Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
Vom Netzwerk:
sein.
    Als ich glaubte, es könnte nicht mehr schlimmer werden, da nahm er mich so sanft und zärtlich, küsste mich so tief und hingebungsvoll, dass ich weinen musste. Tränen strömten über meine Wangen, vermischten sich mit dem Blut aus meinen Wunden.
    Ich hatte Osira letzte Nacht einige Male heulen hören, doch ich hatte sie bewusst aus meinen Gedanken verdrängt, um diesen Teil meiner inneren Kraft zu schützen. Vielleicht würde ich sie noch brauchen, um das hier überleben zu können. Nur war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich es noch überleben wollte.
    Als er genug von der sinnlichen Verführung hatte, die mich in seinen Armen erbeben ließ, fing er wieder an, mich zu schlagen und zu treten, bis ich am Boden lag und mich nicht mehr rührte. Ich ließ alles wie tot über mich ergehen. Bevor er ging, gab er mir ein letztes Mal sein Blut, damit ich noch lebte, wenn er zurück kam.
    Er fesselte mich wieder ans Bett, obwohl das längst nicht mehr nötig war. Ich konnte kaum stehen, geschweige denn fliehen. Ich wartete, bis die Sonne blendend hell ins Zimmer strahlte. Dann sammelte ich mich und rief mit aller Kraft nach Osira. Wenn ich hier rauskommen wollte, dann jetzt. Eine weitere Nacht würde ich nicht überleben. Auch wenn mein Körper überlebte – mein Lebenswille würde es ganz gewiss nicht tun. Ich war jetzt schon am Rande des Todes. Osira kam, kaum dass ich ihren Namen in Gedanken ausgesprochen hatte. Sie wirkte unruhig und gehetzt.
    „Mel, du musst sofort hier weg!“
    „Ich weiß.“ Meine Worte wurden immer wieder von heftigem Husten unterbrochen. Ich schmeckte etwas Bitteres, Kupferartiges – Blut. Wahrscheinlich war eine Rippe gebrochen und in die Lunge gedrungen. Meine Überlebenschancen standen gleich null.
    „Aber ich habe keine Kraft mehr. Du bist die einzige Reserve, die ich noch habe.“ Sie knurrte aufgeregt und lief neben dem Bett hin und her. „Sei meine Kraft! Lenke meinen Körper! Zerreiß die Fessel!“
    „Das Seil ist sehr stark. Ich werde dir vielleicht die Arme brechen, wenn ich es versuche.“
    „Das ist egal!“, schrie ich mit einem letzten Rest an eigener Kraft, bevor ich ermattet zurücksank. Die Heftigkeit, mit der ich die Worte hervorgestoßen hatte ließen einen ganzen Schwall von Blut aus meiner Lunge in meinen Mund steigen. Ich würgte, hustete, bekam kaum noch Luft. „Entweder mein Arm bricht, oder mein Genick.“
    Osira zögerte noch immer, aber ich hatte keine Kraft mehr zum Sprechen. Ich überließ es ihr, was sie tun würde. Sie wandelte ihren Körper, bis sie genauso aussah wie ich, damit sie vollkommen in mich hinein gleiten konnte. Wie ein Bild, dass sich über ein gleiches legt. Dann waren wir miteinander verbunden. Ich spürte, wie ich an den Fesseln riss, mit ungeheurer Kraft. War ich das überhaupt? Nein, es war mein Körper, doch mein Geist war jenseits von nirgendwo. Osira zerrte an den Seilen. Die Schürfwunden bluteten wieder, meine Gelenke knackten bedenklich, doch die Fessel weitete sich ein kleines Stück. Ein letzter heftiger Ruck – ich hörte, wie mein rechtes Handgelenk brach. Der Schmerz kam nicht mehr zu mir durch.
    Ich war frei, rannte um mein Leben. Die Sonne verbrannte meine Haut – ein Nachwirkung des Vampirblutes. Ein einziger Gedanke beherrschte mich. Ich musste zu Armand. Dann wurde mir schwarz vor Augen, und ich dachte und fühlte nichts mehr.

Freund oder Feind
     
    Im Schutz der Dunkelheit ging eine Vampirin in den Straßen von New Orleans auf die Jagd. Sie machte Urlaub hier. Urlaub von Frankreich. Jetzt konnte sie es sich erlauben, denn die Ashera beschützte ihr Heim. Keiner würde es ihr wegnehmen, während sie nicht da war.
    Plötzlich stieg ihr der Geruch von Blut in die Nase. Altes, verkrustetes Blut. Aber lebendig. Sie folgte dem Geruch, obwohl das eigentlich nicht ihre Art war. In einer kleinen Gasse, unbemerkt vom Leben der Stadt, lag eine zusammengekrümmte Frau. Sie atmete noch ganz flach. Sophie trat langsam näher. Hier würde sie keinen Schaden mehr anrichten. Nur noch Erlösung bringen. Als sie sich über den sterbenden Körper beugte, wich sie erschrocken zurück.
    „Melissa! Oh mein Gott! Was ist geschehen?“
    Sie erhielt keine Antwort. Behutsam hob Sophie den schlaffen Körper auf, brachte Armands Geliebte in ein verlassenes Haus und kümmerte sich dort um ihre Wunden. Sie rief nach Lemain. Er würde ihrem Ruf folgen. Aber es konnte dauern, bis er kam. Und bis dahin würde Melissa hoffentlich noch

Weitere Kostenlose Bücher