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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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hasste ich mich dafür. Es war Verrat an Armand. Verrat an unserer Liebe. Ich fühlte mich so unglaublich schuldig, dass ich ihm das antat. Aber ich konnte nicht anders, als Lucien zu lieben und zu begehren. Er war alles für mich in dieser Nacht. Als der Morgen kam, küsste er meine Stirn und ließ seine Fingerspitzen über meine Augenlider streichen, um sie zu schließen. Damit bescherte er mir einen tiefen, traumlosen und erholsamen Schlaf, aus dem nur er allein mich erwecken konnte.
    Der Schmerz des Entzugs war gebannt. Aber von nun an würde ich ewig der Nacht gehören. Auch wenn er mich nicht verwandelt hatte.
    Ich zuckte zurück, als seine kalte Hand mich berührte und mich aus meinem Schlummer riss. Anders als in der Nacht zuvor, hatte ich nun Angst vor ihm. Ich hatte seine Macht gekostet.
    „Scht. Keine Angst,
thalabi
. Ich werde dir nichts tun. Wir hatten einen Handel. Du hast deinen Teil erfüllt. Nun werde ich meinen erfüllen.“
    Ich tastete unbewusst nach meinem Hals.
    „Die Male sind bereits verschwunden“, sagte er und senkte kurz den Blick.
    „Armand wird es nicht verstehen.“
    „Was wird er nicht verstehen?“ Lucien strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Stimme klang seltsam tröstlich. Doch für mich gab es keinen Trost.
    „Was ich getan habe. Es wird ihn tief verletzen.“
    „Was hast du denn schon getan? “
    Er war geduldig, aber unerbittlich. In seinen Augen hatte ich keine Schuld auf mich geladen. Er verstand nicht, worum ich mich sorgte.
    „Es ist Verrat an seiner Liebe, dass ich dir zu Willen war.“
    Er lächelte amüsiert. „Du meinst, es ist Verrat, dass es dir gefallen hat.“
    Ich riss den Kopf hoch und blickte ihn entsetzt an. Es war die reine Wahrheit, die ich mir nicht eingestehen wollte. Lucien schüttelte tadelnd den Kopf.
    „Dein Überlebensinstinkt ist sehr stark,
thalabi
. Du fürchtest dich davor, die Verwandlung zum Vampir nicht zu ertragen. Wie Dracon zu werden. Ich gab dir einen unwiderstehlichen Anreiz, mir zu Willen zu sein. Die Kraft meines Blutes ist deine Sicherheit. Außerdem brauchtest du den kleinen Trunk sehr dringend.“
    „Du hast meine Schwäche schamlos ausgenutzt.“
    Sein Blick wurde kühl. Er lehnte sich auf dem Bett zurück. „Ich warnte dich bereits bei unserer ersten Begegnung davor, mich zu unterschätzen. Ich bin ein Vampir. Mir ist jedes Mittel recht, das mich zum Ziel bringt.“
    Seine Augen schimmerten im Licht der Fackeln an der Wand. Tief und dunkel wie das Meer. Aber auch genauso trügerisch sanft.
    „Du wolltest …“
    „Dich! Wie ich es gesagt habe. Ich wollte, dass du mir gehörst, und das hast du getan. Wie es dazu kam, spielt keine Rolle. Doch du weißt inzwischen selbst, warum es freiwillig sein musste.“
    „Verdammter Mistkerl!“
    Er lachte. „Sei nicht böse, meine Füchsin! Du hast keinen Schaden genommen.“ Dem konnte ich nicht widersprechen. Ich war nicht mehr Vampir und nicht weniger Mensch als am Morgen zuvor. „Und nun zu deinen Antworten, Melissa. Was ich dir über Armand sagen kann, ist, dass er vor über hundert Jahren zu mir kam. Auf der Flucht vor Lemain. Ich lehrte ihn, wie er sich vor seinem Dunklen Vater verbergen konnte. Und er wurde mein Geliebter, mein Gefährte. Für mehr als zwanzig Jahre.“
    „Und nun verrätst du ihn!“
    „Das tue ich nicht. Ich habe nicht versucht, dich ihm wegzunehmen. Ich wollte dich. Und es wird noch andere von uns geben, die dich wollen. Sei vorsichtig, wenn du ihnen begegnest.“
    „Aber warum?“
    „Du bist etwas Besonderes. Das wird dir vielleicht schon sehr bald klar werden. Wenn du Armand wiederfindest und er dir erzählt, was du noch nicht weißt. Abgesehen davon, hat es auch etwas mit Macht zu tun. Das habe ich dir ja schon gesagt. Wir Vampire gieren danach. Ganz besonders nach der Art von Macht, die wir über unseresgleichen haben können.“
    Seine Stimme klang wieder dunkel vor Leidenschaft, doch ich wusste, er würde mich nicht berühren. Trotzdem spannte ich mich an wie ein Reh, kurz bevor es flieht. „Also in meinem Fall Macht über Armand“, sagte ich mit trockener Kehle.
    „Nicht zwingend,
thalabi
. Vielleicht auch Macht über dich. Denn dass du eine von uns werden wirst, ist nicht zu übersehen.“ Wir schwiegen eine Weile. Schließlich fuhr Lucien mit seiner melodischen Stimme fort: „Armand verließ mich, um sein eigenes Blut wiederzufinden. Seine sterblichen Nachkommen. Ich selbst habe seine Familienchronik zusammengetragen und sie

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