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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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Kopf
seines Vaters.
    Â»Mike«, sagte Jay und ging vorsichtig auf ihn zu. Violet
konnte ihn nicht zurückhalten. »Mach jetzt keinen Quatsch«,
bat er.
    Sie wunderte sich darüber, wie ruhig und besonnen Jay klang.
Sie selbst hätte in diesem Moment keinen Ton herausgebracht. Das Echo hüllte sie schon wieder ein, sosehr sie sich auch dagegen
wehrte.
    Mit wildem, irrem Blick schaute Mike Jay an. Er schien fast
vergessen zu haben, dass er nicht allein mit seinem Vater war.
    Mit erhobenen Händen ging Jay auf ihn zu. Violet schrie Jay
in Gedanken zu, er solle zurückkommen und sich heraushalten.
    Â»Mike, das willst du doch nicht. Vertrau mir. Er hat gestanden,
und er kommt ins Gefängnis für das, was er getan hat. Mach nicht alles noch schlimmer, indem du ihn jetzt verletzt.«
    Â»Ich hatte nicht vor, ihm wehzutun« , sagte Mike.
    Jay ging noch einen Schritt weiter auf ihn zu. »Ich weiß.
Aber denk an deine Schwester.« Jay schaute zu Megan, die reglos
dastand. Tränen liefen ihr über die Wangen. »Sie braucht
dich, Mike. Wenn du deinem Vater etwas antust, bringen sie
dich von ihr weg und wen hat sie dann noch?«
    Panik flackerte in Megans Blick auf.
    Da schaute Mike zu ihr und sah sie, sah sie wirklich, wie sie
völlig verzweifelt dastand. Er zögerte, seine Schultern wurden
schlaff, sein Blick verlor etwas von seiner Härte.
    Megan rührte sich nicht, doch sie ließ ihn nicht aus den
Augen.
    Mike schaute wieder zu Jay und nickte. »Bring die Mädchen
in die Hütte und dann geh ins Dorf und hol Hilfe. Ich bleibe
hier und warte auf dich.«
    Â»Tust du ihm auch nichts?«, fragte Jay.
    Mike starrte ihn an. Ernst und entschlossen antwortete er:
    Â»Nein. Ich verspreche es.«
    Und schon wieder musste Violet sich an Jay lehnen, als die
Entfernung von dem Echo ihren Schädel auszuhöhlen schien.
    Megans Reaktion war erstaunlich. Sie weigerte sich, Violets
Hand loszulassen, während Jay sie durch den Schnee führte. Violet wusste nicht, ob Megan sie trösten wollte oder Trost bei
ihr suchte.
    Nach allem, was Megan durchgemacht hatte, hätte Violet sie
auch bestimmt nicht losgelassen. Einmal glaubte sie, Megan
ganz leise flüstern zu hören »Es tut mir leid«, aber sie war sich
nicht sicher.
    Während sie durch den Wald zurückgingen, ließ der
Schmerz nach, erst nur leicht, dann mit jedem Schritt. Erleichtert
atmete Violet auf.
    Als sie bei der Hütte ankamen, wurde der Nachthimmel von
grellen Lichtern erleuchtet. Aber sie sahen anders aus als die
Lichter, die von Megans Vater ausgingen. Es waren rote und
blaue Blinklichter, die jeder sehen konnte, und sie färbten die
kristallweiße Landschaft indigoblau und purpurrot.
    Die Polizei war schon da. Wie konnte das sein?
    Hinter ihnen ertönte ein Schuss. Violet und Jay zuckten zusammen
und blieben auf der Stelle stehen. Von Megan spürte
Violet nichts. Nicht die leiseste Regung. Sie blieb nur stehen,
weil die beiden anderen stehen blieben.
    Und alle drei wussten, dass die Schönheit dieser weißen
Nacht nur eine Illusion war.
    In der Hütte war auf einmal die Hölle los. Eben war es noch
still gewesen, jetzt strömten Leute heraus. Taschenlampen leuchteten über den Boden und fanden die drei, die wie erstarrt
in der Nacht standen.
    In dem Durcheinander erkannte Violet Uniformen. Sie sah
ihren Onkel und ihre Eltern, die auf sie zurannten.
    Und irgendwo inmitten der vielen Gesichter sah sie Sara
Priest.

34. Kapitel

    Der Rest der Nacht war unzusammenhängend wie ein
Traum. So viel war passiert und Violet hatte immer noch unendlich
viele Fragen.
    Ihre Eltern hatten ihr erzählt, dass Sara Priest mehrmals angerufen
und ihnen – wie auch Violet am Anfang – den falschen
Eindruck vermittelt hatte, sie sei vom FBI.
    Zuerst hatte Sara nur die Nachricht hinterlassen, dass Violet
sie zurückrufen sollte. Dies hatten Violets Eltern an den
Ladeninhaber weitergegeben, da Violet auf dem Handy nicht
zu erreichen war. Später kam ein Anruf mitten in der Nacht,
in dem Sara den Eltern erklärte, dass Violet in Gefahr sei und
Hilfe brauche. Sara schlug vor, Violets Onkel anzurufen und
gemeinsam mit der Polizei vor Ort zu der Hütte zu fahren.
    Violets Eltern kannten Sara nicht und wussten nichts von
ihrem Verhältnis zu Violet, aber als sie erfuhren, dass ihre Tochter
in Gefahr war, hielten sie sich nicht lange mit Fragen auf.
    Sie waren erleichtert, ihre

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