Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
gekostet, als gut für mich war. Aber damals an Armands Seite. Hier und jetzt war ich mit einem völlig Fremden zusammen. Noch dazu mit einem, bei dem ich mir nicht sicher war, wie weit das alles gehen würde und wann ich selbst die Notbremse zog. Falls überhaupt.
Dracon streichelte zärtlich mein Gesicht, hielt meine Hand und schaute mich mit seinen braunen Augen so lieb und sehnsüchtig an, das mir heiß und kalt zugleich wurde. „Komm her, mein Schatz“, sagte er rau und zog mich auf seinen Schoß. Seine Erregung war unter der hautengen Jeans sowohl sichtbar als auch spürbar. Seine Lippen pressten sich auf meine, seine Zunge fand ihren Weg in meinen Mund. Ich erwiderte seinen Kuss, ließ meine Hand unter seine Jacke gleiten. Der dünne Stoff des Shirts lag glatt und weich unter meiner Hand, ließ mich jede Kontur seines Körpers erforschen. Starke sehnige Muskeln, feste warme Haut. Seine Lippen glitten an meiner Kehle hinab. Ein starkes Prickeln breitete sich in mir aus, als sie über die Stelle fuhren, unter der mein Puls schlug und in die Armand schon so oft seine Zähne gesenkt hatte. Auch Dracon biss mich, aber nur ganz sanft, spielerisch. Er saugte an der Haut, saugte die Hitze und das Salz heraus. Mich durchfuhren herrlich elektrisierende Stöße.
„Mehr“, hauchte ich. „Weiter.“
Plötzlich hörte er auf, umfasste mein Gesicht mit seinen Händen und schaute mich durchdringend an. Sein Atem streichelte mich. Er roch bittersüß, nach Zigaretten und Chartreuse. Mir wurde schwindlig.
„Nicht hier, Süße. Ich will alles von dir. Da gibt es ein kleines Motel draußen an der Landstraße, wo wir ungestört sind. Die Nacht ist noch lang genug für uns beide.“
Ich dachte an Armand. Aber er lebte ja schließlich auch nicht gerade monogam. Und dieser Typ sah so verdammt gut aus! Es reizte mich zu sehr, mit ihm zu gehen. Also nickte ich schließlich und nahm wieder hinter ihm auf der Harley Platz.
Alte Rechnungen
Wir brausten durch die Nacht, raus aus der Stadt. Wo er hinfuhr, war mir ziemlich egal. Hauptsache, er blieb heute Nacht bei mir. Schließlich hielt er bei einem billigen Motel einige Meilen außerhalb von New Orleans und mietete ein Zimmer für die Nacht. Es war schäbig. Schmutzig und billig. Mit dreckigen Laken auf dem einzigen Bett und Flecken auf dem Teppich. Die Tapete hatte Schlieren. Ich fragte mich, ob es Ungeziefer gab. Gewundert hätte mich das nicht. Doch für diese eine Nacht genügte es.
Er fackelte nicht lange, als wir die Tür hinter uns schlossen, sondern zog mich direkt in seine Arme und fing an, mich leidenschaftlich zu küssen. Göttin, er küsste so gut! Viel zu gut. Seine Hände glitten über meine Haut, rieben zart über meine Brustwarzen, fester über meinen Bauch. Sein Lippen zogen eine heiße Spur meinen Hals hinunter und über meine Schulter. Ich spürte ein leichtes Kratzen, wo seine Zähne meine Haut ritzten. Und dann schoss es mir plötzlich durch Mark und Bein. Siedendheiß und viel zu spät. Ich erkannte, was mir den ganzen Abend so seltsam an ihm vorgekommen war. Seine fast schon magische Ausstrahlung fand nun eine beängstigend logische Erklärung. Sein Auftreten, sein Gehabe, seine Ausdrucksweise – alles war überlegen; wissentlich überlegen. Er war kein Mensch. Im selben Augenblick packte er mich so fest an den Armen, dass ich aufschrie.
„Nicht dumm, Melissa!“, sagte er mit vor Leidenschaft dunkler Stimme. „Nur zu schade, dass du nicht früher drauf gekommen bist. Jetzt ist es leider zu spät.“
„Verdammt, wer bist du?“, fuhr ich ihn an. Die Erinnerung an die Nacht mit Lemain kam wieder in mir hoch. Vor lauter Panik schmeckte ich Galle in meiner Kehle.
„Ein alter Freund.“
Er zerrte mich zum Bett hinüber und warf mich drauf. Ich versuchte, wieder aufzuspringen, doch er war schon über mir, presste mich in die Kissen und küsste mich brutal auf den Mund. Ich tat das Erstbeste, das mir einfiel und biss zu. Überrascht fuhr er zurück, berührte seine Lippe mit den Fingern und betrachtete ungläubig das Blut, das daran hängen blieb. Aber dann holte er aus und gab mir mit dem Handrücken eine schallende Ohrfeige. Als ich aufschrie vor Schmerz, fing er spöttisch an zu lachen. Ich wusste nicht, was schlimmer war: das Brennen auf meiner Wange von dem Schlag oder das in meinem Herzen von diesem schrecklichen, überlegenen Lachen.
„Weißt du, eigentlich steh ich ja auf so was, aber angesichts deiner Lage ist das ziemlich dämlich.
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