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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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Chelsea die Aufgabe,
das Geschirr zu spülen, und diesmal hieß das für sie tatsächlich Geschirrspülen, weil sie schon bei den Vorbereitungen nicht
geholfen hatte. Alle anderen setzten sich vor den Kamin und
unterhielten sich.
    Violet spürte immer noch den Sog des Echos. Sie fragte
sich, wie sie aus der Zwangslage herauskommen sollte. Da war
ein totes Tier, zu dem sie aber nicht gehen und das sie nicht
anständig begraben konnte. Sie verstand immer noch nicht,
weshalb manche toten Wesen ein so starkes Echo hatten und
so dringend gefunden werden wollten, dass sie sie noch aus der
Ferne lockten.
    Wider besseres Wissen hoffte sie, der Drang, das tote Wesen
zu finden, würde sich mit der Zeit legen.
    Als sie alles aufgeräumt hatten und sich bettfertig machten,
war es kurz nach neun. Draußen hatte es aufgehört zu schneien.
    Zwar war der Himmel dunkel, aber die Erde schimmerte unheimlich,
fing Lichtstrahlen auf und reflektierte sie wie winzige
Glasscherben. Es sah gespenstisch aus.
    Sie hatten die Möbel beiseite geschoben und ihre Schlafsäcke
vor dem Kamin ausgebreitet. Es gab nur ein Schlafzimmer,
in dem, wie Violet annahm, Megan schlafen würde, denn dorthin
hatte sie sich auch vorher verzogen. Dann war da noch ein
kleiner Dachboden, auf dem vermutlich Mikes Vater schlief,
wenn er denn da war.
    Doch obwohl sie ein Schlafzimmer hatte, zog Megan sich
jetzt nicht zurück. Sie blieb bei ihnen, doch sie hielt sich abseits
und saß still in einem Sessel. Sie war im selben Zimmer und
doch weit entfernt.
    Immer wieder versuchte Violet, Megan ins Gespräch einzubeziehen.
Aber Megan sträubte sich, gab einsilbige Antworten
und verfiel jedes Mal gleich wieder in Schweigen.
    Als es spät wurde, krochen sie einer nach dem anderen in ihre
Schlafsäcke. Violet legte sich neben Jay und schließlich ging
Megan durch den kleinen Flur in ihr Zimmer.
    Die Gespräche verebbten, es wurde still, bis nur noch das
Knistern des verlöschenden Feuers zu hören war.

30. Kapitel

    Sie wurde vom Regen geweckt, und dann war es der Schmerz,
der Violet nicht wieder einschlafen ließ. Er krallte sich in ihren
Nacken und wanderte bis zu den Haarwurzeln hoch.
    Und gleichzeitig fiel ihr noch etwas auf. Ein Licht, das die
Nacht störte.
    Es drang durch ihre Lider, obwohl sie die Augen fest zukniff.
Aber es war nicht das Licht an sich, das ihr auffiel, sondern
sein unregelmäßiger Rhythmus.
    Es blinkte.
    Eiskalt durchzuckte es sie, und sie kämpfte gegen ein Gefühl
von Panik an. So schwer es ihr auch fiel, sie zwang sich, nicht zu
reagieren. Reglos lag sie da und stellte sich schlafend.
    Es muss eine Erklärung geben , sagte sie sich immer wieder. Es muss eine vernünftige Erklärung geben.
    Schritte schlurften über den Holzfußboden und Violet hielt
den Atem an, horchte, folgte den Schritten mit ihren Gedanken. Sie überlegte, ob sie Jay wecken sollte, aber sie hatte solche
Angst zu atmen, geschweige denn sich zu bewegen.
    Obwohl der Kopfschmerz nicht so heftig war wie am Abend,
erkannte sie ihn sofort wieder.
    Das Echo aus dem Wald. Doch diesmal kam es von demjenigen,
der das begraben hatte, was Violet heute gefunden hatte.
    Und das war nicht alles. Außer dem Licht und dem Schmerz
war da noch etwas anderes, das Violet nicht richtig festmachen
konnte.
    Die Schritte verharrten in der Küche, dann wurden Schlüssel
klirrend auf die Anrichte gelegt.
    Langsam, ganz langsam öffnete Violet die Augen einen
Spalt weit. Ihr Herz hämmerte, während sie versuchte, kein
Geräusch zu machen. Jede Bewegung kam ihr übertrieben vor
und sie hatte Angst, dass derjenige sie bemerken würde, wie sie
wach dalag und spionierte.
    Das Flackerlicht machte es fast unmöglich, still zu liegen,
bei jedem Blitz zuckte es in ihr.
    Als sie die Augen schließlich öffnete, sah sie einen Mann. Sie
sah ihn von hinten, groß und kräftig war er und trug eine dicke,
rotblau karierte Wolljacke. Obwohl er auf einer Stelle stand,
schwankte er leicht und hielt sich mit einer Hand an der Anrichte
fest. Es roch durchdringend nach altem Tabak und Bier.
    Da drehte er sich um, er stolperte mit seinen klobigen Stiefeln,
und Violet senkte die Lider, wartete einige Atemzüge, um
sicherzugehen, dass er sie nicht gesehen hatte. Als sie wieder
hinschaute, erkannte sie sein Gesicht sofort.
    Es war Mikes Gesicht.
    So könnte Mike aussehen, wenn er ein verlebter Mann mittleren
Alters

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