlich sicher, dass etwas geknackt hat. Ich dachte damals, er hätte Ihnen die Nase oder den Kiefer gebrochen.“
    Schmerz pulsierte in ihrer Nase, eine Erinnerung. Flüchtig. Verschwommen. Aber langsam deutlicher. „Ja“, flüsterte sie und hob einen Finger an die Nase. „Er hat gesagt, er dürfe nicht zulassen, dass ich das Experiment störe … er hat mich selbst behandelt.“
    „Na, dann lassen Sie sich nicht weiter graue Haare wachsen“, sagte Jon. „Sie saßen fest, genau wie ich. Sie haben getan, was Sie konnten.“
    „Weise Worte für jemanden in deinem Alter.“
    Er lächelte, verheerend charmant, jungenhaft und ein klein wenig großspurig. „Sagen Sie das nicht zu laut. Die andern halten mich für die Hölle auf Erden.“
    In diesem Augenblick löste sich Noor von der Frau und stürzte Hals über Kopf zu ihnen. „Jonny!“
    Geschmeidig erhob sich der Junge, fing sie auf und wirbelte sie durch die Luft, das Mädchen kreischte vor Vergnügen. Katya sah überrascht zu und erhob sich ebenfalls. Soweit sie sich erinnerte, hatte Larsen Noor nicht angerührt, Jon hatte ihre Stelle eingenommen, aber das Mädchen hatte die schrecklichen Experimente teilweise mit angesehen. Jetzt schlang sie die Arme um Jons Hals und starrte Katya an.
    Ihre Stirn legte sich in Falten. „Wer bist du?“
    „Noor“, sagte Jon. „Das ist nicht sehr nett.“
    Noor zog ihr Näschen kraus. „Ist sie deine Freundin?“
    „Was geht dich das an?“, neckte Jon. „Du heiratest doch sowieso Keenan.“
    Noor beugte sich zu ihm und flüsterte gut hörbar wie eine Schauspielerin: „Und du magst Rina.“
    Jon wurde puterrot. „Das ist Katya. Sie ist eine Freundin von uns beiden.“ Er sah Katya bei diesen Worten an, nichts Abwertendes lag in seinem Blick. „Hat uns einmal sehr geholfen.“
    Es dauerte einen Augenblick, dann nickte Noor und streckte die Hand aus. „Freut mich, dich kennenzulernen.“
    Katya griff vorsichtig zu, ihr war bewusst, wie zart und zerbrechlich das kleine Mädchen war. „Es ist mir auch eine Freude, dich kennenzulernen. Und jetzt möchte ich mehr über Rina wissen.«
    Noors Lächeln strahlte hell wie ihr Name.
    Fünf Stunden später kehrte Ruhe im ganzen Haus ein. Nach dem gemeinsamen Abendessen beschloss Katya, die Gedanken an Devs Zärtlichkeiten zu verdrängen und stattdessen den Fehdehandschuh aufzunehmen, den er ihr in der ersten Nacht hingeworfen hatte. Sie hätte es schon vorher tun sollen, aber Dev war so beschäftigt gewesen und hatte so angespannt ausgesehen, dass sie nicht gewagt hatte, ihn zu stören. Es wäre einfacher gewesen, es dabei zu belassen – Ausreden zu finden, um die Aussprache aufzuschieben – aber sie würde nie etwas Freiraum bekommen, solange Dev nicht gesehen hatte, wer

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