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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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da.«
    Mike sah verwirrt aus, zog sich jedoch an und folgte Jay.
    Als die beiden zur Hintertür in die Kälte hinausgingen, sahen
sie ganz deutlich Fußspuren von drei Personen im Schnee.

33. Kapitel

    Soll das heißen, sie hat uns nicht im Stich gelassen?« Megans
gebrochenes Flüstern durchschnitt die tödliche Stille der
Nacht.
    Einerseits war Violet dankbar für die Störung, andererseits
wollte sie Megan zurufen, dass sie schnell weglaufen sollte.
    In dem unheimlichen Schein der Taschenlampe, die im
Schnee lag, sah Violet, dass Megan Tränen übers Gesicht liefen.
Sie starrte ihren Vater an, voller Entsetzen und gleichzeitig
todtraurig. »Soll das heißen, dass sie …« Sie zeigte auf den
Boden, wo Violet gegraben hatte. »Hier ist?« Die letzten Worte
klangen hohl. Violet konnte nur ahnen, was Megan empfinden
musste.
    Â»Megan, versuch doch zu verstehen. Sie wollte mit euch
weggehen. Sie wollte uns trennen, das konnte ich doch nicht
zulassen. Dass sie euch mit zu Roger nahm. Er war Abschaum.
Er hat eure Mutter geschlagen und ich hatte Angst, dass er euch auch schlagen würde. Warum musste er nur zurückkommen
und alles zerstören …« Er machte einen Schritt auf Megan zu
und streckte die Hand aus, aber sie zuckte zurück, als hätte er
eine ansteckende Krankheit. »Ich hab euch lieb …«
    Violet nutzte die Gelegenheit, um sich aufzurappeln. Sie war
wacklig auf den Beinen und fühlte sich immer noch betäubt
von dem Echo. Im Moment sorgte die Angst dafür, dass sie ihre
Gedanken beisammen hatte, doch sie wusste nicht, wie lange
das anhalten würde.
    Â»Einen Dreck hast du uns!«, schrie Megan. »Wie konntest
du das nur tun? Du bist keinen Deut besser als er. Du bist noch
viel schlimmer! Sie war unsere Mutter!« Tränen strömten ihr
über die Wangen. »Sie hätte nie zugelassen, dass er uns schlägt.
    Wie konntest du nur?«, heulte sie. »Wie konntest du nur?«
    Â»Doch, ich hab dich lieb, du bist meine Prinzessin, ohne dich
könnte ich nicht leben!« Wieder versuchte er, sie zu berühren,
seine Hand streifte ihre Wange.
    Megan zuckte zurück und fiel hintenüber in den Schnee,
genau vor Violets Füße. In diesem Moment sah ihr Vater Violet
wieder und sein Gesicht verzerrte sich vor Hass. »Das ist bloß
deine Schuld«, zischte er. »Alles nur wegen dir! Wenn du nicht
gekommen wärst, wäre alles gut!«
    Megan schluchzte. »Es war überhaupt nichts gut. Noch nie. Du hast meine Mutter umgebracht!«
    Violet riss die Augen auf, ihr Herz raste. Sie wollte erklären,
dass das alles ein Missverständnis war, damit er wegging, aber
er hielt das Gewehr auf sie gerichtet.
    Violet zitterte, vor Kälte und vor Angst. Sie stand da wie erstarrt.
Der Phantomregen prasselte weiter, und sie fragte sich,
was sie wohl für ein Echo haben würde.
    Â»Verdammt! Was machst du da?« Mikes Stimme rauschte an
ihr vorbei wie ein Windstoß. Sie hörte einen dumpfen Schlag,
als Mike sich auf seinen Vater stürzte und ihn gegen einen dicken
Baumstamm drückte. »Stimmt das, was sie gesagt hat?«
    Sein Vater schloss nur die Augen, sein Schweigen sprach für
sich.
    Und dann kam Jay, er nahm Violet in die Arme und schob
sie hinter sich, um sie mit seinem Körper zu schützen. Mike
riss seinem Vater das Gewehr aus der Hand.
    Mike trat einen Schritt zurück und ließ den Nacken seines
Vaters so ruckartig los, dass sein Vater mit dem Kopf gegen den
Baum schlug.
    Â»Wie konntest du nur? Wie konntest du uns das antun?« Noch während er sprach, klappte er das Gewehr auf und
schaute nach, ob es geladen war. Es war schussbereit, das sah
auch Violet.
    Halb rechnete sie damit, dass Megan irgendetwas sagen und
das Schlimmste verhindern würde. Mikes Gesichtsausdruck
war beängstigend. Dass er bewaffnet war, machte die Sache
noch bedrohlicher.
    Doch Megan stand nur mit ausdruckslosem Blick da, sie trat
still in den Hintergrund, verschwand regelrecht.
    Violet klammerte sich an Jay und wagte kaum zu atmen.
    Mikes Vater sank zu Boden. Er schluchzte laut, sein Atem
stieg als weiße Wölkchen in die Luft, während er seine Kinder
anflehte: »Es tut mir so leid. Bitte verzeiht mir. Ich habe es
nicht verdient zu leben. Erschieß mich einfach. Ich will nicht
ins Gefängnis.« Er schlug die Hände vors Gesicht.
    Mit zitternden Händen zielte Mike auf den gesenkten

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