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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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überlegte, was sie machen
sollte. Eins war klar. Da wollte jemand auf sich aufmerksam
machen, und sie war zu müde und zu genervt, um sich nach
dem Grund zu fragen.
    Sie zog das Sweatshirt an, das sie über das Fußende geworfen
hatte, und machte den Reißverschluss zu bis zum Kinn. Sie
schaute nicht erst aus dem Fenster, sie hatte es zu eilig. Das hier
musste aufhören, ehe ihre Eltern auch noch aufwachten.
    Sie sauste die Treppe runter, schloss die Haustür auf und
schaute in die ungemütliche Nacht hinaus. Angestrengt suchte
sie nach der Lichtquelle, fand jedoch nichts.
    Nur die Nacht und eine tückische Kälte.
    Sie trat einen Schritt hinaus auf die eisigen Verandabretter,
um denjenigen zu rufen, der ihr ein Zeichen geben wollte.
Doch irgendetwas hielt sie zurück. Sie wartete mit angehaltenem
Atem. Der Stoff ihres Flanellschlafanzugs, der ihr drinnen
noch zu warm erschienen war, kam ihr jetzt furchtbar dünn vor.
Ein eisiger Windstoß pfiff ihr die Beine hoch. Sie schauderte,
zog die Hände in die Ärmel und hätte gern mehr als nur Baumwollsocken
an den Füßen gehabt.
    Die nächtliche Stille um sie herum war ohrenbetäubend.
    Und da war es wieder. Ein greller Lichtstrahl, so ungewöhnlich
inmitten der nächtlichen Schatten, dass er ihr in den Augen
brannte, ehe er wieder verschwand.
    Blinzelnd lehnte Violet sich zurück. Sie tastete nach der Türklinke,
nur um sicherzugehen, dass sie noch da war. Sie hielt die
Klinke fest und überlegte, woher der Lichtstrahl gekommen
sein mochte.
    Wieder wollte sie rufen, aber ihre Stimme schien mit dem
hellen Lichtstrahl verschluckt worden zu sein.
    Violet war zu neugierig, um die Sache auf sich beruhen
zu lassen. Wenn sie die Ursache des Lichts nicht fand und es
immer wieder aufblitzte, würde sie die ganze Nacht wach liegen.
Jedenfalls so lange, wie es anhielt.
    Sie zitterte, die arktische Kälte kroch ihr unter die Haut.
Konzentriert wartete sie auf das Leuchten, um zu sehen, woher
es kam.
    Sie brauchte nicht lange zu warten. Ganz plötzlich zuckte
das Licht auf, ein Anschlag auf ihre Augen, doch diesmal zwang
sie sich, nicht zu blinzeln.
    Jetzt wusste sie, woher es kam.
    Zögernd ließ sie die kalte Klinke los und ging langsam weiter
hinaus, auf das blinkende Licht zu. Sie ging von der Veranda
und schaute sich um. Es war niemand zu sehen.
    Da blitzte es wieder auf, hinter ihrem Wagen.
    Schnell lief sie hinten um den Wagen herum, und als es wieder
aufleuchtete, erstarrte sie.
    Das Licht kam aus einer Kiste. Einer simplen braunen Pappkiste
mit offenen Klappen, die neben der Fahrertür stand.
    Verwirrt starrte sie darauf. Wieso kam ein Licht aus dem
Karton? Und wer hatte ihn neben ihr Auto gestellt?
    Sie spähte in die Baumgruppe, die ihr Haus umgab und fragte
sich flüchtig, ob sie wirklich allein war.
    Dann schaute sie wieder zu dem Karton und trat näher
heran. Ihre Füße waren so kalt, dass sie die spitzen Kiesel gar
nicht spürte. Vorsichtig beugte sie sich über den Karton – sie
hatte Angst, dass das, was darin war, wieder aufblitzen könnte,
während sie hineinschaute.
    Das passierte nicht, doch lieber wäre sie von dem gleißenden
Licht geblendet worden, als das zu sehen, was sie nun erblickte.
    Violet wurde übel, gleichzeitig war sie traurig und sehr wütend.
    Der Karton war absichtlich dort hingestellt worden, damit
sie ihn fand.
    Warum hatte sie das nicht gleich kapiert? Es war ein Echo,
der Ruf eines toten Wesens. Offenbar hatte die Kälte nicht nur
ihre Füße betäubt. Auch ihr Denken war wie gelähmt gewesen.
    Jetzt begriff sie auch, weshalb nur sie aufgewacht war. Und
weshalb sie es unbedingt hatte aufspüren müssen.
    Sie schaute auf die kleine schwarze Katze, die in dem Karton
lag. Ihr Kopf fiel unnatürlich zur Seite. Leblose grüne Augen
starrten sie an.
    Wenigstens nicht Carl . Violet atmete erleichtert auf, weil es
nicht ihr Kater war. Im nächsten Moment schämte sie sich für
diesen gefühllosen Gedanken.
    Wieder blitzte es auf, das Licht brannte auf ihrer Netzhaut,
und sie musste mehrmals blinzeln, um die roten Flecken vor
ihren Augen zu vertreiben.
    Jetzt hatte sie keine Angst mehr, es könnte jemand in der
Nähe sein. Sie war so wütend, dass sie gar nicht mehr an ihre
eigene Sicherheit dachte. Sie wünschte ihn sogar herbei, denjenigen,
der dafür verantwortlich war. Sollte er es nur wagen,
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