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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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raufgekommen?«
    Sara blickte auf, aber sie sah nicht Violet an.
    Sie schaute dorthin, wo der Wald sich wieder öffnete. Etwas
Seltsames lag in ihrem Blick, als sie den Menschen sah, der dort stand. Etwas, das Violet nicht deuten konnte. Vielleicht hatte
auch sie ein Geheimnis.
    Violet folgte Saras Blick und sah Rafe, der im Schnee auf
sie wartete, die Hände tief in die Taschen vergraben. Violet
hatte ihn gar nicht bemerkt. Mit seinen ernsten blauen Augen
schaute er sie und Sara wachsam an.
    Selbst mitten in der Nacht wirkte er auf geheimnisvolle
Weise fehl am Platz.
    Mit gedämpfter Stimme antwortete Sara: »Jemand hat mir
gesagt, du seist in Gefahr.«

Epilog

    Violet stand auf der anderen Seite der Scheibe und schaute
die Männer an.
    Wieder konnten die Verdächtigen sie nicht sehen. Und wieder
stürmten die unterschiedlichsten Sinneseindrücke auf sie
ein. Sie ging so nah an die Scheibe heran, dass sie von ihrem
Atem beschlug, legte die Hände daran und schloss die Augen.
    Sie suchte nur nach einem einzigen Echo.
    Sie hörte genau hin, und da löste es sich von den anderen.
    Wunderschön. Ergreifend. Melodisch.
    Die harmonischen Klänge einer Harfe.
    Da war er, der Mann, der den kleinen Jungen in Utah entführt
und ihn in einem Schiffscontainer am Hafen von Seattle
zurückgelassen hatte. Violet hätte ihn überall erkannt.
    Sie machte die Augen auf. »Der da«, sagte sie und zeigte auf
den Mann am Ende der Reihe.
    Sara nickte. »Stimmt. Das ist beeindruckend, Violet.«
    Violet lächelte. »Dann hab ich also bestanden?«
    Â»Ich hab Ihnen doch gesagt, es ist keine Prüfung.«
    Violet trat einen Schritt von der Scheibe zurück, während die
Männer aus dem Raum geführt wurden. »Na ja, aber irgendwie
doch schon.«
    Sara gab keine Antwort. Das war auch nicht nötig. Violet
wusste es, auch wenn Sara es nicht zugab.
    Violet wunderte sich nicht darüber, dass sie erleichtert war,
sie wusste, dass es ihr besser gehen würde, wenn sie sich Sara
anvertraute. Sie hatte nur nicht damit gerechnet, dass sie sich so
lebendig fühlen würde.
    Die neue Aufgabe erfüllte sie mit einem Prickeln. Zwar hatte
sie noch nicht offiziell zugestimmt, in Saras Gruppe mitzuarbeiten,
aber Violet wusste, dass es darauf hinauslief.
    Sie hatte noch nicht genau verstanden, was Saras Team
machte und wie ihre Leute arbeiteten, aber seit sie Sara in jener
Nacht bei der Hütte im Einsatz gesehen hatte, wusste sie, wie
einflussreich sie war.
    Sie hatte gesehen, wie Sara den Polizisten vor Ort Befehle
erteilt hatte und wie sie mit den FBI-Agenten umging, die später
gekommen waren. Wenn sie auch nicht direkt für das FBI
arbeitete, hatte Sara Priest doch bewiesen, dass sie jemand war,
mit dem man rechnen musste.
    Und, noch wichtiger, Violet wusste, dass sie sich auf Sara
verlassen und ihr vertrauen konnte. Das war viel wert.
    Mike und Megan waren nicht mehr da. Sie waren nach Oregon
gezogen, wo eine Tante sie aufgenommen hatte.
    Megan hatte alles gestanden. Sie hatte zugegeben, dass sie
Violet am Anfang nicht leiden konnte, dass sie eifersüchtig war
und ihr Angst machen wollte. Sie gab auch zu, dass sie Violet die tote Katze vors Haus gelegt hatte, und sie gestand die anonyme
Nachricht und die Anrufe.
    Violet hatte Megan die Hand gereicht und ihr verziehen.
    Megan hatte schon genug gelitten.
    Sie würde viele Therapiestunden brauchen, um das zu verarbeiten,
was der Vater ihr angetan hatte. Sara hatte Violet versprochen,
sich dafür einzusetzen, dass Megan therapeutische
Hilfe bekam.
    Mike dagegen hatte gar nichts gestanden.
    Und obwohl niemand seine Geschichte widerlegen konnte,
dass sein Vater ihm die Waffe aus den Händen gerungen habe,
hatte Violet eine andere Vermutung. Sie erinnerte sich zu gut
daran, wie Mikes Vater seinen Sohn angefleht hatte, sein Leben
zu beenden. Vielleicht hatte Mike einfach nachgegeben und
ihm das Gewehr gegeben, um seinem Vater das Gefängnis zu
ersparen.
    Als Violet ihre Sachen nahm, bat Sara sie, später noch mal
anzurufen. Violet nickte, es war jetzt beschlossene Sache, und
wieder fragte sie sich, wie sie in die Gruppe passen würde.
    Im Flur stand Rafe und wartete auf Violet.
    Er streckte die Hand aus, und darin lag der rosa Zettel,
den sie Sara gegeben hatte, als sie sie um Hilfe bat. Neugierig
schaute sie darauf.
    Â»Hier«, sagte Rafe mit seiner leisen Stimme, an die sie sich
mittlerweile gewöhnt hatte. Sie

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