Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
Vom Netzwerk:
hätte sich
hingelegt. Nach einem kurzen Schlaf würde es ihr sicherlich
besser gehen und sie könnte klarere Gedanken fassen. Aber je
länger sie dort saß und versuchte, sich nicht zu fürchten, desto
unmöglicher wurde es einzuschlafen.
    Schließlich entschied sie, dass sie hier raus musste. Wenigstens
für eine Weile. Bis ihre Eltern nach Hause kamen. Aber
ehe sie ging, musste sie noch etwas erledigen.
    Sie zog Schuhe und Jacke an und schaute noch mal nach, ob
Carl im Haus war. Dann verließ sie das Haus durch die Hintertür
und ging zum Atelier ihrer Mutter. Sie kramte in den Materialien
herum, bis sie ein kleines Stück Holz fand. Es war flach
und glatt, genau richtig für ihren Zweck. Hoffentlich brauchte
ihre Mutter es nicht für irgendwas Bestimmtes.
    Sie öffnete eine kleine Dose Acrylfarbe und nahm einen feinen
Pinsel. Sie hatte ein hübsches Rosa ausgesucht.
    Sie arbeitete sorgfältig, das musste sein, und als sie fertig war,
wusch sie den Pinsel aus und stellte die Farbe zurück.
    Leise schlich sie um den Schuppen herum zum Waldrand,
wo ihr kleiner Friedhof lag. Sie ging zwischen den Grabsteinen
und Kreuzen hindurch bis zu der Stelle, die sie suchte.
    Sie kniete sich vor das frische Grab und legte die frisch bemalte
Tafel mit dem Namen der kleinen Katze darauf.

    ROSIE

    Eigentlich wollte Violet in einer Drive-In-Espressobar anhalten
und sich einen schwarzen Tee holen, der sie wachhalten
sollte.
    Doch als sie beim Java Hut vorbeifuhr und Chelseas Wagen
auf dem Parkplatz entdeckte, änderte sie ihre Pläne. Sie hatte
sowieso nichts Besseres vor.
    Als sie den Wagen abschloss, fragte sie sich automatisch, ob
diejenige, die den Zettel geschrieben hatte, wohl auch Stammgast
im Java Hut war. Sie schaute alle, an denen sie vorbeikam,
argwöhnisch an.
    Chelsea und Jules saßen an einem Tisch hinten in der Ecke.
    Violet bestellte an der Theke einen Tee und ging damit zu
ihren Freundinnen. Sie wunderte sich, dass Claire nicht dabei
war. Claire konnte es nicht leiden, wenn sie ausgeschlossen
wurde.
    Chelsea verzog das Gesicht, als sie den Tee in Violets Händen
sah. »Hättest du nicht einen Milchshake oder so was nehmen
können?«
    Das war Chelseas Art zu sagen, dass Violet einen Milchshake
bestellen sollte, damit sie davon trinken konnte, ohne zu bezahlen.
    Violet schüttelte den Kopf und überging den wenig subtilen
Hinweis. »Nö, schon gut so.« Sie nahm den Plastikdeckel vom
Becher und tat etwas Honig hinein.
    Â»Ich würde mir einen Milchshake mit dir teilen, wenn du
willst«, bot Jules an.
    Â»Ha, siehst du? Jules versteht mich«, sagte Chelsea vorwurfsvoll
zu Violet.
    Jules hielt die Hand auf.
    Â»Ich hab gesagt, ich würd ihn mit dir teilen. Also rück die
Kohle raus.«
    Chelsea sah Jules grimmig an und legte ihr ein paar Münzen
in die Hand. »Alles außer Erdbeer.«
    Jules nahm das Geld und ging zur Theke.
    Â»Ich dachte, du stehst auf Erdbeer«, sagte Violet, als Jules
weg war.
    Â»Stimmt. Das nennt man umgekehrte Psychologie. Sie holt
garantiert Erdbeer.« Chelsea konnte die absurdesten Sachen
mit einem bewundernswerten Selbstbewusstsein sagen.
    Violet lachte nur. Sie nippte an ihrem Tee, er war genau richtig,
heiß und süß. Und er würde gegen die Erschöpfung helfen.
    Â»Und, kommt ihr mit in die Hütte, du und Jay?«
    Chelseas Frage kam so unvermittelt, dass Violet schon
dachte, sie wäre kurz eingenickt. »Wovon redest du, Chels?«
    Â»Ach, stimmt, du bist ja heute beim Mittagessen plötzlich
verschwunden. Wo warst du da eigentlich?«
    Violet wollte Chelsea nicht auf die Nase binden, dass sie
einem mysteriösen Licht nachgejagt war. »Ich musste vor der
nächsten Stunde noch was erledigen. Was für eine Hütte denn
nun?«
    Chelsea stellte Violets vage Erklärung nicht weiter infrage.
    Â»Mikes Familie hat eine Jagdhütte in den Bergen«, sagte sie.
    Â»Ein paar von uns hatten die Idee, dort in ein paar Wochen zu
übernachten und im Schnee zu spielen. Du weißt schon, Kuscheln
am Kamin und so.« Chelseas Augen funkelten.
    Violet verdarb ihr nur ungern die Vorfreude. »Ich glaub
nicht, dass meine Eltern mir erlauben, mit einer Horde Jungs
in einer abgelegenen Hütte zu übernachten.«
    Â»Also bitte, Schneewittchen, Mikes Vater wird auch dabei
sein. Der ist ganz witzig. Schräg, aber witzig. Keine Sorge,
deine Unschuld ist nicht in Gefahr.

Weitere Kostenlose Bücher