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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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ihm gegeben. Er blieb jedoch nur als Schatten in ihrer Nähe, zeigte sich ihnen nie. Eine Weile versuchte er, allein zu bleiben. Aber wir sind nicht für die Einsamkeit geschaffen. Er holte einen jungen Griechen namens Vangelis in die Dunkelheit, der wenig später Dracon zum Opfer fiel. Vangelis hatte sich in Dracons Gefährten verliebt, und beide mussten sterben. Dracon gibt nie etwas freiwillig her.“
    Ich schnaubte voller Bitterkeit. Dracon war nun wirklich der Letzte, an den ich denken wollte.
    „Du verstehst ihn nicht,
thalabi
. Weil du sterblich bist. Ein Vampir wird das, was Dracon dir angetan hat, mit anderen Augen sehen. Sogar dein heldenhafter Armand.“ Mir entging nicht die zynische Note in seiner Stimme. „Eines muss man Dracon neidlos lassen. Wenn man bedenkt, wie viele Jahrhunderte er bereits ein Vampir ist, hat er sich besser als jeder andere der heutigen Zeit angepasst. Gegen ihn wirken ich und viele andere – sogar Armand mit seinen gerade erst zweihundert Jahren – irgendwie anti-quiert.“
    Er fand es amüsant, dieses Wort zu benutzen. Ob ich wollte oder nicht, ich musste ihm zustimmen. Dracon benahm sich wie ein junger Mann dieser Zeit. Alle anderen Vampire, die ich bisher kennen gelernt hatte, waren mit einem Teil ihrer Seele noch in ihrer eigenen Zeit verankert. Luciens Dunkler Lieblingssohn jedoch passte so perfekt hierher, dass ich mit all meiner Vorsicht viel zu leicht auf ihn hereingefallen war.
    „
La shyei mokadas
. Ihm ist nichts heilig. Er kennt keine Grenzen, keine Regeln. Nichts hat einen Wert für ihn, außer seiner eigenen Gier. Deshalb hängt er nicht an seiner sterblichen Vergangenheit. Ein Segen für ihn. Ein Fluch für jeden Sterblichen, der seinen Weg kreuzt.“
    Die Wärme in Luciens Stimme verursachte mir Übelkeit. Es gab kein Geschöpf auf Erden, dem ich mehr Hass entgegenbrachte als Dracon. Ich wollte nicht über ihn reden, sondern über Armand. „Woher wusste Armand überhaupt von dir?“
    „Durch Lemain während seiner Geburt in die Nacht. Du wirst es verstehen, wenn du selbst diesen Weg gehst. Schöpfer und Kind teilen ihre Erinnerungen. Armand hat dieses Wissen genutzt, als es Zeit wurde, seinen Dunklen Vater zu verlassen. Er wusste, ich würde ihn töten oder ihm helfen. Es war ihm egal, solange er nur Lemain entfliehen konnte.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich spielte sie gegeneinander aus. Verbarg Armand und verwischte seine Spur. Dafür ließ ich ihn in dem Glauben, dass er ohne meinen Schutz nicht sicher vor Lemain wäre. Erst als ich spürte, dass er nicht mehr glücklich bei mir war, sagte ich ihm die Wahrheit.“
    „Aber dann warst du doch fair ihm gegenüber“, stellte ich fest.
    „Nicht ganz. Hätte er gewusst, dass er meine Hilfe und meinen Schutz nicht braucht, wäre er nie so lange geblieben. Er hatte die Hörigkeit zu dem einen nicht gegen die Hörigkeit zu einem anderen eintauschen wollen. Aber er glaubte, keine Wahl zu haben. Ich war für ihn das geringere Übel. Als ich ihm die Wahrheit sagte, machte er mir keine Vorwürfe. Doch er verließ mich noch in derselben Nacht und kam nie zurück.“ Lucien lächelte ein wenig verlegen. „Bis er mich in Venedig aufsuchte. Beim Karneval. Du erinnerst dich?“
    Oh ja, nur zu gut. „Hast du ihn geliebt?“, wollte ich wissen.
    „Ich habe viele geliebt,
thalabi
. Und ich habe noch mehr begehrt. Armand war nicht mein Sohn. Aber er bedeutete mir so viel wie mein Leben. Weil er wie ein offenes Gefäß war, das ich mit meinem Wissen füllen konnte. Ein Wissen aus vielen tausend Jahren. Er ist vielleicht einer der intelligentesten Vampire unserer Zeit.“ Lucien schwärmte von Armand. Seine Liebe bestand noch.
    „Was kannst du mir über Lemain und Armand sagen?“
    Lucien lehnte sich nun vollends mit dem Rücken ans Kopfende. Sein Blick schweifte ab, weit zurück in die Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die Armand hartnäckig vor mir verborgen hielt.
    „Armand war ein junger Adliger aus bestem Hause. Er war schön, fast so schön wie heute, und er war wild und draufgängerisch. In seiner Jugend ließ er kaum ein Duell aus, und er liebte die Frauen. Aber dann verliebte er sich und wollte dem lasterhaften Leben den Rücken kehren. Sein Pech, dass er ausgerechnet Lemain über den Weg lief. Damit war seine Seele verloren. Lemain bekommt, was er will. Seit fast viertausend Jahren ist er ein Vampir. Seiner Macht kann niemand widerstehen. Er hat sich sehr viel Zeit mitArmand gelassen. Hat ihm sogar seine

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