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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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schüchtern und zögerlich.
    Â»Aha, sie bringt dir einen Kakao und kriegt ein Dankeschön,
ich rette dir das Leben und kriege nichts. Das ist ungerecht«,
beschwerte sich Jay.
    Violet grinste ihn an. »Der Kakao schmeckt eben besser«,
sagte sie, pustete und trank einen Schluck. »Außerdem glaub
ich, du hast dir selbst schon genug gedankt.«
    Claire unterbrach sie und reichte Violet eine Serviette.
    Â»Jetzt mal im Ernst, Violet, was war im Wald los?«
    Violet schüttelte den Kopf. Sie versuchte die Momente zusammenzufügen,
nachdem Jay sie gefunden hatte. Da war der
heftige Schmerz gewesen, als sie dem Ruf des toten Wesens
gefolgt war, dann das rauschhafte Gefühl, als sie es gefunden
hatte. Und als Jay sie wegzog, war da wieder der Schmerz und
sie bekam diesen Tunnelblick. Und dann …
    Â»Ich glaub, mir ist einfach schwindelig geworden«, sagte
sie schließlich. Sie wusste, dass es eine schwache Ausrede war.
    Â»Aber jetzt geht es wieder«, sagte sie so überzeugend wie möglich.
    Den anderen schien das zu genügen, keiner stellte weitere
Fragen.
    Violet wurde immer noch von dem Echo abgelenkt, obwohl
es jetzt weit weg war. Ihr blieb nichts anderes übrig, als es zu
ignorieren.
    Als sie fanden, es sei an der Zeit, das Abendessen zu machen,
gingen Mike und Jay nach draußen, um aus dem kleinen Schuppen
mehr Brennholz zu holen.
    Â»Kommt dein Vater auch zum Abendessen?«, fragte Claire
Megan, die sich alle Mühe gab, nicht aufzufallen.
    Megan schüttelte nur den Kopf, ohne Claire anzusehen.
    Claire warf Violet einen fragenden Blick zu. »Wo ist er
denn?«, bohrte sie nach, obwohl es offensichtlich war, dass
Megan nicht darüber sprechen wollte.
    Violet merkte, dass Megan sich unbehaglich fühlte. Sie
strahlte es regelrecht aus. Sie wollte gar nicht, dass man sie bemerkte,
wollte nicht dazugehören. Wortlos, lautlos hielt sie sich
am Rand des Geschehens.
    Sie ist so traurig, dachte Violet. Traurig und einsam. Violet
fragte sich, ob sie wohl immer schon so gewesen war.
    Â»Er ist in der Stadt. Das kann spät werden.« Megan flüsterte
fast.
    Â»Was macht er da, hängt er die ganze Nacht in einer Bar
rum?«, scherzte Claire.
    Megan schaute Claire ernst an. »Manchmal ja«, sagte sie.
    In dem Moment kam Mike herein. Jay kam gleich hinterher,
beide hatten die Arme voller Holz. Neben der Hintertür
stand eine Schubkarre mit noch mehr Holzscheiten. Violet und
Chelsea sprangen auf, um den Jungs zu helfen, und stapelten
alles ordentlich neben dem Kamin.
    Es war eine willkommene Ablenkung von der peinlichen Situation
nach Megans schonungslos offener Antwort.
    Was wollte sie damit sagen? War ihr Vater etwa Alkoholiker?
Und blieben die beiden die meiste Zeit sich selbst überlassen?
    Das würde erklären, weshalb Megan sich so gut in der Küche
zurechtfand und weshalb sie sich so zurückzog. Waren Mike
und sie es gewohnt, für sich selbst zu sorgen?
    Jetzt schämte Violet sich noch mehr wegen ihrer Verdächtigungen.
    Das Abendessen war einfach und bestand aus überbackenen
Käsesandwiches und Kartoffelchips. Natürlich war es wieder
Megan, die den Herd anzünden musste. Und Megan schaffte
es auch als Einzige, ihr Sandwich zu überbacken, ohne dass es
anbrannte.
    Chelseas Versuch glückte nicht so ganz. Ihr Sandwich war
eher verkohlt als gegrillt. Violets sah noch schlimmer aus. Jay
brachte etwas zustande, das immerhin essbar war. Megan dagegen
entpuppte sich als echter Küchenprofi. Zumindest als
Käse-Sandwich-Profi.
    Jay war Megan am Herd behilflich, und zum ersten Mal erlebte
Violet, dass sie ein wenig aus sich herauskam. Während
sie in der Küche hantierten, stellte sie ihm leise Fragen, und auf
seine Antworten reagierte sie mit einem scheuen Lächeln.
    Jetzt wusste Violet wieder, weshalb sie Megan verdächtigt
hatte. Es war offensichtlich, dass sie ein bisschen in Jay verliebt
war. Vielleicht sogar mehr als nur ein bisschen. Und Violet
hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil sie schon wieder
solche Gedanken hatte.
    Es war nicht Megan gewesen, das stand fest.
    Während Jay und Megan Essen machten, deckten Violet
und Claire den Tisch. Mike und Chelsea »kümmerten sich um
das Feuer«, was ungefähr dasselbe war, wie wenn Violet und
Jay »Hausaufgaben« machten. Als sie an den Tisch kamen,
hatten sie glasige Augen und waren mit den Gedanken weit
weg.
    Nach dem Essen bekamen Mike und

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